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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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elterlichen Grund und Boden verlassen. Du Idiotin, du Idiotin, du Idiotin!
    Sie hatte ihre Brüder davon überzeugt, ihr zu vertrauen und Hoffnung aus ihrem lächerlichen Plan zu schöpfen. Und was hatte sie schließlich erreicht? Sie hatte sechs Monate Zeit
verschwendet, während ihre Feinde sie nur immer enger einkreisten.
    »Hellheit Davar?«, fragte eine zögernde Stimme.
    Schallan schaute auf. Sie war so in ihr Elend versunken gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie sich ihr ein Diener näherte. Es war ein jüngerer Mann, der eine vollständig schwarze Uniform ohne ein Emblem auf der Brust trug. Er war kein Meisterdiener, sondern befand sich vielleicht noch in der Ausbildung.
    »Ihre Hellheit Kholin will mit Euch sprechen.« Der junge Mann zeigte den Gang entlang.
    Will sie mich jetzt noch weiter demütigen?, dachte Schallan und zog eine Grimasse. Doch eine Großdame wie Jasnah bekam eben, was sie haben wollte. Schallan zwang sich, nicht mehr zu zittern und stand auf. Wenigstens war es ihr gelungen, keine Tränen zu vergießen, so dass ihre Schminke nicht verlaufen war. Sie folgte dem Diener zurück in die erhellte Loge und hielt ihre Tasche vor die Brust: wie ein Schild auf dem Schlachtfeld.
    Jasnah Kholin saß auf dem Stuhl, den Schallan vorhin benutzt hatte, Bücherstapel türmten sich auf dem Tisch. Jasnah rieb sich die Stirn mit der Freihand. Der Seelengießer ruhte auf ihrer Haut; der Rauchstein war dunkel und gesprungen. Obwohl Jasnah erschöpft aussah, saß sie in vollkommener Haltung da. Ihr feines Seidenkleid bedeckte die Füße, die Schutzhand hatte sie in den Schoß gelegt.
    Jasnah richtete den Blick auf Schallan und senkte die Freihand. »Ich hätte dich nicht mit solcher Wut behandeln sollen, Dame Davar«, sagte sie mit müder Stimme. »Du hast lediglich Beharrlichkeit gezeigt, und das ist eine Eigenschaft, zu der ich für gewöhnlich ermuntere. Bei allen hellen Stürmen, ich habe mich oft selbst der Sturheit schuldig gemacht. Manchmal empfinden wir es als sehr schwierig, bei anderen etwas hinzunehmen, was wir selbst falsch machen. Meine einzige
Entschuldigung besteht darin, dass ich mich in der letzten Zeit ungewöhnlichen Anstrengungen habe unterwerfen müssen.«
    Schallan nickte dankbar, aber sie fühlte sich schrecklich unwohl.
    Jasnah drehte sich um und sah über die Brüstung hinweg auf den dunklen Raum des Schleiers. »Ich weiß, was die Leute über mich sagen. Ich hoffe, dass ich nicht ganz so grob bin, wie manche behaupten, obwohl einer Frau Schlimmeres nachgesagt werden kann als Strenge. Manchmal ist ein solcher Ruf sogar recht hilfreich.«
    Schallan musste sich zwingen, nicht herumzuzappeln. Sollte sie sich jetzt zurückziehen?
    Jasnah schüttelte den Kopf, doch Schallan konnte nicht einmal vermuten, welche Gedanken diese unbewusste Geste hervorgerufen hatten. Schließlich drehte sie sich wieder zu Schallan um und deutete auf die große kelchähnliche Schale, die auf dem Tisch stand. Es lagen noch ein Dutzend von Schallans Kugeln darin.
    Entsetzt hob Schallan die Freihand an die Lippen. Dieses Geld hatte sie vollkommen vergessen. Dankbar verneigte sie sich vor Jasnah und sammelte eilig die Kugeln ein. »Hellheit, bevor ich es vergesse, sollte ich noch erwähnen, dass ein Feuerer – Bruder Kabsal – hergekommen ist, während ich hier auf Euch gewartet habe. Er hatte Euch sprechen wollen. Er hat mich gebeten, Euch sein Verlangen zu übermitteln, eine Unterredung mit Euch führen zu dürfen.«
    »Das erstaunt mich nicht«, sagte Jasnah. »Die Kugeln scheinen dich überrascht zu haben, Dame Davar. Ich vermute, du hast draußen gewartet, um sie dir zu holen. Das ist doch wohl der Grund, warum du in der Nähe geblieben bist, oder?«
    »Nein, Hellheit. Ich wollte bloß meine Nerven beruhigen.«
    »Aha.«

    Schallan biss sich auf die Lippe. Die Prinzessin schien ihre anfängliche Wut überwunden zu haben. Vielleicht … »Eure Hellheit«, sagte Schallan und zuckte unter ihrer eigenen Frechheit zusammen, »was denkt Ihr über meinen Brief?«
    »Brief?«
    »Ich …« Schallan warf einen kurzen Blick auf den Tisch. »Unter dem Bücherstapel, Hellheit.«
    Ein Diener schob die Bücher rasch beiseite; der Parscher musste sie auf dem Papier abgesetzt haben, ohne dieses zu bemerken. Jasnah nahm den Brief an sich, hob eine Braue, und Schallan öffnete rasch ihre Tasche und verstaute die Kugeln in der Geldbörse. Dann verfluchte sie sich dafür, so vorschnell gewesen zu sein, denn nun blieb ihr

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