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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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Woche Eure Gichtbeschwerden zurückgehen.«
    Hall nickte eifrig: »Bin davon überzeugt, habe schon jetzt ein befreites Gefühl! Nochmals von Herzen Dank ... Cirurgicus.« Es war das erste Mal, dass er Vitus so nannte. Vitus, der Magister, Rod und McQuarrie betraten den
    »Garten« im äußersten Bug und überprüften noch einmal die Windverhältnisse. Kräftige Böen fielen an diesem Morgen von Backbord ein, was sie veranlasste, auf der Steuerbordseite Platz zu nehmen. Wer sich erleichtern wollte, tat gut daran, sich in Lee zu setzen.
    Ein Doppelschlag der Schiffsglocke klang hell vom Achterschiff zu ihnen nach vorn und meldete, dass es 9 Uhr war. Alle vier hatten sich angewöhnt, zu dieser Stunde im »Garten« zu erscheinen, um hier, während der notwendigen Verrichtungen, in Ruhe zu plaudern. Das gemeinsame Sitzen hatte etwas Vertrautes und Entspannendes und war, wie Vitus betonte, in seiner Regelmäßigkeit sehr gesund. »Wenn man so hoch über dem Wasser thront, kommt man sich vor wie ein Vogel, der was fallen lässt«, grinste Rod. »Wie dieser Falke da vorn.« Er deutete auf die Galionsfigur. »Wieso heißt das Schiff eigentlich Falcon und nicht Sperber oder Bussard oder Habicht?«, fragte der ewig wissensdurstige Magister.
    »Der Name Falke war eine Idee vom Alten«, antwortete McQuarrie. »Er erzählte mir mal in einer Hafenkneipe, wie er drauf gekommen ist: Es muss mindestens fünfzehn Jahre her sein. Es war ein Herbsttag auf der Isle of Wight, und er beobachtete, wie ein Wanderfalke sich auf seine Beute herabstürzte. Die Schwingen und der Schwanz zeigten dabei ein Flugbild, das den Alten genau an die Form eines Ankers erinnerte. Damals nahm er sich vor, irgendwann mal ein Schiff zu besitzen, das den Namen Falcon trägt.«
    »Ein schönes Schiff«, nickte Vitus.
    »Aber in mancherlei Hinsicht anders als die alte Cargada, de Esperanza«, entgegnete der Magister.
    »Die spanischen Galeonen können es mit den neuen englischen nicht aufnehmen.« Wenn es um die Bauweise von Schiffen ging, war McQuarrie in seinem Element.
    »Seht nur den Fockmast der Falcon: Er steht vor dem vorderen Aufbau und besitzt eine Schräge voraus. Ein Spanier dagegen hat den Fockmast direkt im Vorkastell sitzen, das im Übrigen viel höher ist als unseres. Wir Falcons reden deshalb auch gar nicht mehr von einem Kastell, sondern nur noch von einem Vor - oder Backsdeck.«

    »Falcon, hooo! Schiff Backbord voraus!«, tönte es plötzlich über ihnen. Der Ausguck im Mars hatte Meldung gemacht. »Welche Nationalität?« Als hätte er auf die Nachricht gewartet, rannte John Fox die Kühl entlang in Richtung Bug. »Kannst du was erkennen, Bursche?«
    »Nein, Sir. Tut mir Leid, Sir. Handelt sich aber um ein kleineres Schiff, Dreimaster, glaube ich.«
    »Aaachtung! Kommandant kommt nach vorn!«, rief ein Mann der Steuerbordwache.
    John Fox eilte zurück zu seinem Kapitän. »Schiff Backbord voraus, Sir, noch nichts Näheres erkennbar. Soll ich »Klar Schiff zum Gefecht! « pfeifen lassen?«
    »Nein, Mister Fox.« Taggart hielt ein langes, mit Vergrößerungslinsen versehenes Holzrohr in der Hand.
    »Ich will den Burschen erst mal genau studieren.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Unter den Augen der gesamten Mannschaft schritt Taggart weiter, erreichte das Backsdeck und begann in die Wanten des Fockmasts zu steigen. Auf halber Höhe hielt er inne und blickte auf die vier Männer im »Garten« herab. Vitus, der Magister, Rod und McQuarrie hatten so schnell es ging ihr Geschäft beendet und die Hosen hochgezogen. Jetzt schauten sie verlegen nach oben.
    »Das lob ich mir!«, rief Taggart. Seine rechte Gesichtshälfte hob sich. »Die Herren halten Disziplin und kacken im Gleichtakt. Weitermachen!«
    »Aye, aye, Sir.« Die Bestätigung der vier klang etwas lahm. Hier und dort kicherte jemand.
    Taggart kletterte die Wanten weiter hinauf, doch nach ein paar Stufen verhielt er abermals. »Ach, ehe ich's vergesse: Cirurgicus und auch Ihr, Magister Garcia: Ich gebe heute Abend ein kleines Dinner in meiner Kajüte, würdet Ihr mir die Freude Eurer Anwesenheit machen?«
    »Aber selbstverständlich, gern, Sir!«
    »Schön. Und meine Empfehlung an Doktor Hall, mit dem Ihr die Kammer teilt. Auch er ist mir willkommen.«
    »Wir werden es ausrichten, Sir«, versicherte Vitus. »Dann ist es abgemacht. Sagen wir um 8 Glasen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, stieg er weiter nach oben.
    Nicht schlecht, nicht schlecht, Männer.« Taggart, der an der Stirnseite des

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