Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
lassen, und du auch. Es tut mir leid, Mo. Es ist gelaufen.«
Er legte auf, und ich saß einen Moment lang wie betäubt da. Das Gesamtbild? Billy und die Forellis zur Strecke zu bringen war das Gesamtbild, und die Liste war der Schlüssel dazu. Ich war ihre größte Chance, sie in die Hand zu bekommen.
Und ich würde nicht aufgeben.
Colin wartete nach der Schule auf mich. Der rote Truck stand wie eine Weihnachtsdekoration, die erst noch weggeräumt werden musste, im winterlichen Schneematsch. Ich straffte die Schultern und stieg ein.
» Wohin?«, fragte er.
Ein paar Grad wärmer als eisige Höflichkeit, aber noch längst nicht wieder normal. Colin richtete die Augen auf der Straße und blieb abwehrbereit.
» Ins Morgan’s.«
» Noch eine Lieferung.« Es war keine Frage, und so machte ich mir nicht die Mühe zu antworten. » Ich wünschte, du würdest das nicht tun.«
» Mein Leben«, sagte ich, während ich aus dem Fenster starrte und mich fragte, wie das Wetter in New York war– und ob ich es eines Tages mit eigenen Augen sehen würde. » Meine Entscheidung.«
» Das ist es wohl, aber das heißt nicht, dass ich mir keine Sorgen mache oder dass ich dir nicht helfen will.«
» Du willst mir nicht helfen«, sagte ich leise. » Du willst es mir abnehmen.«
» Du lässt es klingen, als ob ich dir wehtun möchte.«
» Ich weiß, dass du das nicht tun würdest. Aber mich zu beschützen… ist nicht genug. So will ich mein Leben nicht verbringen, behütet und in sicherer Entfernung. Nicht mehr. Ich will nicht, dass andere darüber entscheiden, wie ich leben soll und was ich tun darf.«
» Du hast all diese Entscheidungen an Billy abgetreten«, hob er hervor.
» Ich werde Billy das Handwerk legen«, sagte ich. » Und dann gehe ich weg. Du musst dir keine Sorgen mehr machen. Bald wirst du das alles los sein.«
» Ich werde mir immer Sorgen um dich machen«, sagte er und hämmerte auf die Knöpfe im Armaturenbrett ein.
» Ich weiß.« Und ich wusste, was jetzt kam– die Rede, in der er sanft mit mir Schluss machte und nach der wir uns versprachen, Freunde zu bleiben. Ich verabscheute es. Ich wollte mir die Ohren zuhalten. Die Zeit zum Stillstand bringen. Aus dem Truck springen, während er noch fuhr. Alles, um das Unvermeidliche hinauszuzögern. » Es ist schon gut. Du musst nicht…«
Er fiel mir ins Wort. » Ich bin so wütend auf dich, dass ich nicht klar sehen kann.«
» Das ist dein gutes Recht.« Ich neigte den Kopf. Es tat weh zu sprechen, aber ich zwang mich, die Worte hervorzustoßen: » Es tut mir leid.«
Er fuhr an den Straßenrand. » Ich… ich komme einfach nicht über die Wut hinweg.«
Ich nickte.
» Aber irgendwann werde ich das. Ich liebe dich, Mo.«
Ich spürte, wie mir die Tränen kamen und über meine Wangen strömten. » Ich weiß. Das ist nicht das Problem.«
» Sag das nicht.« Er wischte mir die Tränen ab, aber es folgten noch mehr. » Wir können es wieder hinbekommen.«
» Du kannst mich nicht wieder hinbekommen. Ich bin nicht kaputt, nur… anders. Ich habe diese Magie, und ich kann etwas mit ihr tun. Etwas Wunderbares. Das will ich auch, Colin, auch wenn es gefährlich ist. Aber du hasst sie und alles, was damit zusammenhängt. Die Magie, die Bögen, alles, was ich seit langem zu retten versuche.«
Er stritt es nicht ab.
» Weißt du, es wird nie aufhören. Ich bin für den Rest meines Lebens an die Magie gebunden. Sie ist ein Teil von mir, und du hasst sie. Und wenn wir zusammen wären…«
» Ich würde dich nicht hassen.«
» Nein. Aber du wärst meinetwegen todunglücklich. Und ich würde zu bereuen beginnen, was ich getan habe und wer ich geworden bin, obwohl es etwas Unglaubliches ist, weil es dich unglücklich machen würde. Das bringe ich nicht fertig. Ich kann es mir nicht leisten, mein ganzes Leben lang etwas zu bereuen, und ich will dich nicht dafür verabscheuen, dass du dafür sorgst, dass ich mich so fühle.«
» Das würde ich nicht tun.« Er küsste mich, und ich versuchte, mir ins Gedächtnis einzuprägen, wie sein Mund sich anfühlte, wie er schmeckte, wie der Kreis seiner Arme die Welt noch einen Moment lang auf Abstand hielt. » Es ist ein Job. Am Ende des Tages lässt du ihn hinter dir, und wir sind zusammen. Wir können es schaffen.«
» Die Magie ist ein Teil von mir. Ich kann sie nicht hinter mir lassen.« Und ich hätte es auch nicht getan, wenn ich es gekonnt hätte.
» Also ist die Magie schuld.«
» Nein. Ich bin es.«
» Und
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