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Der Weihnachtsverrat: Roman (German Edition)

Der Weihnachtsverrat: Roman (German Edition)

Titel: Der Weihnachtsverrat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gesagt, etwas ungeschickt. Jetzt sind Sie es, der mit Effekthascherei hier Zeit verschwendet. Fahren Sie fort.«
    Busby glühte vor Wut. Er wagte es zwar nicht zu kontern, entschuldigte sich aber auch nicht. Er wandte sich wieder Strafford zu.
    »Bitte berichten Sie uns, wie Sie in Ihrer Ermittlung vorgegangen sind und wie Sie alle Möglichkeiten außer der, dass Korporal Tallis der Täter war, ausgeschlossen haben.«
    Strafford antwortete mit monotoner Stimme und benannte alle Soldaten, die sich, nach seinen Ermittlungen, in der Nähe des Gefängnisses aufgehalten hatten. Er hatte eine Liste mit Namen, die er laut vorlas.
    »Wir kennen den Zeitpunkt der Flucht auf die Minute genau. Die meisten befanden sich in Sichtweite mehrerer anderer Personen, und es war nicht schwer, zweifelsfrei festzustellen, dass sie auf keinen Fall in der Nähe des Gefängnisses gewesen sein konnten. Falls Sie möchten, kann der diensthabende Offizier in allen Fällen den Aufenthaltsort der betreffenden Personen bestätigen.«
    Bevor Busby etwas sagen konnte, ergriff Latimer das Wort.
    »Wenn Sie mit der Aussage zufrieden sind, Major Strafford, ist es das Gericht auch. Konnte darüber hinaus jemand seinen Aufenthaltsort nicht nachweisen?«
    Strafford schaute auf seine Liste. »Korporal Reilly, Ober gefreiter McLeod, die Gefreiten Scott, Carpenter und Ave ry und Korporal Tallis, Sir.«
    »Danke. Leutnant Narraway kann sie gerne befragen, wenn er das für nötig hält, aber vielleicht sollten wir sie erst einmal selbst anhören.« Er blickte Narraway von der Seite an, als ob er dem Gericht klarmachen wollte, dass er derjenige war, der den Prozessverlauf unnötig hinauszögerte.
    »Ja, Sir, bitte«, erwiderte Narraway, als ob Latimer ihn darum gebeten hätte.
    Als Erster wurde Scott aufgerufen. Als Antwort auf Busbys genaue Fragen sagte er, wo er am Tag von Chutturs Tod gewesen war und was er gemacht hatte: Er war am anderen Ende des Hofs gewesen, um die Ecke des Gefängnisses. Aber jeder, der kam oder ging, musste zwangsläufig an ihm vorbei, weil es der einzige Zugang zum vorderen Teil war, und das behelfsmäßige Gefängnis keine Hintertür hatte.
    »Womit waren Sie beschäftigt, Gefreiter Scott?«
    »Ich richtete einen Lagerraum wieder her, Sir. Die Türen und Fenster waren während der Belagerung durch die Geschosse zerstört worden. Ich machte sie wieder wetterfest.«
    »Sie arbeiteten also mit dem Rücken zum Hof?«, wollte Busby wissen.
    »Nein, Sir. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete ich an einem Türrahmen. Die Bretter lagen auf so einer Art Bank, um sie anzupassen.«
    »Sie konnten also jeden sehen, der aus der einen oder anderen Richtung kam?«
    »Ja, Sir.«
    »Konnte man Sie sehen?«
    »Ja, Sir. Obergefreiter McLeod und Gefreiter Avery.«
    »Und an Ihnen ging niemand vorbei? Können Sie das beschwören?«
    »Ja, Sir.«
    »Und Sie befanden sich die ganze Stunde lang dort, Gefreiter Scott?«
    »Ja, Sir. Ich war mit der Arbeit noch lange nicht fertig.«
    »Und Sie konnten Korporal Reilly von Ihrem Standort aus sehen?«
    »Ja, Sir.«
    »Hat er sich wegbewegt?«
    »Ja, Sir. Kam zu mir rüber und wollte sehen, was ich mache. Hat mir gesagt, ich mach das nicht richtig und mir gezeigt, wie ’s geht.«
    »Und dann?«
    »Ist er zu den andern gegangen und hat geschaut, wie die zurechtkommen. Und dann ist er zurückgekommen.«
    »In Richtung Gefängnis?«
    »Nein, Sir. In die andere Richtung, zum Fluss hin.«
    »Gab es die Möglichkeit, hintenherum zu gehen, vielleicht im Kreis, hin zum Gefängnistrakt?«
    »Nein, Sir. Nicht ohne an dem Kommando vorbeizugehen, das sich drüben, am Ende des Schutzwalls befand, Sir.«
    »Und Gefreiter Carpenter?«
    »Der war mir gegenüber. Hat zusammen mit Korporal Reilly gearbeitet.«
    »Die ganze Zeit?«
    »Ja, Sir.«
    »Danke.« Busby wandte sich Narraway mit einer ironisch gemeinten, einladenden Geste zu.
    Narraway übernahm den Zeugen. Er spielte auf Zeit, weil er eigentlich gar keine Fragen hatte. Er hoffte, dass ihm etwas einfallen würde. Straffords Aussage hatte bestätigt, dass Tallis genau der Mensch war, für den Narraway ihn auch hielt: tapfer, oft ohne Respekt, mit einem merkwürdigen Sinn für Humor, ausgesprochen mitfühlend, ganz der Medizin ergeben. Wäre es Strafford möglich gewesen, hätte er Tallis lieber entlastet.
    Narraway stand dem Gefreiten Scott gegenüber. Er ging mit ihm noch einmal alle Einzelheiten seiner Aussage durch. Scott wiederholte, was er zuvor schon gesagt hatte. Nicht

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