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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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würde!
    Er hob sie vom Pferd, dann fesselte er wieder ihre Fußknöchel. Nachdem er seine Flinte vom Sattel genommen hatte, setzte er sich ihr gegenüber und legte die Waffe quer über seine Beine. »Ich nehme dir jetzt den Knebel ab. Es tut mir leid, daß ich gezwungen war, dich so zu behandeln. Du weißt ja, daß Schreien zwecklos ist. Vielleicht wird man uns folgen, vorerst aber mit Sicherheit noch nicht. Außerdem habe ich unsere Fährte verwischt.«
    Mit einer Hand entfernte er das Tuch, das er ihr umgebunden hatte. »Wir müssen unbedingt miteinander reden. Wenn du erst einmal alles erfahren hast und mich verstehst, kann alles wieder so werden, wie es früher war.«
    »Du feiger, hinterhältiger Mörder!«
    »Das meinst du ja gar nicht so. Du bist ein bißchen aufgeregt.«
    »Aufgeregt?« Rasende Wut überfiel sie und ließ sie wie wild an ihren Fesseln zerren. »Du hast Ham umgebracht. Du hast all die anderen getötet. Du hast mein Vieh abgeschlachtet. Mit meinen eigenen Händen drehe ich dir den Hals um, verlaß dich drauf!«
    »Ham – das war ein Unfall. Ich mochte ihn wirklich gern, aber er hat mich gesehen.« Er senkte beschämt den Kopf wie ein kleiner Junge, der beim Plätzchenklauen überrascht worden war. »Es war ein Fehler, die Rinder zu töten. Ich hätte dir das nicht antun dürfen. Es tut mir aufrichtig leid.«
    »Es tut dir …« Willa schloß die Augen und ballte hilflos die Fäuste. »Warum? Warum um Gottes willen hast du all das getan? Ich dachte, ich könnte dir vertrauen.«
    »Das kannst du auch. Ich schwöre es dir. Wir sind vom selben Blut, Willa.«
    »Du bist mit mir nicht blutsverwandt.«
    »Doch, doch!« Voll überströmender Freude, sich ihr endlich anvertrauen zu können, wischte er sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ich bin dein Bruder.«
    »Du bist ein Lügner, ein Mörder und ein Feigling!«
    Er hob den Kopf, und seine Hand landete klatschend auf ihrer Wange. »Sag so etwas nie wieder. Ich habe schließlich meinen Stolz.«
    Er sprang auf und lief hin und her, bis er seine Selbstbeherrschung zurückgewonnen hatte. Sowie er die Kontrolle über sich verlor, lief alles schief, das wußte er nur zu gut. Aber wenn er Herr der Lage blieb, konnte er mit allem fertig werden, auch mit unerwarteten Zwischenfällen.
    »Ich bin ebensosehr dein Bruder, wie Tess und Lily deine Schwestern sind.« Er sprach ganz ruhig, während über ihnen der Himmel aufriß und Blitze wie flammende Schwerter durch die Nacht zuckten. »Ich werde dir alles erklären. Du sollst verstehen, warum ich so handeln mußte, warum ich tun mußte, was ich getan habe.«
    »Gut.« Ihre Wange brannte wie Feuer. Auch dafür würde er bezahlen, das schwor sie sich. Dafür, und für alles andere. »Okay, Jim, erklär es mir!«
     
    Ben schob sein Gewehr in die Hülle, griff nach seinem Halfter und schnallte ihn um. Der Revolver, den er sich ausgesucht hatte, war die tückischste Waffe, die er besaß, und entsprach ganz seiner momentanen Stimmung. Er durfte sich nicht einen Moment Ruhe gönnen, durfte sich keinerlei Gefühle erlauben, sonst lief er Gefahr, zusammenzuklappen. Er mußte sich jetzt ganz darauf konzentrieren, überlegt zu handeln.
    Die Männer waren damit beschäftigt, ihre Pferde zu satteln, während Adam unablässig Befehle erteilte. Ben gab keine Anweisungen, diesmal nicht. Er nahm auch keine entgegen. Statt dessen griff er nach Willas Hut und hielt ihn Charlie hin, damit der Hund die Witterung aufnehmen konnte. »Such sie«, murmelte er, »such Willa.« Er stopfte den Hut in seine Satteltasche und schwang sich aufs Pferd.
    »Ben.« Tess packte die Zügel. »Warte auf die anderen.«
    »Ich denke gar nicht daran, noch länger zu warten. Geh zur Seite, Tess.«
    »Wir wissen doch gar nicht genau, wo er sie hingebracht
hat oder wer es überhaupt war.« Es fehlte aber nur ein einziger Mann.
    »Ich finde sie, wo auch immer sie ist, und um wen es sich handelt, weiß ich bereits.« Ben riß ihr die Zügel aus der Hand. »Ich werde ihn abknallen wie einen tollen Hund.«
    Tess rannte zu Adam hinüber und schlang verzweifelt die Arme um Lilys Hals. »Ben ist losgeritten. Ich konnte ihn nicht aufhalten.«
    Adam nickte nur und gab das Zeichen zum Aufbruch. »Er weiß schon, was er tut. Mach dir keine Sorgen.« Er drehte sich zu ihnen um und schloß beide in die Arme. »Geh ins Haus«, sagte er zu Lily und legte eine Hand auf ihren sanft gerundeten Bauch. »Warte da. Und hab keine Angst.«
    »Ich habe keine

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