Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
Vom Netzwerk:
der ich je gelangt war– schwieriger, als die Existenz der Magie oder die Wahrheit über meine Familie zu akzeptieren. Es war das Wissen, dass Veritys Leben vorbei war, meines aber weiterging. Manchmal hatte ich deswegen immer noch ein schlechtes Gewissen.
    » Und jetzt versuchst du, eine Balance zwischen deinem Weg und dem des Gefäßes zu finden.«
    » Du verstehst es«, sagte ich dankbar. » Niemand sonst tut das.«
    » Doch, Luc. Zumindest allmählich. Er wird immer der Erbe sein, aber er ist zugleich mein Sohn, der sein eigenes Leben führt. Sich um dich zu kümmern hat ihm das in Erinnerung gerufen. Wenn es ihm gelingt, beides miteinander zu versöhnen, wird er es dir zu verdanken haben.« Sie strich sich den Rock glatt. » Wir sind dir heute schon genug zur Last gefallen, und wenn die beiden sich weiter die Köpfe einschlagen, trägt noch jemand ernsthafte Verletzungen davon. Meine Männer«, seufzte sie mit ebenso viel Zuneigung wie Gereiztheit.
    Ich führte sie zur Balkontür, woraufhin Luc und Dominic ihr Gespräch abbrachen.
    » Wollt ihr schon los?«, fragte Luc.
    » Wir könnten sicher zum Abendessen bleiben, wenn du gern mehr Zeit mit deinem Vater verbringen würdest«, erklärte sie listig.
    » Ach, ich habe leider nichts im Gefrierfach«, sagte er gedehnt im selben Ton wie sie. » À bientôt, Maman.«
    Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, und sie flüsterte ihm leise und schnell etwas auf Französisch zu. Er runzelte die Stirn, als sie zurücktrat.
    » Mo«, sagte sie, als Dominic sie rasch hinausführte. » Danke.«
    Und dann waren wir wieder allein.
    » Wir sollten den Verhüllungszauber wirken«, sagte Luc in kühlem Ton. » Dich nach Hause bringen.«
    » Du bist sauer.« Ich berührte seine Schulter, und er ging davon, zum Kaminsims.
    » Nicht sauer. Ich wünschte nur, du würdest nicht so wenig von mir halten.«
    » Das stimmt nicht.«
    Er schnaubte verächtlich. » Ich habe dein Gesicht gesehen, als ich gesagt habe, dass du hier wohnen könntest. Als hätte jemand dir angeboten, deine Haare in Brand zu stecken. Ich wollte dich beschützen, nicht versuchen, dich zu verführen!«
    » Das weiß ich.« Ich spürte, wie meine Wangen scharlachrot anliefen. Seine Absichten waren edel gewesen, aber ich war dennoch in Panik geraten– was mehr über mich als über ihn aussagte.
    » Und doch würdest du lieber das Risiko eingehen, dass Anton dich wieder aufspürt. Alles nur um nicht allein mit mir zu sein.«
    » Ich bin jetzt allein mit dir.«
    » Und kannst es gar nicht abwarten, von hier wegzukommen.« Ein harter Unterton, der sonst selten mir galt, lag in seiner Stimme. » Du magst mich durchaus. Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht vorhabe, dich zu beschwatzen, mit mir ins Bett zu gehen. Und ich bin ziemlich überzeugt, dass du deinerseits keine derartigen Versuche unternehmen wirst. Und das heißt, dass etwas anderes dich in die Flucht geschlagen hat.«
    » Du bist unerträglich«, blaffte ich.
    » Und du vertraust mir immer noch nicht.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. » Das war in der Vergangenheit nicht gerade unsere größte Stärke.«
    » Unsere Vergangenheit interessiert mich nicht, Mouse, sondern unsere Zukunft. Und die wird verdammt schnell äußerst ungemütlich werden, wenn wir nicht bald beginnen, einander zu vertrauen.«
    » Du zuerst«, sagte ich. Er hatte recht, aber alte Gewohnheiten lassen sich nur mühsam ablegen. » Was hat deine Mutter vorhin gesagt?«
    Er strich mit einer Fingerspitze beiläufig über den Kaminsims. Ich rechnete damit, dass er Ausflüchte machen würde, aber stattdessen erklärte er: » Sie hat mir gesagt, dass nur das Ziel feststeht, nicht der Weg. Sie sagte, es sei nicht nur deines, sondern auch meins.«
    Ich zwang mich, nicht davonzulaufen. Er hatte mir die Wahrheit anvertraut. Das Mindeste, was ich tun konnte, war, nicht davor zurückzuscheuen. » Prophezeiung oder mütterlicher Ratschlag?«
    » Schwer zu sagen. Höchstwahrscheinlich ein guter Rat. Sie hat mit ihrer Meinung nie hinterm Berg gehalten.«
    » Es hat dich geärgert«, sagte ich. Ich hatte seinen Gesichtsausdruck gesehen– Verwirrung, dann Gereiztheit, die er rasch unterdrückt hatte, um Marguerites Gefühle nicht zu verletzen.
    » Was sie gesagt hat, war einfach seltsam, das ist alles.« Er berührte das kleine Gemälde. » Sie ist eine Seherin. Sie weiß um die Macht einer Prophezeiung und versteht das Schicksal besser als irgendjemand sonst.« Er klang beinahe verbittert.

Weitere Kostenlose Bücher