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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beiden Parteien.
    »Hinaus mit den Räubern!« rief der Wirth.
    Der Stolz des Comanchen hatte den Leuten imponirt und sein Edelmuth schnell ihr Herz gewonnen. Sie deckten ihn gegen die zwei grimmig nach ihm trachtenden Männer.
    »Komm her, Du Hund von Comanchen,« schäumte El Mestizo, indem er durch die Gäste zu dringen versuchte. »Sag Deinen Namen, wenn Du einen hast!«
    »El Mestizo wird Falkenauge kennen lernen!« klang es als Antwort.
    »Falkenauge!« riefen die Mexikaner.
    »Falkenauge!« rief auch Sang-Mêlé und machte Miene, ihn mit Gewalt zu erreichen.
    Schnell aber schien er sich eines Andern zu besinnen.
    »Kommt, Alter!«
    Er verschwand durch die schon längst aufgerissene Thür. Sein Vater folgte ihm mit derselben Schnelligkeit.
    Sofort stand der Comanche am Fenster und hielt die Wüchse zum Schusse bereit.
    »Was wollt Ihr thun?« frug besorgt der Wirth.
    »Falkenauge schützt sein Pferd!« antwortete der Comanche.
    Er hatte Veranlassung zu dieser Wachsamkeit gehabt, denn die beiden Räuber machten wirklich Miene, sich schnell auf zwei der draußen wartenden Pferde zu werfen. Als sie aber die auf sie gerichtete Büchse erblickten, ließen sie von ihrem Vorhaben ab und entfernten sich eiligen Schrittes.
    Es dauerte einige Zeit, ehe die Männer wieder ruhig bei einander saßen. Dann nahm der Haziendero wieder das Wort.
    »Kommt Falkenauge aus der Savanne?«
    »Er kommt von Mitternacht.«
    »Hat er die Spuren von Apachen gesehen?«
    »Er hat gesehen die Spur von fünf mal zehn Reitern und zwei mal zehn Pferden, auf welchen kein Apache saß.«
    »Wo ist sie zu finden?«
    »Von Tubac eine halbe Sonne weit geht sie nach Mitternacht. Adlerauge hatte keine Zeit, ihr zu folgen.«
    »Die Schufte werden dann westlich nach der Apacheria eingebogen sein. Ist mein rother Freund allein?«
    »Es warten zwei mal zehn rothe Brüder auf ihn.«
    »Will er mir helfen, die Apachen fangen? Sie haben meine Pferde gestohlen.«
    »Das Bleichgesicht hat ein gutes Gesicht und ein offenes Auge. Falkenauge wird ihn führen zu den Schakalen der Savanne, wenn er die Botschaft ausgerichtet hat, die ihn in das Land der Weißen führt.«
    »Welche Botschaft ist das?«
    »Die Krieger der Comanchen sind auf der Jagd gewesen und haben erbeutet viele Cibolohäute (Büffelhäute), für welche sie haben wollen Pulver und Blei, Büchsen und Messer, Decken und Tabak – – –«
    Der Viandante erhob sich schleunigst, um ihm in die Rede zu fallen.
    »Was mein rother Bruder braucht, soll er von mir bekommen; ich habe Alles, was sein Herz begehrt.«
    »Und mein weißer Bruder wird uns, was wir begehren, für die Häute geben?«
    »Ja. Wo sind sie?«
    »Eine halbe Sonne und wenige Strahlen von hier.«
    »Ich reite mit! Wann wird Adlerauge aufbrechen?«
    »Wenn die Bleichgesichter bereit sind, ihm zu folgen.«
    »So reiten wir gleich!« meinte der Haziendero.
    Es war ihm ungemein lieb, den Comanchen gefunden zu haben, durch den er vielleicht die Beihülfe von zwanzig tapferen Kriegern bekam, mit denen er den Apachen beinahe gleichzählig wurde.
    »Ja, wir reiten gleich!« entschied auch der Händler, indem er seine Pakete nahm, um sie den Maulthieren wieder aufzubürden.
    Die Cibolero’s schlossen sich versprochener Maßen den Verfolgern an und bald waren die Männer, die sich vor kaum einer Viertelstunde weder gesehen noch gekannt hatten, bereit, ihre Pferde zu besteigen.
    Der Zug setzte sich in Bewegung, und zwar beinahe in ganz derselben Richtung, in welcher Don Estevan die Stadt verlassen hatte.
    Draußen vor der Stadt zog sich an einem Bache ein von wilden Reben durchwachsenes Erlengebüsch hin. In der Nähe desselben angekommen, hielt Falkenauge die Blicke zu Boden geheftet. Er ritt voran und schien etwas bemerkt zu haben, was seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
    Jetzt bog er sich etwas tiefer auf den Hals seines Pferdes nieder. Der Schaft eines wilden Portulaks war umgetreten, und die dem weichen Boden eingedrückte Fußspur zeigte deutlich, daß hier zwei Männer barfuß dem Gebüsche zugeschritten seien.
    Jetzt wußte der scharfsinnige Comanche genug.
    Er hatte sich denken können, daß die beiden Wüstenräuber Alles aufbieten würden, um zu erfahren, welche Folgen das Zusammentreffen in der Venta haben werde; darum hatte er erwartet, daß sie sich vor der Stadt auf die Lauer legen würden; jetzt sah er diese Voraussicht bestätigt und wußte auch, daß sie in dem Gebüsche staken und ihn mit seinem Gefolge vorüberreiten sahen. Er

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