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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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schloss die Augen und atmete tief durch. Gaia erkannte, dass sie zu weit gegangen war. Dann schaute Emily sie wieder an und war so gefasst wie zuvor.
    »Selbstverständlich gewöhnen wir uns an die Babys«, fuhr sie fort. »Das ist nur natürlich – und wenn du mich fragst, brauchen Babys ein Gefühl der Liebe, bevor sie auch nur auf die Welt kommen. Genau deshalb erfordert unsere Aufgabe auch viel Hingabe und Fingerspitzengefühl. Es ist nichts für jeden, Gaia. Man muss schon vollkommen selbstlos sein – aber man bekommt auch sehr viel zurück. Hast du je Eltern kennengelernt, die unbedingt ein Kind wollen, aber keins kriegen können? Man fühlt einfach mit ihnen.«
    »Genau deshalb gab es damals die Babyquote: Sie nahmen uns die Kinder, damit sie welche adoptieren konnten.«
    »Diese Mütter hatten aber nie eine Wahl. Das weißt du doch aus eigener Erfahrung. Ist das Institut da nicht viel besser? Wir wissen genau, was aus unseren Kindern wird. Sie verschwinden nicht einfach spurlos irgendwohin.«
    Das überraschte Gaia. »Ihr kennt die Eltern eurer Babys?«
    Emily lächelte wieder einer der Frauen unten im Hof zu. »Wir sollten zwar eigentlich nicht wissen, wessen Kind genau wir austragen, aber ein paar von uns haben eine Ahnung. Die Eltern wissen es jedenfalls. Sie dürfen mit entscheiden. Wir treffen sie gelegentlich. Sie laden uns ein oder geben uns kleine Geschenke. Sie sind uns so dankbar – wir dürfen auf die ganzen Partys mit. Man behandelt uns wie Prinzessinnen.«
    »Für ein Jahr«, sagte Gaia.
    Emily wandte sich ihr wieder zu. »Ja. Für ein Jahr, oder auch länger.«
    »Und was dann? Kehren die verhätschelten Mütter wieder nach draußen zurück, als ob nichts gewesen wäre? Was ist denn aus Sasha geworden?«
    »Ich habe nichts mehr von ihr gehört, aber das überrascht mich nicht.« Emily lehnte sich an eine der Säulen. »Was den Rest von uns betrifft – keine Ahnung. Ein paar haben wie gesagt die Chance, weiterzumachen. Diejenigen, die nach draußen zurückkehren, werden es auch nicht schwer haben, denn ihnen bleibt ja schließlich noch das Geld – und die Erinnerung an ein Leben, das sie sonst nie hätten führen können. Schau sie dir doch an.« Sie nickte mit dem Kopf. »Weißt du denn nicht mehr, wie das alles auf dich wirkte, als du es zum ersten Mal gesehen hast?«
    »Ja. Aber das hat sich geändert. Und es hat auch meinen Blick auf das Leben draußen verändert.« Gaia fragte sich nervös, welche Rolle der Protektor ihr in alledem wohl zugedacht hatte. »Wie hat man diese Frauen überhaupt ausgewählt?«
    »Dafür war der Protektor zuständig. Vierzig haben wir ein Angebot gemacht; am Ende haben außer mir noch zwölf eingewilligt.«
    »Aber wieso die ursprünglichen Vierzig?«, hakte Gaia nach. »Ich wüsste gerne, wie man auf sie kam. Hatte es genetische Gründe? Ich dachte, die Eltern wären an euch herangetreten.«
    »Nachdem sie dem Institut beitraten, ja.« Emily schaute verwirrt drein. »Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien man die vierzig Frauen aussuchte. Natürlich waren sie alle gesund und alleinstehend und stammten aus Wharfton. Vermutlich müssen sie großzügig und mitfühlend sein. Jedenfalls macht es keine wirklich nur wegen des Geldes.« Sie sah Gaia an. »Ehrlich, Gaia, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Das Institut wählt bloß Kandidatinnen aus, die das wirklich wollen, und das ist offensichtlich nicht der Fall bei dir. Der Protektor wird dich gar nicht haben wollen.«
    »Irgendwas hat er aber mit mir vor«, sagte Gaia. »Ich weiß nur nicht, was. Ich hätte ihm gleich sagen können, dass ich nie ein Kind von mir verkaufen würde, egal zu welchem Preis.«
    Emilys Gesicht verschloss sich, als habe man eine Jalousie heruntergezogen. »Harte Worte, Gaia.«
    Doch Gaia konnte nicht anders. »Ich sage dir, das wird nicht funktionieren. Das alles wird bloß zu noch mehr Kummer führen.«
    »Ich bin ja nicht naiv«, sagte Emily und schnippte mit den Fingern, um der Wache ein Zeichen zu geben. Dann machte sie sich wieder auf den Rückweg. »Kummer ist unvermeidlich. Zumindest haben sich die Frauen diesen Kummer selbst ausgesucht.«
    »Emily«, beschwor Gaia ihre Freundin.
    Emily ging noch zwei Schritte, dann fuhr sie herum. Die Wangen gerötet, Tränen im Gesicht, wirkte sie mehr denn je wie das Mädchen, an das sich Gaia erinnerte. »Was fällt dir ein, mich zu verurteilen? Wie kannst du es wagen, zu behaupten, ich würde mein Kind verkaufen? Du bist ein fach

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