Der Waldläufer
halten, damit wir ihnen nicht begegnen, sondern hinter sie kommen.«
»Mein Bruder ist klug und weise. Wann werden wir aufbrechen?«
»Gleich.«
»Wie stark sind sie?«
»Dreizehn Köpfe mit dem Comanchen.«
»Dreizehn, das ist die Zahl des Unglückes bei den Bleichgesichtern. Sie werden die Sonne nur noch einmal sehen!«
Die Apachen waren in Summa wirklich fünfzig Mann, wie Falkenauge ganz richtig in der Venta gesagt hatte. Die »starke Eiche« beorderte sechs von ihnen, während der Nacht beim Feuer zu bleiben und die geraubten Pferde zu bewachen, um auch dann morgen zu warten, bis er mit den Andern zurückgekehrt sei.
Diese stiegen auf; die beiden Wüstenräuber setzten sich an die Spitze, und bald war der Zug im Dunkel der Nacht verschwunden.
Während dem hatte Falkenauge seinen Weg unausgesetzt verfolgt. Sie kamen nicht sehr schnell vorwärts, da die schwer bepackten Maulthiere des Krämers nur langsam gehen konnten.
Der Haziendero versuchte öfters ein Gespräch mit dem Comanchen zu beginnen, doch scheiterte dies Vorhaben stets an der Schweigsamkeit des wortkargen, in sich versunkenen Mannes.
Falkenauge dachte an Mo-la, an die Schnelligkeit, mit welcher er den Mestizen und Mani Sangriente gefunden hatte, und an die unerwartete Hoffnung, den Apachen schon morgen ein Treffen liefern zu können.
Da spornte Encinas, der Cibelero, sein Pferd an die Spitze des Zuges. Er war ein alter, erfahrener Savannenmann, der sich gewöhnt hatte, die Augen offen zu halten.
»Will Falkenauge ein Wort von seinem Bruder vernehmen?« frug er in der Indianern gegenüber so gewöhnlichen Ausdrucksweise.
»Mein Bruder hat gelernt, den Büffel zu jagen und mit dem Bär zu sprechen. Falkenauge hält sein Ohr offen.«
»Hat mein Bruder das Erlengebüsch bemerkt, welches vor der Stadt am Wasser lag?«
»Er hat es gesehen.«
»Hinter den Erlen blickten vier böse Augen hervor.«
Der alte Büffeljäger hatte dieselbe Bemerkung gemacht wie der Comanche, obgleich er der Letzte im Zuge gewesen war.
»Bei den vier bösen Augen waren vier nackte Füße,« meinte Falkenauge.
Encinas nickte; er wußte jetzt, daß sich der Zug unter einer vortrefflichen und aufmerksamen Leitung befand.
»El Mestizo und Mani Sangriente werden uns folgen.«
»Sie werden dem Comanchen und den Bleichgesichtern nicht folgen,« widersprach Falkenauge.
Encinas blickte überrascht in das bronzene Gesicht des Indianers.
»Was werden sie sonst thun?«
»Hat mein Bruder die Pferde gesehen, welche zur Rechten hinter der Umzäunung weideten?«
»Ja.«
»Die Räuber werden zwei von ihnen nehmen und zwischen Abend und Mitternacht die Apachen suchen, um auf die Fährte der Bleichgesichter zurückzukehren, wenn die Sterne am Himmel aufgegangen sind.«
Encinas war betroffen von dem Scharfsinne, welchen diese Worte bezeugten, und von der Wahrheit, die ihnen nicht abzusprechen war.
»
Per dios,
das ist richtig! Wir brauchen sie gar nicht aufzusuchen, denn sie werden uns ganz von selbst in die Hände laufen!«
»Sie werden kommen mit der Morgenröthe und dem Comanchen und seinen weißen Brüdern ihre Skalpe geben.«
Falkenauge sah hier einen Mann neben sich, der in der Savanne eine gute Schule durchgemacht hatte, daher war er ihm gegenüber mittheilsamer, als vorhin gegen den Haziendero.
»Wer machte die große Fährte, die von Tubac gegen Mitternacht führt?« frug er. »Sie ist viele Sonnen alt.«
»Sie stammt von einer Expedition, welche nach der Apacheria gezogen ist, um dort viel Gold zu finden.«
»Gold?« Er schüttelte verächtlich den Kopf. »Die Bleichgesichter suchen den Geist, der in dem Glanze des Metalles lauert, um sie zu verderben. Sie werden fallen und sterben vor Hunger und Hitze und unter den Händen der Apachen.«
»Sie haben auch noch andere Feinde, welche fürchterlicher sind als die Apachen. Ich begegnete, als ich vor mehreren Tagen von der Büffeljagd kam, drei Jägern, welche die Expedition verfolgten.«
»Wie viele Köpfe zählten die Bleichgesichter?«
»Achtzig.«
»Das sind acht mal zehn. Die drei Männer müssen große und tapfere Jäger sein, daß sie eine so große Anzahl von Feinden verfolgten.«
»Sie sind die gewaltigsten, so weit die Savannen und die Wälder reichen.«
Das Interesse des Comanchen war erwacht.
»Wie heißen sie?«
»Jeder rothe Mann kennt ihre Namen. Ich saß mit ihnen eine ganze Nacht am Lagerfeuer und erfuhr, wie sie heißen. Ihr Name lautet Bois-rosé, Dormillon und Tiburcio
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