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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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daß er die beiden aufgespürt hatte, bevor ihm ein anderer zuvorgekommen war. Und dann hatte er den Hundesohn auch noch sternhagelvoll vorgefunden. So war er schneller und schmerzloser gestorben, als er es verdiente, nur mit einem einzigen überraschten Aufschrei, gleich einem Schwein, das zur Schlachtbank geführt wurde.
    Dennoch hatte er Cooke skalpiert. Das gehörte inzwischen zum Ritual, und er hatte sogar vorher daran gedacht, eine Plastiktüte für das Haar mitzubringen, nur für den Fall, daß er Glück hatte.
    Er würde die Frau in der Höhle zurücklassen müssen, damit die anderen sie fanden. Oder er würde einen Bogen schlagen, zu den anderen Männern zurückkehren und dann wie zufällig die Höhle finden, wenn jemand bei ihm war. So hatte alles seine Ordnung.
    Wieder ließ er den Lichtstrahl durch die Höhle wandern und lächelte, als sein Blick auf einen kleinen Haufen trockener Zweige fiel. Nun, dafür konnte er sich wohl noch ein paar Minuten Zeit nehmen, oder? Ein kleines Feuer, das nah am Eingang flackerte und von dem beißender Rauch aufstieg, würde früher oder später einen Suchtrupp hierherführen.
    Welch herrliches Bild sie in der Höhle vorfinden würden, dachte der Mann und kicherte leise in sich hinein. Er konnte sich nicht helfen, er mußte schallend lachen, während er rasch das Reisig aufschichtete und in Brand setzte. Als die aufzüngelnden Flammen über den an der Wand zusammengesunkenen
Leichnam und die riesigen Blutlachen tanzten, wurde sein Lachen noch lauter; ein hohes, irres Geräusch, das in der Höhle widerhallte.
    Schließlich ritt er in östlicher Richtung davon und bewegte sich im Zickzack zwischen den Bäumen und Felsen hindurch, bis er in der Ferne die Lampen eines anderen Suchtrupps aufblitzen sah. Nun brauchte er nur noch sein Pferd zu wenden und sich unter die anderen Männer zu mischen, die in der Hoffnung, zu Helden zu werden, das Gelände durchkämmten.
    Nur er allein wußte, daß die wahre Heldentat bereits vollbracht worden war.
     
    »Rauch.« Willa bemerkte den Geruch zuerst. Ihr Sattel knirschte, als sie sich aufrichtete und aufmerksam die Luft einsog. »Ich rieche Rauch.« Ein schwacher Hoffnungsschimmer breitete sich in ihr aus. »Was meinst du, Adam?«
    »Weiter oben brennt etwas. Ich kann es nicht sehen, aber ich bin mir trotzdem ganz sicher.«
    »Er hat ein Feuer gemacht«, murmelte Ben. »Dämlicher Trottel.«
    Obwohl sie es nicht vorher verabredet hatten, ließen alle drei ihre Pferde in einen scharfen Trab fallen und ritten nebeneinander weiter. Im Osten zeigte sich das erste Licht des jungen Tages.
    »Ich kenne die Ecke hier. Adam, weißt du noch, wie wir in der Schlucht ganz in der Nähe Bergsteigen geübt haben?« fragte Ben. »Da gibt es Höhlen, jede Menge kleiner Höhlen. Ein ideales Versteck.«
    »Ja, ich erinnere mich.« Nur das Bild eines Revolverlaufs, der auf Lilys Schläfe gerichtet war, hielt Adam davon ab, blindlings loszugaloppieren. Seine Augen hatten sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnt, so daß er sie jetzt, wo die Morgendämmerung einsetzte, zusammenkniff. Er mußte wie eine Katze blinzeln. Doch sein Blick war scharf und ungetrübt. »Da!« Er deutete auf eine dünne graue Rauchsäule vor ihnen, und im selben Moment gab Charlie ein hohes, schrilles Bellen von sich.
    »Wir haben sie!« Bevor Willa sich zu Wort melden konnte, verstellte ihr Ben mit seinem Pferd den Weg. »Du bleibst hier.«
    »Ich denke gar nicht daran!«
    »Tu doch einmal das, was man dir sagt, verdammt noch mal!«
    Ben kannte dieses Bellen. Es bedeutete nicht freudige Aufregung darüber, die Beute gestellt zu haben, sondern kündigte den Tod eines Lebewesens an. Da er aus Willas störrisch vorgeschobenem Kinn schloß, daß sie nicht gewillt war, irgendeinen Befehl zu befolgen, hielt er es für klüger, ihr seinen Plan zu erläutern.
    »Er ist bewaffnet«, gab er zu bedenken. »Wir werden versuchen, ihn zu überraschen, und während wir das tun, bleibst du mit dem Gewehr im Anschlag genau hier stehen. Du bist ein besserer Schütze als Adam, fast schon so gut wie ich. Cooke rechnet bestimmt nicht damit, daß eine Frau uns begleitet, also wird er sich ganz auf Adam und mich konzentrieren.«
    Da ihr sein Vorschlag einleuchtete, nickte sie zustimmend. »In Ordnung. Versuchen wir es erst einmal auf diese Weise.« Sie blickte zu Adam hinüber, als sie ihr Gewehr aus der Hülle zog. »Ich gebe dir Rückendeckung«, sagte sie leise.
    Adam stieg ab und sah Ben fest an.

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