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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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reiten und dort alle Landrechte eintragen lassen. Jeder von uns bekommt ein schönes Stück Land für seine Zeit bei der Armee.«
    »Viel werden wir nicht damit anfangen können«, wandte Poulain ein. »Keiner von uns besitzt so viel Vieh, um alles beweiden zu können, und so viel Land unter den Pflug zu nehmen ist auch unmöglich.«
    »Sie sollten es sich trotzdem überschreiben lassen. Dann könnten Sie es, wenn Sie wollen, an jemanden verkaufen und hätten dann Geld, um die eigene Farm richtig aufzubauen«, wandte Tom, sein Knecht, ein.
    »Das ist ein guter Gedanke!«, rief Poulain aus.
    Walther musterte Tom und dachte bei sich, dass dieser den Vorschlag sicher nicht ohne Grund gemacht hatte. Das meiste gute Farmland war mittlerweile verteilt, und für Neusiedler blieb daher nur die westliche Prärie. Doch dort herrschten die Komantschen und würden jeden bekämpfen, der in ihren Jagdgründen seine Hütte errichten wollte.
    »Ich werde dafür sorgen, dass alle Landrechte ordnungsgemäß eingetragen werden«, erklärte er. »Jeder kann damit machen, was er will.« Er selbst würde vorerst keine Teile des neuen Landes verkaufen, denn seine Herde war im Wachsen begriffen und benötigte immer mehr Weideland. Zwar würde er weiter Ackerbau betreiben, aber er sah seine Zukunft in der Zucht von Rindern und Pferden. Irgendwann, so sagte er sich, würden auf all dem Land, das er besaß, seine Tiere grasen. Doch das war weit vorausgegriffen. Jetzt galt es erst einmal, die nahe Zukunft zu bewältigen.
    Das Gespräch erlahmte, und die Männer wickelten sich bald in ihre Decken. Walther überlegte, ob sie abwechselnd Wache halten sollten. Doch sowohl Poulain als auch Tom hatten hart gearbeitet und brauchten ihren Schlaf. Außerdem war er sicher, dass sein Hengst die Annäherung Fremder bemerken und ihn durch sein Wiehern warnen würde.

3.
    I n den nächsten zwei Tagen suchte Walther alle Farmer des French Settlements aus, hörte sich deren Klagen und Wünsche an und half mit Rat und Tat. Die meisten waren zufrieden. Außer Diego Jemelin war keiner seiner Männer am San Jacinto River getötet oder verletzt worden, und die geflohenen Frauen und Kinder waren bis auf wenige Ausnahmen zurückgekehrt. Da man wusste, dass seine Frau während der Flucht gestorben war, erfuhr er viel Anteilnahme. Sowohl Simone Beluzzi wie auch Krzesimir Tobolinski bedauerten, dass alle heiratsfähigen Mädchen unter ihren Leuten bereits an den Mann gebracht worden waren. Auch Father Patrick dachte darüber nach, ob noch eine Irin für ihn frei wäre, schüttelte dann aber den Kopf.
    »Es tut mir leid, aber Sie werden entweder eine von Gillings’ Töchtern heiraten oder warten müssen, bis eine Frau ins Land kommt, die Ihnen passt.«
    »Wir werden sehen. Jetzt bin ich erst einmal auf dem Weg nach Washington-on-the-Brazos, um mich dort mit Sam Houston zu treffen.«
    »Warum nicht in San Felipe de Austin? Das ist doch die größere Stadt«, fragte der Priester verwundert.
    »Sie war es«, sagte Walther. »Bei der Flucht ist sie zum größten Teil niedergebrannt worden, und den Rest haben Santa Anas Truppen erledigt. Nach Washington-on-the-Brazos sind die Mexikaner jedoch nicht gekommen. Daher wurde es erst mal zur Hauptstadt ernannt. Houston will aber noch weitere Städte am Rio Brazos und am Rio Colorado gründen. Nach unserem Sieg sind bereits viele ins Land gekommen, die sich hier ansiedeln wollen, und es werden immer mehr.«
    »Das heißt viele Männer! Daher sollten Sie sich beeilen, eine Frau zu finden«, riet Father Patrick.
    Walther seufzte, denn er war das Drängen seiner Freunde und Bekannten leid. Doch ihm war klar, dass es erst aufhören würde, wenn er wieder verheiratet war. So ein Schritt aber musste gut bedacht sein. Er hatte Gisela von ganzem Herzen geliebt und sehnlich gehofft, sein ganzes Leben mit ihr verbringen zu können. Das Schicksal hatte es anders entschieden.
    »Vielleicht finde ich in Washington-on-the-Brazos die Passende!« Noch während er es sagte, bedauerte Walther seine Worte schon wieder, denn der Priester und einige andere, die sich bei dessen kleinem Kirchlein eingefunden hatten, nickten eifrig dazu.
    »Also dann! Ich mache mich auf den Weg!« Walther hob die rechte Hand zum Abschiedsgruß und trieb seinen Hengst an. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn einer ihn begleitet hätte. Doch es lag noch so viel Arbeit vor den Siedlern, dass sie es ihm vertrauensvoll überließen, ihre Interessen zu vertreten.
    Noch vor wenigen

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