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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Beck
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»Nun ja, wenn das der Fall wäre, dann hätten wir zwar immer noch kein Brot im Haus, aber du hättest auch keine so tollen Stiefel.« Dies war eine der wenigen Gelegenheiten, bei der ich jemals über meine Brottüten-Stiefel lachte.
    Wenn die Wetterfrösche mit ihren Vorhersagen ausnahmsweise einmal richtig lagen, weckte mich Dad in aller Frühe, nachdem er vom Frittieren der Donuts aus der Bäckerei zurückgekehrt war. Er musste nur sagen: »Eddie, sieh aus dem Fenster!«, und ich sprang aus dem Bett und lehnte mich gegen die Fensterbank. Dad legte seine Hand auf meinen Kopf, und wir beide standen einfach still da und sahen zu, wie der Schnee fiel.
    Es gab da einen Sturm, den ich niemals vergessen werde. Er begann am frühen Nachmittag, und bis zum Abend schneite es so stark, dass die Schule bereits für den nächsten Tag den Unterricht ausfallen ließ. Mom, der Grinch, konnte es einfach nicht fassen. Wieso lassen sie den Unterricht denn schon so früh ausfallen? Es könnte doch jeden Moment wieder aufhören zu schneien, und dann stünden sie dumm da! Dad und ich gaben uns alle Mühe, sie zu ignorieren. Wir waren wie ein kleiner Schnee-Fanclub und wollten uns unsere Party nicht verderben lassen.
    Nach Einbruch der Dunkelheit zogen wir uns unsere Jacken an, um einen völlig unnötigen Ausflug zum Supermarkt zu unternehmen, der ungefähr drei Häuserblöcke weit entfernt war. Wir gingen durch die Seitentür in die Garage, wo Dads großer brauner 1972er Impala Kombi mit imitierter Holzverkleidung stand. Dad hatte den Wagen 1974 »so gut wie neu« gekauft und war furchtbar stolz gewesen, als er ihn das erste Mal mit nach Hause brachte.
    Unser Impala war das perfekte Auto für einen Jungen wie mich, weil er so »modern« war und voller »Technik« steckte. Die Heckklappe schwang nicht zur Seite auf, wie bei den Kombis anderer Leute, denn sie war gebogen und elektrisch. Mit einem einzigen Knopfdruck verschwand das Fenster wie von Zauberhand oben im Dach und die Heckklappe glitt in den Boden. Es gab sogar noch eine dritte Sitzreihe, die nach hinten zeigte. Im Nachhinein war es wahrscheinlich nicht besonders klug, einen solchen Spritfresser wie den wuchtigen Impala auf dem Höhepunkt der Ölkrise zu kaufen, aber vielleicht konnten wir ihn uns nur deshalb leisten.
    »Wir fahren nicht mit dem Wagen«, rief mein Vater, als er sah, wie ich darauf zusteuerte. Dann beugte er sich vor, packte den Griff des Garagentors und zog es nach oben. »Wir werden zu Fuß gehen.«
    Als sich das Tor quietschend öffnete, war es, als würdenwir in eine Traumwelt hinausblicken. Der Schnee fiel immer noch, aber er war so luftig, so flockig, dass er mit einem sanften Flüstern zu Boden fiel. Die Luft war kühl und frisch mit nur einem Hauch von Rauch aus den Kaminen, in denen die Holzfeuer dafür sorgten, dass unsere Nachbarn es warm hatten.
    Die Straßenlaternen verliehen dem Ganzen einen unwirklichen, friedvollen Schimmer. Der Schnee schien im Schein der Glühbirnen viel kräftiger zu fallen als sonst überall, aber ich wusste, dass das nur eine Sinnestäuschung war.
    Dad nahm meine Hand, und wir schritten unsere kurze Auffahrt hinunter zur Straße. Ich versuchte instinktiv, auf den Gehweg abzubiegen, doch Dad zog mich weiter geradeaus, auf die Straße. Ich sagte kein Wort.
    Wir spazierten Hand in Hand mitten auf der Fahrbahn, ohne auch nur ein einziges Auto zu Gesicht zu bekommen. Jedes Mal, wenn wir unter einer Laterne hergingen, schaute ich nach oben und sah, wie der gelbliche Schein die dünne Schneeschicht auf Dads dicker Wolljacke aufleuchten ließ. Wir sahen einander an und lächelten – da war kein Grinch, der uns den Spaß verdarb.
    Es war alles so perfekt. Eigentlich zu perfekt – ich hätte wissen müssen, dass es nicht von Dauer sein würde.
     
     
    Ich war so enttäuscht über den fehlenden Schnee an jenem Weihnachtsmorgen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie kalt der Boden war. Ich zog meine Pantoffeln an – ein Geschenk vom Weihnachtsmann aus dem letzten Jahr – und ging noch ein wenig schlaftrunken die Treppe hinunter. Zum allerersten Mal würde ich Mom am Weihnachtsmorgen nicht aus dem Bett zerren.
    Mein etwas angeschlagener Zustand wich einer gespannten Erwartung, und mein Herz begann zu rasen. Ich sah in Gedanken mein neues Fahrrad vor mir. Ich wusste, dass ich in diesem Jahr endlich genau das bekommen würde, was ich mir so sehnlich wünschte, weil ich dem lieben Gott doch das Versprechen gegeben hatte, es mir zu

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