Der weite Himmel: Roman (German Edition)
Schließlich würde er, wenn er bis zum nächsten Herbst durchhielt, nicht nur seine Frau zurückbekommen, sondern auch noch ein kleines Vermögen machen.
Aber nun glaubte die kleine Schlampe, sie könnte einfach hingehen und diesen Indianerbastard heiraten. Jesse hatte sich eingehend mit der Angelegenheit befaßt und wußte, daß er leer ausgehen würde, wenn er das zuließ. Also galt es, diese Hochzeit um jeden Preis zu verhindern.
Wenn er nur ein bißchen besser gezielt hätte, wäre das Problem Adam Wolfchild bereits gelöst, aber der Hundesohn hatte Glück gehabt. Und da Wolfchild nicht alleine unterwegs gewesen war, hatte Jesse es lieber nicht auf ein zweites Mal ankommen lassen.
Er war sicher, daß sich eine andere Gelegenheit ergeben würde. Alles, was er brauchte, war ein kleines bißchen Glück. Aber dann kam der Frühling, und dieser verdammte Sklaventreiber Ben McKinnon hatte ihn buchstäblich an Three Rocks gekettet, während seine ehebrecherische Frau Hochzeitspläne schmiedete.
Also würde er sich, wenn er Wolfchild schon nicht zu fassen bekam, an Lily schadlos halten. Sie sollte es noch bedauern, daß sie ihn verlassen und seine Pläne, ihr Erbe einzukassieren, durchkreuzt hatte. Und es würde ihm ein Vergnügen sein, ihr eine Lektion zu erteilen.
Er hatte gehofft, in mehreren Punkten abkassieren zu können, dachte Jesse, während er zusätzlich zu den beiden Damen, die er schon auf der Hand hatte, eine dritte aufdeckte. Aber es war an der Zeit weiterzuziehen, und er würde Lily mitnehmen.
»Okay«, sagte er, Jim über den Pokertisch hinweg freundlich anlächelnd. »Ich erhöhe um fünf.«
»Da muß ich passen.« Ned Tucker warf seine Karten auf den Tisch, rülpste und stand auf, um sich noch ein Bier zu holen. Er fühlte sich wohl auf Mercy, hielt Willa für einen fairen
Boß und kam mit den anderen Männern gut zurecht. Heimlich strich er dem Bären, den die Männer in eine Ecke gewuchtet hatten, über den Kopf. Angeblich sollte das Glück bringen, aber bei ihm schien dieser Trick heute abend zu versagen. Er schüttelte den Kopf, als Jesse seinen Gewinn einstrich. »Der Hund verliert einfach nie«, sagte er zu Ham.
»Da muß der Teufel seine Hand im Spiel haben.« Doch Ham entschloß sich, sein eigenes Glück zu versuchen. »Laßt mich mit einsteigen. In einer Stunde muß ich Billy ablösen, da kann ich genausogut vorher noch ein bißchen Geld verlieren.«
Eine Stunde, dachte Jesse, als er die Karten ausgab. Billy und dieser Klugscheißer vom College hatten jetzt Wache. Keiner von beiden würde ihm Schwierigkeiten bereiten. Er würde noch zehn Minuten weiterspielen und dann anfangen, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Nach einiger Zeit stand er auf und verließ die Runde. »Ich steige aus. Brauch’ frische Luft.«
»Paß auf, daß Billy dich nicht abknallt«, rief Jim ihm nach. »Der Junge ist mit seinen Gedanken bei einer Mieze aus der Stadt und erschrickt leicht.«
»Ach, mit Billy werde ich schon fertig«, erwiderte Jesse, schlüpfte in seine Jacke und ging hinaus.
Draußen warf er einen Blick auf die Uhr. Er war mit dem Tagesablauf auf Mercy gut genug vertraut, um zu wissen, daß Adam jetzt ein letztes Mal nach den Pferden sehen und Lily somit allein im Haus sein würde. Er zog den Colt unter dem Sitz seines Jeeps hervor. Man konnte gar nicht vorsichtig genug sein, dachte er, schob die Waffe in den Gürtel und schlich durch die Dunkelheit auf das hübsche weiße Häuschen zu.
Alles würde reibungslos ablaufen. Lily würde zwar weinen und betteln, aber ohne großen Widerstand mit ihm kommen. Sie tat immer, wie ihr befohlen wurde. Wenn nicht sofort, dann nach den ersten Schlägen. Darauf freute er sich besonders, auf diese ersten Schläge. Es war schon viel zu lange her. Er klopfte gegen seinen Gürtel und huschte leise zur Hintertür des Hauses.
»Bist du das, JC?« Hocherfreut über die Aussicht auf Gesellschaft während seiner Wache kam Billy mit gesenktem Gewehr auf ihn zu. »Ich dachte, du würdest den Jungs beim Pokern das Fell über die Ohren ziehen. Was tust du denn hier draußen?«
Lächelnd zog Jesse den Colt aus seinem Gürtel. »Ich hole mir zurück, was mir gehört«, sagte er und ließ den Kolben auf Billys Kopf niedersausen. »Hab’ keinen Grund, dich zu erschießen«, bemerkte er, während er Billy ins Gebüsch schleifte. »Außerdem macht ein Schuß zuviel Lärm. Aber versuch nicht, mich aufzuhalten, sonst könnte ich meine Meinung ändern.«
Geräuschlos kroch
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