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Der Weihnachtsverrat: Roman (German Edition)

Der Weihnachtsverrat: Roman (German Edition)

Titel: Der Weihnachtsverrat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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erstaunt an und war sich nicht sicher, wie er das meinte. Die Mahlzeit war einfach gewesen, hatte vorwiegend aus Reis bestanden.
    Er sagte, was ihm zuerst einfiel. »Haben Sie noch mehr Papiergirlanden? Vielleicht kann ich Ihnen beim Aufhängen behilflich sein?«
    »Leutnant, das sind doch nur …«
    »Das geht zu zweit viel besser. Jeder hält ein Ende. Glauben Sie nicht, dass es die Kinder freuen würde, wenn am Morgen, wenn sie herunterkommen, alle aufgehängt sind?«
    »Sie brauchen doch nicht …«
    »Ich würde gerne helfen. Wir sollten Weihnachten niemals vergessen, wir sollten es richtig feiern. Wenn möglich beschenken wir uns, aber kein Geschenk ist so wertvoll wie Weihnachten selbst. Es geht darum, dass wir glauben.« Unsicher hielt er inne.
    Sie lächelte ihn an und stand auf. »Sie haben recht. Natürlich, der Glaube ist wichtig. Ich bin froh, wenn Sie mir helfen, die Girlanden aufzuhängen. Wir haben fünf oder sechs und noch ein paar Kränze aus Trockenblumen und Bänder.«
    Sie holte die Sachen, und sie befestigten sie mit Stecknadeln und Nägeln. Sie hingen nicht immer richtig gerade, aber nach einer Stunde, als alles erledigt war, sah der Raum wie verwandelt aus. Er war hell, bunt und zeugte davon, dass man sich nicht unterkriegen lassen wollte. Was Narraway betraf, war es, als hätte man als Zeichen der Hoffnung die Flaggen gehisst.
    »Glauben Sie, den Kindern gefällt es?« Er blickte sie zaghaft an, sah Freude, ja, auch Zeichen von Heiterkeit in ihrem Gesicht.
    »Sie werden begeistert sein«, erwiderte sie ohne zu zögern. »Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich so tun, als sei ich genauso überrascht wie sie.«
    »Eine wunderbare Idee. Wir sollten uns wirklich auf Weihnachten vorbereiten, und es tut gut zu wissen, dass es auf jeden Fall kommt.«
    »Ich überlege gerade, ob Sie vielleicht eine Tasse Tee möchten, bevor Sie gehen?« fragte sie lächelnd.
    »Danke, sehr gerne.« Er folgte ihr in die Küche. Sie machte den Tee, und das Hausmädchen räumte das restliche Geschirr ab.
    Narraway dankte ihr nochmals und ging dann mit einem Lächeln auf dem Gesicht in die Dunkelheit hinaus. Es war ein schöner Gedanke, dass er vielleicht hatte helfen können.
    Weit über ihm flog ein Vogel schwarm, kreiste und ließ sich auf den Bäumen nieder. Es waren immer Vögel da, außer über dem zerstörten Teil der Stadt. Viele verschiedene Arten, die er nicht kannte. Er mochte ihren leichten Flug, der die Illusion von Freiheit vermittelte, die magische Fähigkeit aufzusteigen und überall hinfliegen zu können, wohin immer man wollte.
    Ihm war absolut klar, dass die Vögel genau wie die Menschen dem Hunger, der Kälte, der Erschöpfung und ihren natürlichen Feinden ausgesetzt waren, aber er wollte den jetzigen Augenblick des Träumens nicht missen.
    Er würde noch einmal alle Zeugen aufrufen und versuchen, eine Diskrepanz, einen Fehler oder einen Widerspruch in ihren Aussagen zu finden. Der Gedanke, alle noch einmal zu befragen, um einen Fehler zu finden, gefiel ihm zwar ganz und gar nicht, aber eine Sache war noch schlimmer: nämlich zuzulassen, dass Tallis gehängt wurde, ohne dass er, Narraway, bis zum Letzten gekämpft hätte.
    Das alles machte ihm klar, dass er es nicht mehr aufschieben konnte, Tallis jetzt sofort zu sehen, vielleicht zum letzten Mal. Wind kam auf, flüsterte, murmelte und brachte die Blätter, die noch an den Bäumen hingen, zum Rascheln. Es war jetzt ganz dunkel, keine Vögel waren mehr in der Luft, im Westen leuchtete nur noch ein dünner roter Streifen am Horizont.
    Und dann, ganz plötzlich, kam ihm eine Idee, gewaltig und flüchtig wie der letzte Lichtstrahl des Tags, aber wie eine Offenbarung!
    Einen Augenblick lang befürchtete er, der müde Wärter würde ihn nicht hineinlassen. Er blickte Narraway jedoch noch einmal ins Gesicht und beschloss dann wohl, dass es mehr Ärger bedeutete, sich mit ihm zu streiten als einfach einzulenken.
    Mit weit geöffneten Augen lag Tallis da, auf dem Rücken. Er stand auf, als Narraway eintrat. Die Tür schloss sich hinter ihm. Tallis war blasser als jemals zuvor. Er hatte Flecken auf der Haut, als ob sie schon Schaden genommen hätte.
    »Sie sehen schrecklich aus«, sagte Narraway besorgt. »Soll ich Rawlins holen?«
    Ein Lächeln machte sich auf Tallis’ Gesicht breit. »Ich mag Ihre Art von Humor, Leutnant. Ich hätte keinen besseren Witz machen können. Was könnte Rawlins schon tun? Man muss warten, bis der Patient tot ist, bevor man den

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