Der Waldläufer
fragte der Hacendero leise den Senator. »Ich suche mich vergeblich zu erinnern ...«
»Wo wollt Ihr diesen Grobian gesehen haben?« erwiderte Tragaduros im selben Ton. »Es ist einer von jenen halbwilden Jägern, wie die sind, die ich eines Abends an der Poza traf.«
»Ihr mögt sagen, was Ihr wollt; es liegt auf diesem Gesicht etwas wie eine Maske, die seinen wirklichen Ausdruck verhüllt – ich möchte darauf wetten! Aber was liegt daran?«
Der Reiterzug folgte dem Trapper schweigend einige hundert Schritt weit; nicht, ohne daß diejenigen, die ihn bildeten, sich gewundert hätten über die Entfernung, die die Furt von dem sich durch das Gras der Ebene hinziehenden Fußpfad zu trennen schien. Rosarita sagte nichts; sie setzte ihre angefangenen Träumereien fort, die sanft vom Murmeln des Schilfs im Fluß, vom Geschrei der im Sumpf fischenden Brachschnepfen und von all den Stimmen, die des Morgens an den Ufern der großen Flüsse ihren Gesang ertönen lassen, eingewiegt wurden.
Der Trapper schien die Ungeduld der Reisenden, die er führte, erheitern zu wollen und brach zum erstenmal seit einigen Minuten das Schweigen, indem er die Stimme erhob. »Ah, die Biber sind erfinderische Tiere«, sagte er, »und oft habe ich sie in dem einsamen und gefahrvollen Leben, das ein armer Trapper führt, lange Zeit schweigend beobachtet. Mehr als einmal hat mich das Geräusch ihrer Schwänze, mit denen sie ihr Mauerwerk aus Pfählen und Ton schlagen, in der Stille der Einöden an den wohlbekannten Ton des Schlägels der Wäscherinnen an den Ufern des Illinois erinnert, und ich habe oft seufzen müssen, wenn ich an mein Vaterland dachte.«
»Ihr seid in der Tat fern von Eurer Heimat«, sagte Rosarita, die die Sprache des Jägers in einem jener Augenblicke gerührt hatte, wo das Herz sich so leicht dem Mitleid öffnet.
»Ich bin aus Illinois, Señorita«, antwortete der Trapper mit ernstem Ton und setzte seinen Marsch fort. »Horch! Hört sie!« sprach er nach einem neuen Schweigen weiter. »Hört ihr das Geräusch, von dem ich sprach?«
Die Reisenden konnten in der Tat einen entfernten Lärm vernehmen, ähnlich demjenigen, den der Schlägel auf nasse Linnen hervorbringt.
»Aber«, fuhr der Jäger fort, nachdem er selbst aufmerksam gelauscht hatte, »wenn die Biber so arbeiten, dann denken sie nicht daran, sich zu belustigen und in meine Fallen zu gehen. Ich will sie ein wenig erschrecken, um sie zu beunruhigen!« So sprechend stieß der Jäger in kurzen Zwischenräumen voneinander drei dumpfe, laut klingende Töne aus seiner Brust hervor, die seine Hörer unwillkürlich erbeben ließen. Man hätte meinen sollen, es wären die rauhen und doch laut klingenden Töne gewesen, die der amerikanische Löwe in den Einöden ausstößt. Alles ferne Geräusch hörte auf; selbst die Stimme der Sumpfvögel schwieg.
Der Trapper lächelte über das Erstaunen der Reiter und blieb stehen.
Sie waren an dem spitzen Winkel angelangt, der von den beiden sich trennenden Armen des Flusses gebildet wird; zur Linken der Reiter, die am Fluß entlangritten, verbarg höheres und dichteres Gras die Ebene; zu ihrer Rechten erhob sich ein Weidendickicht auf dem entgegengesetzten Ufer.
»Der Fluß kommt mir sehr tief vor für eine Furt an dieser Stelle«, bemerkte Don Agustin.
»Seine Gewässer sind trüb, und man sieht nicht bis auf den Grund«, antwortete der Trapper. »Da es nicht billig sein würde«, fuhr er fort, »daß ich für den Gefallen, den ich Euer Gnaden erweise, gezwungen wäre, bis ans Knie ins Wasser zu gehen, so möchte ich einen von euch um die Erlaubnis bitten, hinten aufsitzen zu dürfen, und ich würde euch den Weg zeigen, obgleich ein Trapper ein ziemlich trauriger Reiter ist.«
Francisco machte den Vorschlag, den Führer hinter sich aufsitzen zu lassen; der Amerikaner nahm es an und stieg nicht ohne große Anstrengungen auf den Rücken des Pferdes hinter dem Sattel. Als er sich gesetzt hatte, sagte er: »Spornt Euer Tier geradeaus.«
Aber sei es nun, daß das Pferd Furcht hatte, sei es, daß die Fersen des Trappers unangenehm seine Weichen kitzelten – es weigerte sich zu gehen und schlug hinten aus. Nun legte der Trapper seinen linken Arm unter den Franciscos und nahm den Zügel in die Hand; das Tier weigerte sich immer noch.
»Laßt Euer Pferd neben das unsrige kommen«, sagte der Amerikaner zu einem von den anderen Dienern; »wenn die beiden Tiere nebeneinander gehen, werden sie sich gegenseitig ermutigen.«
Der Diener
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