Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
Vom Netzwerk:
Oder magst du keine Obdachlosen?«
    Sie verdrehte die Augen. » Ich bin den ganzen Tag von Flachen umgeben. Ein paar mehr würden da keinen Unterschied machen. Aber nicht jeder hier ist ein Flacher, Mo. Pass besser auf, was du vor dir hast.«
    Ich stellte mich auf die Linien ein, versuchte sie zu lesen und ließ beinahe die Servierplatte fallen, die ich in der Hand hielt. Mindestens zehn Leute im Raum waren Bögen, aber das hätte man an ihrem Äußeren nie erkennen können. Schwache, beinahe unmerkliche Magie umwaberte sie.
    » Was stimmt nicht mit ihnen?«
    » Verschiedenes.« Sie wirkte bei ihrem Anblick seltsam erschüttert. Ihre Hände bewegten sich ruhelos und zupften an ihrem Bouclégarn-Hosenanzug herum. » Einige von ihnen verfügen nicht über genug Macht, um auf die Linien zurückzugreifen. Andere hatten dem Anprall ihrer sich manifestierenden Macht nichts entgegenzusetzen, und die Magie hat sich durch sie hindurchgebrannt wie durch eine überlastete Glühbirne.«
    » Aber was tun sie hier ?«
    » Sie überleben. Du solltest doch eigentlich aufräumen, nicht wahr?«
    Ich begann, Platten und Auffüllbesteck zu stapeln, aber ich konnte den Blick nicht von den über den Raum verteilten Bögen abwenden. Die Magie um sie herum lief in zerfaserte silbrige Fäden oder ein Glühen wie von glimmender Asche aus. Manche waren so schwach, dass ich ihr Element nicht erkennen konnte. Auf jeden anderen hätten sie einfach wie beliebige Obdachlose gewirkt. Alles an ihnen– die verfilzten Haare, die ungewaschenen Kleider, der leere Blick– wirkte ausgedörrt, staubfarben.
    » Das ist die Schattenseite des Aufstiegs. Die Seraphim verheißen denen, die ihn überleben, große Macht. Aber sie werden diejenigen, die sie für schwach oder unwürdig halten, aus unserer Gesellschaft entfernen, ihnen die Macht und jeden Halt nehmen. Sie werden so enden. Nur die Allerstärksten unserer Art würden dann noch über Magie verfügen.«
    » Würdest du noch welche haben?«
    Sie zuckte mit den Schultern. » Das würde ich gern annehmen, aber es gibt keine Garantien. Niemand weiß ganz sicher, wer etwas davon hätte.«
    » Aber die Seraphim haben viele Anhänger. Warum sollten sie den Aufstieg unterstützen, wenn die meisten von ihnen doch so enden würden?«
    » Nur sehr wenige Einzelpersonen lassen sich in dem Glauben, dass sie verlieren werden, auf einen Kampf ein«, sagte Niobe. » Das verlangt einem ein unbehagliches Maß an Selbsterkenntnis ab.«
    Ich trug Teller aus dem Speisesaal in die Küche, aber ich musste immer wieder die Bögen ansehen. Sie saßen über ihre Teller gebeugt da und schaufelten sich das Essen in den Mund, als ob es ihre einzige Mahlzeit am Tag wäre. Wahrscheinlich war sie das auch.
    » Warum hilft ihnen niemand?«, fragte ich Niobe, als sie an mir vorbeikam. » Ihre Familien, ihre Häuser? Die Quartoren?«
    » Sie versuchen es. Aber manchmal ist unsere Hilfe nicht willkommen. Die Leute hier sind nicht die Einzigen, weißt du? Manchen gelingt es, recht überzeugend unter Flachen zu leben. Manche verlassen sich auf ihre Verbindungen in unserer Welt. Aber manchmal…« Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen. » Manchmal gehen Leute lieber, als umgeben von dem zu leben, was sie selbst nicht haben können… Hier gibt es nichts mehr zu tun«, erklärte sie dann. » Ruf deine Freundinnen aus der Küche zusammen. Es wird Zeit aufzubrechen.«
    » Was ist mit ihr los?«, fragte Lena, als wir unsere Jacken anzogen. » Nicht dass sie je warmherzig und liebevoll wirkt, aber trotzdem…«
    » Ich bin mir nicht sicher«, sagte ich angesichts von Niobes stocksteifer Körperhaltung. Wir gingen nach draußen. » Da wir gerade von ›warmherzig und liebevoll‹ sprechen, das war nett von dir– dass du dem kleinen Mädchen noch einen Keks zugesteckt hast.«
    Lena spielte am Reißverschluss ihrer Jacke herum. » Sie war so ein dürres kleines Ding, dass ich dachte, einer mehr könnte nicht schaden.«
    » Du warst eine ganze Weile da drüben. Kanntest du sie?« Wir gingen um die Kirche herum zum Parkplatz, wo Colin mich abholen sollte.
    » Ich habe sie noch nie gesehen«, sagte Lena. Mit der Geschichte hatte es mehr auf sich, da war ich mir sicher, aber bevor sie mir die gleichen Ausreden auftischen konnte, mit denen ich sie schon das ganze Jahr über abspeiste– dass es kompliziert war oder etwas, das ich nicht verstehen würde–, erspähte sie über meine Schulter hinweg etwas, und ihre Miene hellte sich auf.
    » Das

Weitere Kostenlose Bücher