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Der Wein des Frevels

Der Wein des Frevels

Titel: Der Wein des Frevels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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dummer Name.«
    »Auf der Nerde! Gott der Gehirne – ein Raumfahrer! Dieser Name wird Sie überall verraten. Warum nennen Sie sich nicht Talo Cies wie ich? Es ist mir eine Ehre, Ihnen Tee servieren zu dürfen Dr. Lostwax. Haben Sie es nicht satt, ständig Fragen nach Ihrem Planeten beantworten zu müssen? Die Zwillinge werden Ihnen keine Ruhe geben.«
    »Ich bin auf der Suche nach einem Neurovoren.«
    Talo erstarrte, während sie die zweite Tasse füllte, und das Wasser lief über. »Tut mir leid«, sagte sie, als sie sich von ihrem Schreck erholt hatte. »Dieses Wort…«
    Francis nickte verständnisvoll.
    »Vor vielen Tagen habe ich von einer Gewalttat geträumt – von einem Mord in Tepec.«
    »Seit damals sind noch mehr Leute umgebracht worden. Ich glaube, sie – er geht nach Cuz.«
    Immer noch nervös, trug Talo die dampfende Tasse zu Francis hinüber. »Sie werden hier in der Küche schlafen, Dr. Lostwax. Der Schlafsack paßt genau zwischen den Herd und die Wand. Das wärmste Plätzchen auf dem ganzen Planeten.«
    »Sie sind sehr freundlich.«
    »Große Sonnengöttin, ich muß mich doch um Sie kümmern… Ich meine, Sie sind der einzige, der… Dieser Gehirnfresser könnte uns alle ermorden.«
    »Das ist ein bißchen übertrieben.«
    »Es ist schon mal passiert – und da haben Sie uns auch gerettet.« Sie war wieder zum Herd gegangen und füllte den Kessel mit Wasser aus einer Zisterne.
    »Nein, das war Burne Newman. Und glauben Sie bitte nicht, daß ich Sie retten werde. Ich will mich – nur umsehen…«
    »Oh, aber Sie müssen uns retten!« flehte sie. »Und wenn Sie es nicht schaffen, muß Dr. Newman für Sie einspringen.«
    »Burne liegt im Chimec-Hospital.«
    »Mit einer Kriegsverletzung?«
    »Ja, aber er wird sich bald erholen.« Der Wind rüttelte brutal an der Tür. Anscheinend hatte er es nur auf diese Hütte abgesehen und auf nichts sonst.
    »Unser Sohn war auch im Krieg.«
    »Wie hat es ihm gefallen?« Kaum hatte Francis die Frage ausgesprochen, als er sich auch schon ziemlich albern vorkam.
    »Er fand es zum Kotzen«, erwiderte Talo beiläufig. »Minnix ist nach Aca geritten, um ein Wörtchen mit dem Gouverneur zu reden.«
    Eisige Furcht stieg in Francis auf. Denk nach, Lostwax, befahl er sich, schnell… »Ich – ich glaube, ich habe Ihren Sohn in Aca gesehen.« Er mußte es wissen. »Wie sieht er denn aus?«
    Schubladen polterten am anderen Ende der Küche, und dann brachte Talo ihm ein kleines Portrait. Francis nahm es in die Hand.
    Die hirnlose Leiche an der Straßenkreuzung hatte eine große, häßliche Nase gehabt. Minnix’ Nase war wohlgeformt und dünn. Die Leiche hatte aufgedunsene Wangen gehabt, Minnix hatte eingefallene. Das Gesicht war ihm irgendwie vertraut… Und dann erinnerte er sich. Minnix Cies war der fanatische Antistasist, der seine Partei veranlaßt hatte, am Krieg teilzunehmen. Die Realität hatte seine Ansichten offenbar geändert.
    Francis erklärte, er habe Minnix wohl doch nicht gesehen. »Sie haben vorhin Zwillinge erwähnt.«
    »Sie schlafen oben, genauso wie Vater Cies. Sie haben einen schweren Tag hinter sich, weil sie Feuermoos in Cuz abliefern mußten.« Sie zeigte auf eine Leiter aus Opo-Holz, die neben dem Türrahmen befestigt war, dann rannte sie plötzlich ins Wohnzimmer.
    Fancis’ Stimme folgte ihr. »Gibt’s Probleme in der Stadt?«
    »Wenn es so wäre«, rief sie, »glauben Sie, daß wir dann ein seelenruhiges Leben führen würden? Ein Glück, daß wir keine Schwierigkeiten haben – denn morgen nacht kommt Iztac zu Besuch, und da wird niemand viel Schlaf finden.«
    »Iztac?«
    Talo kam zurück und trug einen großen Schlafsack vor sich herwie einen schwangeren Bauch. »Das glauben die Kinder – eine Tradition. Feiern Sie auch auf der Nerde den Legendenabend?«
    Francis spitzte die Lippen und trank einen Schluck Tee. »Nein. Dafür haben wir Halloween. Das klingt viel besser.«
    »Iztac – das heißt, Vater Cies und ich – also, Iztac baut eine Lichterstadt im Wohnzimmer auf. Zu schade, daß Sie nicht bleiben können.« Sie rollte den Schlafsack auseinander, der sehr einladend aussah.
    »Würden Sie mich im Morgengrauen wecken?« bat Francis. Talo nickte. »Und noch etwas – wenn heute nacht noch jemand an der Tür klopft, lassen Sie mich aufmachen.«
     
    Francis blieb trotzdem. Als er erwachte, hatte der Blizzard seinen wütenden Höhepunkt erreicht und erschütterte die Hütte bis in die Grundmauern. In Talos Worten ausgedrückt: »Wenn Sie

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