Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
getan, und als er es dann hatte lesen wollen, waren dazu zwei Spiegel und ein sehr verwirrter Badediener notwendig gewesen.
Ah, dachte er, als er einen neuen Eintrag in seiner linken Armbeuge fand. Er las sie unbeholfen und ging die abwärtsführende Straße dabei hinunter.
Versuch erfolgreich. Habe Sprengsel bemerkt, die nur dann erscheinen, wenn man ernsthaft betrunken ist. Treten als keine braune Blasen auf, die sich an Gegenständen in der Nähe festklammern. Weitere Überprüfungen werden nötig sein, wenn ich beweisen will, dass sie keine Halluzinationen sind.
»Sehr schön«, sagte er laut. »Wirklich sehr schön. Ich frage mich, wie ich sie nennen soll.« In den Geschichten, die er gehört hatte, wurden sie Sudsprengsel genannt, aber das erschien ihm dumm. Trunkenheitssprengsel? Nein, das war zu schwerfällig. Biersprengsel? Er verspürte eine Welle der Erregung. Dieser besonderen Sprengselart jagte er schon seit Jahren nach. Wenn sie sich als real erwiesen, wäre das ein großer Sieg für ihn.
Warum traten sie nur in Iri auf? Und warum so unregelmäßig? Er hatte sich ein Dutzend Mal sinnlos betrunken und sie nur ein einziges Mal bemerkt. Falls sie wirklich da gewesen waren.
Doch Sprengsel waren schwer fassbar. Manchmal weigerten sich sogar die gewöhnlichsten Arten – zum Beispiel Flammensprengsel – zu erscheinen. Das erschwerte jemandem, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, jede einzelne Sprengselart in Roschar zu untersuchen und zu katalogisieren, die Arbeit.
Er pfiff sich noch immer etwas vor, als er durch die Stadt zum Hafen ging. Um ihn herum bewegten sich viele goldhaarige Iriali. Die Haare zeigten die Abstammung an, wie bei den Alethi. Je reiner das Gold war, desto reiner war auch das Blut. Und es war nicht bloß blond, sondern richtig golden und schimmerte satt in der Sonne.
Er mochte die Iriali. Sie waren nicht annähernd so prüde wie die Vorin-Völker im Osten und neigten kaum zu Kampf und Zank. Das machte es leichter, auf die Jagd nach Sprengseln zu gehen. Aber natürlich gab es auch Sprengsel, die nur im Krieg zu finden waren.
Eine Menschenmenge hatte sich im Hafen versammelt. Ah, dachte er, ausgezeichnet. Ich bin nicht zu spät dran. Die meisten standen auf einer besonderen Aussichtsplattform. Alexis suchte sich einen Platz, richtete sein heiliges Tuch, lehnte sich gegen das Geländer und wartete.
Es dauerte nicht lange. Um genau sieben Uhr sechsundvierzig am Morgen – die Bewohner stellten ihre Zeitmessgeräte danach – tauchte ein gewaltiges, meeresblaues Sprengsel aus dem Wasser der Bucht auf. Es war durchscheinend, und obwohl es bei seinem Auftauchen Wellen zu verursachen schien, so waren sie doch nur eine Illusion. Die Wasseroberfläche der Bucht wurde dabei gar nicht aufgewühlt.
Es nimmt die Gestalt eines großen Wasserstrahls an, dachte Axies und erschuf eine Tätowierung an einer noch unbeschrifteten Stelle seines Beines, die aus den folgenden Worten bestand: Das Innere besteht aus tiefstem Blau – wie in den Tiefen des Ozeans. Aber die äußeren Bereiche sind von hellerer Färbung. Nach den Masten der Schiffe in der Nähe zu urteilen, würde ich sagen, dass das Sprengsel mindestens hundert Fuß groß ist. Es ist eines der größten, die ich je gesehen habe.
Aus der Säule wuchsen vier lange Arme, die sich über die Bucht erstreckten und Finger sowie Daumen ausbildeten. Sie senkten sich auf goldene Piedestale, die von den Einwohnern
der Stadt eigens dort aufgestellt worden waren. Das Sprengsel kam jeden Tag zur selben Zeit, und es war gleichgültig, ob die Sonne früher oder später aufging.
Es hatte einen Namen: Cusicesch – der Beschützer. Manche verehrten es als einen Gott, die meisten aber betrachteten es lediglich als einen Teil der Stadt. Es war einzigartig und eine der ganz wenigen Arten von Sprengseln, die nur aus einem einzigen Wesen zu bestehen schienen.
Aber welche Art von Sprengsel ist es?, schrieb Axies fasziniert. Es hat ein Gesicht ausgebildet und blickt nach Osten, unmittelbar in die Richtung des Ursprungs. Der Gesichtsausdruck verändert sich verblüffend schnell. Verschiedene menschliche Gesichter erscheinen auf dem Halsstumpf, eines nach dem anderen in rasender Abfolge.
Die Schau dauerte ganze zehn Minuten. Wiederholten sich die Gesichter? Sie wechselten so schnell, dass er es nicht sagen konnte. Manche schienen männlich zu sein, andere weiblich. Sobald die Schau vorbei war, zog sich Cusicesch in das Wasser der Bucht zurück und
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