Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
öffnete dann behutsam eine der Dachluken. Vorsichtig kletterte er im Halbdunkel die Leiter hinunter. Als er auf dem Boden des Obergeschosses angekommen war, zog er aus dem Leinenbeutel, den er umgehängt hatte, Feuerstein, Zunder und eine kleine Öllampe.
Menno war gerade dabei diese zu entzünden, als er im Dunkeln mit der Schulter gegen ein Regal stieß und einige metallische Gegenstände scheppernd auf den Dielenboden fielen. Still in sich hineinfluchend, verstaute er die Sachen eilig wieder und lauschte in die Nacht hinaus. Und tatsächlich die verdammte Streife hatte ihn gehört. Zuerst hörte er näher kommende Schritte und dann Stimmen unten vor dem Eingangstor. Menno verharrte lautlos auf seiner Position, doch als sich knarrend und quietschend das große Eingangstor öffnete, nutzte er den Lärm und das spärliche Licht der Blendlaterne, das durch die Bodenritzen schimmerte, um sich hinter die Regale zurückzuziehen. Dort kauerte er sich nieder, zog eines seiner Wurfmesser aus der Scheide und wartete, den Treppenaufgang im Auge. Der Lichtschein der Blendlaterne wanderte durch das Untergeschoss und näherte sich nun langsam der Treppe. Als der Lichtkegel schließlich durch den Treppenaufgang herauffiel, hielt Menno die Luft an und schon ächzte die einfache Holztreppe unter den schweren Schritten der schwer gerüsteten Wächter.
So ein Mist!
Jetzt wollten diese verdammten Wachsoldaten tatsächlich auch noch das Obergeschoss durchsuchen. Und dabei würden sie ihn zwangsläufig entdecken, denn die recht spärlich gefüllten Holzregale boten keine ausreichende Deckung.
Fieberhaft überlegte er, wie er es vermeiden konnte, die beiden Wachen auszuschalten zu müssen. Nicht, dass er Skrupel gehabt hätte feindliche Soldaten zu töten, aber dies würde unweigerlich dazu führen, dass er seine Durchsuchung sofort würde beenden müssen, und, was noch viel schlimmer war, dass sie morgen, beim Verlassen von Ahrweiler mit Sicherheit mit Ärger zu rechnen hätten. Was konnte die Wachen jetzt noch abhalten, das Stockwerk zu durchsuchen? Gerade, als ihm der Lichtschein der Blendlaterne bereits verriet, dass die Wachen in wenigen Augenblicken oben sein würden, besann sich Menno auf seine Fähigkeit, Tierstimmen imitieren zu können- Also begann er hingebungsvoll zu miauen, wie es die liebeskranken Kater, in den Städten von Caer, des Nachts überall zu tun pflegten.
Die Schritte der Wachen verharrten einen Moment, bis einer der Männer missmutig brummte: „Ach, wieder so eine verdammte Katze. Und ich Idiot schnaufe wegen dieses Mistviehs die Treppen hoch! Komm, lasse uns wieder gehen.“Der andere Wächter antwortete zögernd: „Wollen wir nicht lieber doch nachschauen?“„Ich glaube du spinnst! Wenn da droben wirklich ein Dieb wäre, wäre der Kater doch schon lange weg, und würde nicht in aller Ruhe sein Liebeslied anstimmen. Also, komm endlich!“Mit diesen Worten begann der erste Wächter die Treppe wieder hinabzusteigen, und, nach kurzem Zögern, folgte ihm auch der zweite nach.
Menno atmete erleichtert auf. Das war ja gerade noch einmal gut gegangen! Er wartete ruhig ab, bis die Wachen ihre Runde wieder aufgenommen hatten, bevor er begann, systematisch das Gebäude zu durchsuchen. Im Obergeschoss fand er Schwertrohlinge, Pfeil- und Speerspitzen, Schildbänder und andere Rüstungskleinteile. Auch auf den anderen Ebenen waren Rüstungsgüter, unter anderem auch Belagerungsgerät, meist noch in ihre Einzelteile zerlegt, zu finden. Das Lagerhaus war allerdings im Moment erst gut zur Hälfte gefüllt.
Er durchsuchte in dieser Nacht noch vier weitere Baracken. Zwei Lagerhäuser waren so gut wie leer, außer einigen Decken und Zelten, welche in den Obergeschossen lagerten. Erst die letzte Baracke, die er durchsuchte, war wieder etwas besser gefüllt.
Anschließend schlich er noch ein wenig um die Kasernen herum, und nahm zum Abschluss seines Streifzuges noch ein paar Bier in einer Söldnerkneipe, wo er Augen und Ohren offen hielt, während er mit den Söldnern trank, die ihn für einen von ihresgleichen hielten.
Am nächsten Morgen trafen sich die fünf Reisenden, beim ersten Morgengrauen, im Zimmer von Lars und Tana, um die Erkenntnisse der Erkundungen zusammenzutragen und auszuwerten. Es wurde schnell klar, dass die Beobachtungen und die Gesprächsfetzen, die Maramba und Ragnor aufgeschnappt hatten, sich mit dem Ergebnis von Mennos Ausspähung deckten.Die Kasernen in Ahrweiler wurden im Moment mit neuen
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