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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Vielleicht kann ich noch einen zweiten Schuß abgeben, und der trifft dann deine Schwester genau in den Bauch, Wolfchild.«
    »Er blufft doch nur, Adam.« Willas Finger lag am Abzug. Wie gerne würde sie ihm eine Kugel zwischen die Augen jagen. Wenn Lily den Kopf nur ein wenig zur Seite nehmen würde, nur ein paar Zentimeter, dann könnte sie es riskieren. Aber der vermaledeite Schnee hing wie ein Vorhang dazwischen. »Er möchte schließlich auch nicht sterben.«
    »Ich war bei den Marines, ihr Scheißer!« brüllte Jesse. »Ich
erledige zwei von eurer Sorte, ehe ich zu Boden gehe. Und Lily ist die erste!«
    Ja, Lily würde die erste sein. »Du kommst damit nicht durch.« Trotzdem ließ Adam die Waffe sinken. Er wollte Lilys Leben nicht aus übertriebenem Stolz oder Mangel an Selbstkontrolle aufs Spiel setzen. »Und du wirst für jede Minute, die sie deinetwegen in Angst verbringen muß, teuer bezahlen.«
    »Geh mir aus dem Weg, Miststück«, befahl Jesse Willa und faßte noch härter zu, so daß Lilys Augen aus den Höhlen zu treten drohten. »Ich kann ihr mit Leichtigkeit das Genick brechen.«
    Obwohl sich alles in ihr dagegen wehrte, trat Willa zurück und verwünschte ihre Hilflosigkeit. Aber sie hielt ihre Waffe weiterhin auf ihn gerichtet. Ein sauberer Schuß, schwor sie sich. Wenn sie einen sauberen Schuß anbringen konnte, dann würde sie ihn abknallen wie einen tollen Hund.
    »Du steigst in den Jeep!« Jesse zerrte Lily mit sich, als er zurückwich, und seine Augen gingen wachsam von einem zum anderen. »Los, mach voran! Hinter das Steuer!« Er stieß sie grob in den Wagen und schubste sie auf den Fahrersitz, wobei er die Waffe gut sichtbar hochhielt. »Kommt auf die Idee, uns zu verfolgen«, kreischte er, »dann werde ich sie töten, und zwar so langsam und qualvoll, wie ich nur kann. Jetzt laß die Karre an und fahr endlich los!«
    Lily warf einen letzten Blick auf Adams Gesicht, als sie den Zündschlüssel drehte, dann fuhr sie an.
    Mit zitternden Händen ließ Willa die Flinte sinken. Sie hatte nicht gewagt, auf ihn zu schießen. Die Chance war dagewesen, zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber sie hatte sie vertan. Sie hatte Angst gehabt, den Schuß zu riskieren.
    »Großer Gott, sie fahren Richtung Westen!« Denk nach, mahnte sie sich. Denk nach. »Wenn er versucht, über die Hauptstraße durchzukommen, muß er damit rechnen, daß die Polizei Straßensperren errichtet hat, um ihn zu stoppen. Wenn er schlau genug ist, wird er in die Berge flüchten. Innerhalb von zwanzig Minuten können wir die Verfolgung aufnehmen, Adam.«
    »Ich habe sie gehen lassen. Ich habe tatenlos zugesehen, wie er sie mitnimmt.«
    Willa rüttelte ihn heftig. »Er hätte sie vor unseren Augen erschossen, Adam. Er war in Panik und vollkommen außer sich. Glaub mir, er hätte es getan.«
    »Ja.« Adam atmete tief durch. »Jetzt werde ich sie suchen, und dann wird er von meiner Hand sterben.«
    Willa nickte nur knapp. »Ja. Ruf du die Polizei an, ich trommle die Männer zusammen. Diejenigen von uns, die den Suchtrupp für die Berge bilden, brauchen Pferde und eine gute Ausrüstung. Beeil dich!«
    Sie setzte sich in Bewegung und wäre fast über Billy gestolpert, der sich vor Schmerzen stöhnend bis auf die Straße geschleppt hatte. »Himmel!« Das Blut auf seinem Gesicht überzeugte sie davon, daß er angeschossen worden war. »Billy!«
    »Er hat mir irgend etwas über den Schädel gezogen.«
    »Bleib sitzen und rühr dich nicht vom Fleck!« So schnell sie konnte, rannte Willa auf das Haupthaus zu. »Bess! Hol sofort den Verbandskasten! Billy liegt drüben vor Adams Haus. Er ist verletzt. Bring ihn hierher.«
    »Was, zum Teufel, ist denn hier los?« Über die Störung ihrer allabendlichen Computersession nicht gerade erfreut, erschien Tess oben auf der Treppe. »Erst kläffen die Hunde wie verrückt, dann brüllst du Haus und Hof zusammen. Was ist denn mit Billy passiert?«
    »Jesse Cooke. Beeil dich«, befahl sie der auf sie zuhastenden Bess. »Ich weiß nicht, wie schlimm es ihn erwischt hat.«
    »Jesse Cooke?« Alarmiert kam Tess die Treppe heruntergeschossen. »Wovon redest du eigentlich?«
    »Er hat Lily in seiner Gewalt. Er hat Lily«, wiederholte Willa und schnitt der aufgeregten Tess das Wort ab. »Ich vermute, daß er sie in die Berge verschleppen will. Ein Blizzard ist im Anzug, und sie hat noch nicht einmal einen Mantel dabei.« Entschlossen unterdrückte sie den Anflug von Hysterie, der in ihr aufzusteigen

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