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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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da. Seit ihrem Streit in der Galerie gingen er und Dalinar sich aus dem Weg.
    »Ich verstand in einem Augenblick der Stille«, las Litima weiter. »Jene Kerzenflammen waren wie das Leben der Menschen. So zerbrechlich. So tödlich. In Ruhe gelassen, leuchteten und wärmten sie. Doch wenn sie entfesselt wurden, zerstörten sie alles, was sie eigentlich nur erleuchten sollten. Embryonische Freudenfeuer, ein jedes die Saat der Vernichtung in sich tragend, die so mächtig ist, dass sie Städte zerstören und Könige in die Knie zwingen kann. In späteren Jahren kehrte mein Geist oft zu jenem ruhigen, stillen Abend zurück, als ich die Reihen der lebendigen Lichter betrachtet hatte. Und ich begriff. Treue zu erhalten, bedeutet aufgeladen zu werden wie ein Edelstein – und die schreckliche Erlaubnis zu erhalten, nicht nur das eigene Selbst zu zerstören, sondern auch alle, die in der Obhut dieses Selbst stehen.«

    Litima verstummte. Das war das Ende des Abschnitts.
    »Danke, Hellheit Litima«, sagte Dalinar. »Das reicht.«
    Die Frau neigte ehrerbietig den Kopf. Sie nahm ihr junges Mündel, das an der Seite des Raumes gestanden hatte, und die beiden zogen sich zurück. Das Buch blieb auf dem Lesepult liegen.
    Dieser Abschnitt war zu einem von Dalinars Lieblingstexten geworden. Ihn zu hören wirkte oft tröstlich. Jemand anders hatte gewusst und verstanden, wie Dalinar sich fühlte. Aber heute brachte ihm das Buch nicht den gewohnten Trost. Es erinnerte ihn nur an Adolins Argumente. Dalinar hatte bereits selbst über sie alle nachgedacht, doch dann hatte es ihn zutiefst erschüttert, sie von jemandem vorgehalten zu bekommen, dem er vertraute. Er starrte die Landkarten an: Es waren kleinere Kopien derjenigen, die in der Galerie hingen. Der königliche Kartograph Isaisk Schulin hatte sie für Dalinar gezeichnet.
    Was war, wenn es sich bei Dalinars Visionen tatsächlich nur um Einbildungen handelte? Oft hatte er sich nach den ruhmreichen Tagen aus Alethkars Vergangenheit gesehnt. Waren die Visionen die Antwort seines Geistes auf diesen Wunsch? War es der Weg seines Unterbewusstseins, ihn zum Helden zu machen und eine Rechtfertigung dafür zu geben, dass er beharrlich seine Ziele verfolgte?
    Ein beunruhigender Gedanke. Wenn man es von einer anderen Seite aus betrachtete, dann klangen diese Phantombefehle zur Vereinigung beinahe wie die Verkündigungen der Hierokratie, als diese vor zwei Jahrhunderten versucht hatte, die Welt zu erobern.
    Dalinar wandte sich von seinen Karten ab und ging über den weichen Teppich quer durch den Raum. Zu angenehm, so ein Teppich! Dalinar hatte den größten Teil seines Lebens in dem einen oder anderen Kriegslager verbracht; er hatte in Wagen, Steinbaracken und Zelten geschlafen, die sich an die
windabgewandte Seite von Felsformationen geschmiegt hatten. Verglichen damit glich seine gegenwärtige Behausung beinahe einem Schloss. Er hatte das Gefühl, er müsse all diesen Schmuck hinauswerfen. Aber was würde das nützen?
    Er blieb bei dem Lesepult stehen und fuhr mit den Fingern über die dicken Blätter, die mit violetten Zeilen beschrieben waren. Er konnte die Worte zwar nicht lesen, aber er fühlte sie beinahe; sie strahlten ebenso von den Seiten ab wie das Sturmlicht aus einer Kugel. Waren die Worte dieses Buches der Grund für seine Schwierigkeiten? Die Visionen hatten mehrere Monate nach den ersten Lesungen daraus begonnen.
    Er legte die Hand auf die kalten, tintenvollen Seiten. Das Heimatland stand kurz vor dem Auseinanderbrechen, der Krieg war ins Stocken geraten, und plötzlich begeisterten ihn dieselben Mythen und Ideale, die zum Sturz seines Bruders geführt hatten. In dieser Zeit brauchten die Alethi den Schwarzdorn und nicht etwa einen alten, müden Soldaten, der sich als Philosoph betrachtete.
    Verdammt sei das alles, dachte er. Ich war doch der Ansicht, dass mir inzwischen alles klar ist! Er schloss das ledergebundene Buch, dessen Rücken ein knarzendes Geräusch von sich gab. Dann trug er es zum Bücherregal und stellte es an seinen Platz.
    »Vater?«, fragte Renarin. »Kann ich etwas für dich tun?«
    »Ich wünschte, es wäre so, mein Sohn.« Dalinar klopfte zart gegen den Rücken des Buches. »Es ist wie eine Ironie des Schicksals. Dieses Buch wurde einmal als eines der großen Meisterwerke der politischen Philosophie betrachtet. Hast du das gewusst? Jasnah hat mir gesagt, Könige studierten auf der ganzen Welt seine Lehren. Und jetzt hält man es für beinahe

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