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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ich werde eine Wache übernehmen und dann bei Tess schlafen.«
    »Nimm dir ein Gewehr aus dem Schrank.« Willa wandte sich an Ham. »Ich möchte, daß Tag und Nacht Wache geschoben wird, Ham. Immer zwei Mann gemeinsam. Nate übernachtet hier, also sind wir heute nacht zu sechst. Mir wäre es lieber, wenn Wood zu Hause bei seiner Familie bliebe. Sie sollten lieber nicht alleine im Haus sein. Billy und ich übernehmen die erste Schicht, du und Jim kommt uns um Mitternacht ablösen, und Nate und Adam beginnen ihre Wache dann um vier Uhr.«
    »Ich werde mich darum kümmern.«
    »Und dann möchte ich, daß du dich morgen erkundigst, wann wir die zwei Leute von High Springs verpflichten können. Ich brauche dringend Arbeitskräfte. Biete ihnen eine Prämie an, wenn es sein muß, aber sorg dafür, daß sie so schnell wie möglich hier anfangen.«
    »Ich sehe zu, daß sie noch in dieser Woche die Arbeit aufnehmen.« Ham drückte aufmunternd ihren Arm; eine seiner seltenen öffentlichen Zuneigungsbekundungen. »Jetzt bitte ich Bess erst einmal, reichlich Kaffee aufzubrühen. Und du sei vorsichtig, Will. Sehr, sehr vorsichtig.«
    »Ich werde nicht zulassen, daß dieser Wahnsinnige noch länger auf meiner Ranch sein Unwesen treibt.« Mit steinerner Miene drehte Willa sich um und musterte die beiden eng aneinandergeschmiegten Frauen am Zaun. »Bringst du sie bitte ins Haus, Ham? Und sag ihnen, sie sollen besser drinbleiben.«
    »Wird gemacht.«
    »Ach so, und richte Billy bitte aus, er soll sich noch ein Gewehr holen.«
    Sie wandte sich ab und starrte in die Flammen, die hoch in den schwarzen Winterhimmel emporzüngelten.

DRITTER TEIL
Frühling
    Ein Hauch von Frühjahrstollheit …
    – Emily Dickinson –

Kapitel 1
    Ben beobachtete den Betrieb auf Mercy, die vertraute Aktivität im Viehstall. Sie ähnelte der auf Three Rocks, als er fortgeritten war. In den Korralen türmten sich schmutziggraue Schneehaufen auf, und aus den Schornsteinen quollen Rauchschwaden.
    Abgesehen von dem schwärzlichen Kreis in einiger Entfernung von der Koppel erinnerte nichts mehr an das kürzlich erfolgte Blutbad. Sah man sich aber die Männer an, spürte man eine Veränderung. Ein verbissener Ausdruck lag auf ihren Gesichtern, und sie schienen einander ständig mißtrauisch zu beobachten. Den gleichen Ausdruck hatte er auf den Gesichtern und in den Augen seiner eigenen Leute gesehen, und ebenso wie Willa hatte auch er Tag und Nacht Wachposten aufstellen lassen.
    Es gab kaum etwas, womit er ihr helfen konnte, und die frustrierende Ohnmacht war seinem Gesicht anzusehen, als er sie aus der Gruppe herauswinkte.
    »Viel Zeit zum Plaudern hab’ ich nicht«, erklärte sie brüsk. In ihren Augen stand keine Furcht, sondern nur abgrundtiefe Erschöpfung. Verschwunden war die Frau, die ihn dazu überredet hatte, mit ihr auszugehen, die mit ihm bei einer Flasche Wein am weißgedeckten Tisch gesessen und gelacht hatte, die sich im Kino mit ihm einen Becher Popcorn geteilt hatte. Nur zu gerne hätte er sie wenigstens für einen Abend von der Ranch weggelotst, doch er kannte sie gut genug, so daß er diesen Vorschlag für sich behielt.
    »Du hast die beiden Männer von High Springs eingestellt?«
    »Sie sind gestern abend angekommen.«
    Sie drehte sich um und betrachtete nachdenklich Matt Bodine, den jüngeren der beiden, der bereits den Spitznamen ›Collegeboy‹ trug. Er hatte karottenrotes Haar, das im Augenblick größtenteils von einem hellgrauen Stetson bedeckt
wurde. Der Versuch, seinem Milchgesicht mit Hilfe eines schmalen roten Oberlippenbartes einen Hauch von Männlichkeit zu verleihen, war nicht ganz geglückt, dachte Willa.
    Obwohl sie beide im selben Alter waren, kam Matt ihr unglaublich jung vor. Für sie hätte er Billys Alter haben können. Doch er war intelligent, konnte zupacken, wenn es sein mußte, und sprühte vor neuen Ideen.
    Der andere, Ned Tucker, war ein schlaksiger, wortkarger Cowboy, dessen Alter sich nur schwer schätzen ließ. Sein wettergegerbtes Gesicht war von unzähligen Falten durchzogen, und seine Augen strahlten in einem merkwürdig verwaschenen Blau. Er pflegte ständig auf Zigarrenstummeln herumzukauen, sprach nur wenig und schuftete wie ein Pferd.
    »Es wird schon klappen mit den beiden«, meinte sie nach einer kurzen Pause.
    »Ich kenne Tucker ganz gut«, bemerkte Ben und fragte sich im selben Moment, ob er überhaupt noch jemanden gut genug kannte. »Ein Meister im Umgang mit dem Lasso, er gewinnt jedes Jahr den

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