Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
bereitgehalten hätte. Manche Dinge brachte man besser gar nicht in Erfahrung. Ich nippte noch einmal an meinem Café au Lait und versuchte mir vorzustellen, wie mein eigenes Leben hier vielleicht aussehen würde. Es war unmöglich. Trotz all seines Charmes und seiner sinnlichen, überbordenden Schönheit passte New Orleans einfach nicht zu mir.
Sobald wir in Lucs Wohnung angekommen waren, stellte ich mich auf den Balkon, der aufs French Quarter hinausging. Leichter Nieselregen hatte eingesetzt, einer der häufigen nachmittäglichen Schauer in New Orleans. Reinigungstrupps fegten Perlen und zerbrochenes Glas, leere Becher, den ein oder anderen Schuh und undefinierbare Substanzen zusammen, über die ich gar nicht nachdenken wollte. Ich wandte mich wieder Luc zu, der mir die Tüte mit Beignets hinhielt.
» Probier eines«, sagte er.
Ich zog ein Quadrat aus zuckerbedecktem Teig aus der Tüte und biss hinein. Süß, heiß und etwas zäh, wie ein raffinierter Donut. Ich schloss die Augen, um den Geschmack besser auszukosten. » In Ordnung«, sagte ich. » So langsam überzeugst du mich.«
» Zur Hölle, Mouse, mit Beignets? Das ist alles, was es braucht?«
» Nein. Aber sie sprechen sehr für dich.« Ich lachte ein bisschen und sah dann auf meinen marineblauen Pullover hinab, der mit genug Zucker bekleckert war, um mich wirken zu lassen, als wäre ich in einen Schneesturm geraten. » Wunderbar.«
Luc unterdrückte ein Lächeln und strich mir mit der Hand über die Seite. Sofort war der Pullover wieder sauber und die Luft vom Geruch verbrannten Zuckers erfüllt. Einen Moment lang fühlte sich alles zwischen uns wie eine Atempause an, so als hätten wir aufgehört, mit Erwartungen aufeinander einzuprügeln.
Dann wurde sein Gesicht ernst. » Sie sind hier.«
Der Augenblick war ruiniert. Auf Dominic war eben Verlass.
Ich strich mir den Rock zurecht und klopfte das letzte bisschen Puderzucker ab, während Luc zur Tür ging. Dominic trat ein, gefolgt von Marguerite, und ich entspannte mich ein wenig. Es konnte nicht so schlimm werden, wenn er Marguerite mitgebracht hatte. Sie hielt ihn in Schach. Luc küsste sie auf die Wange, und sie drückte ihm mit merklicher Erleichterung fest beide Hände.
» Maura«, sagte Dominic, » es freut mich, dass du so wohl aussiehst.«
» Danke.« Er hatte es natürlich auf irgendetwas abgesehen. Dominics Freundlichkeit war eine Maske, genau wie all die, die ich am Karnevalsabend gesehen hatte.
» Setzen wir uns doch«, sagte Marguerite, und Luc führte sie zu einem Sessel. Ich hockte mich auf die Kante der Couch, den Rock unter mir festgesteckt und die Hände zu Fäusten geballt. Mit einiger Anstrengung löste ich sie. Nur Dominic blieb stehen und ging vor dem Balkon auf und ab.
» Das mit gestern Abend tut mir so leid«, sagte Marguerite unerwartet behutsam. » Es muss entsetzlich gewesen sein.«
» Ich habe es überlebt.« Mit knapper Not. Luc rieb sich unwillkürlich die Kehle.
» Du bist nicht die Einzige, auf die die Seraphim Jagd machen. Anton weitet seine Angriffe aus«, sagte Dominic. » Einige Magier– die Gelehrten unseres Volks– sind angegriffen worden. Und gespalten. Mehrere unserer hellsten Köpfe… und sie werden sich nie vollständig erholen. Was wollte er von dir?«
Meine Stimme war leise, als täte das Sprechen mir noch weh. » Er hat mich vor die Wahl gestellt, mich von den Düsterlingen foltern zu lassen, bis ich ihm alles über meine Bindung an die Magie gesagt hätte, oder mich von ihm spalten zu lassen.«
Marguerite wurde blass und schlug eine Hand vor den Mund. Sogar Dominic wirkte angeekelt, aber er sagte nur: » Das war eine leere Drohung– er kann es nicht riskieren, dich zu töten, und die Düsterlinge verfügen nicht über die nötige Selbstdisziplin, um sich auf Folter zu beschränken.«
» Er hätte sie aber spalten können«, sagte Luc, sein Tonfall schneidend wie ein Dolch. » Das war sicher keine leere Drohung.«
Dominic sah mich mit einem entschuldigenden Schulterzucken an. » Aber warum hätte er überhaupt das Risiko mit den Düsterlingen eingehen sollen? Sobald sie auf der Jagd sind, kann man sie nicht zurückpfeifen.«
» Das hat Anton aber getan. Er hat ihnen befohlen aufzuhören, und sie haben auf ihn gehört.«
» Düsterlinge hören auf niemanden«, sagte er scharf. » Wenn jemand einen Düsterling auf die Jagd schickt, ist das ein einfacher Befehl– man gibt ihnen ein Ziel und lässt sie von der Magie kosten, und schon ziehen
Weitere Kostenlose Bücher