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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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über dieses und jenes. Ich habe ihn aber einmal bei der Arbeit beobachtet. Er kennt sich mit Rindern aus.
    Als nächstes kommt die Familie Book. Nell bekocht die Mannschaft und hat ein gutmütiges, hausbackenes Gesicht. Sie und Bess hocken ständig zusammen und tratschen über Gott und die Welt. Ihr Mann heißt Wood, was, wie ich herausgefunden habe, eine Kurzform von Woodrow ist. Er hat einen prächtigen schwarzen Bart, ein nettes Lächeln und gute Manieren. Mich redet er mit ›Ma’am‹ an und schlug mir einmal sehr höflich vor, ich solle mir doch einen Hut besorgen, sonst würde ich mir in der Sonne das Gesicht verbrennen. Die beiden haben zwei Söhne, so ungefähr acht und zehn Jahre alt, die den ganzen Tag lärmend und kreischend über die Farm toben. Bildhübsche Bengel übrigens. Ich habe ihnen mal zugesehen, wie sie hinter einem der Nebengebäude mit ihren Schleudern schossen, und war von ihrem Geschick beeindruckt.
    Kommen wir zu Jim Brewster, Typ netter Junge von nebenan. Ein schlaksiger, ausgesprochen attraktiver Bursche, trägt immer knallenge Jeans, in deren Gesäßtasche sich ein Päckchen abzeichnet, das bestimmt so was Ekelhaftes wie zum Beispiel Kautabak enthält. Er hat mich schon ein paarmal frech angegrinst und mir zugezwinkert. Bislang konnte ich der Versuchung widerstehen.
    Der Benjamin der Truppe heißt Billy und sieht aus, als dürfte er noch gar nicht Auto fahren. Seine Schwärmerei für unsere heißgeliebte Cowboyprinzessin steht ihm offen ins Gesicht geschrieben. Außerdem ist er eine fürchterliche Quasselstrippe und wird von jedem ständig aufgefordert, den Mund zu halten, aber er nimmt’s gelassen hin – und schnattert fröhlich weiter. Ihm gegenüber entwickel’ ich regelrechte Mutterinstinkte.
    Den Anwalt im Wildwestkostüm habe ich nicht mehr
wiedergesehen, seit ich zurück bin, und auch den berüchtigten Ben McKinnon, der anscheinend ein Nagel zu Willas Sarg ist, kenne ich noch nicht, aber er gefällt mir jetzt schon. Jeder, der Willa ärgert, ist mir sympathisch. Ich muß doch Bess einmal um den Bart gehen, um ihr alles Wissenswerte über die McKinnons zu entlocken, aber das hat Zeit. Jetzt habe ich ein Rendezvous im Hühnerstall.
    Ich werde versuchen, die ganze Sache als Abenteuer zu betrachten.
     
    Tess stand gerne früh auf. Spätestens um sechs war sie gewöhnlich auf den Beinen, verbrachte eine Stunde im Fitneßraum und traf sich ab und zu mit Freunden zum Frühstück, ehe sie sich bis gegen zwei Uhr mittags ihrer Arbeit widmete. Danach schwamm sie ein paar Runden im Pool oder machte einen Einkaufsbummel. Manchmal ging sie abends mit einem Mann aus, manchmal blieb sie allein zu Hause. Sie war ihr eigener Herr und hatte sich ihr Leben so eingerichtet, wie es ihr gefiel.
    Allerdings mißfiel es ihr gründlich, zum frühen Aufstehen gezwungen zu sein, weil sie eine Schar Hühner versorgen mußte. Der geräumige Hühnerstall wirkte erstaunlich gepflegt. Tess’ ungeübtem Auge erschienen die fünfzig Hennen, die ihn bewohnten, wie eine Legion bösartiger, unheilverkündende Laute ausstoßender Raubvögel.
    Gemäß Bess’ Instruktionen streute sie ihnen Futter hin und versorgte sie mit frischem Wasser, dann wischte sie sich die Hände an ihren Jeans ab und betrachtete die erste auf ihrem Nest hockende Henne mißtrauisch.
    »Wißt ihr, Freunde, man hat mir aufgetragen, eure Eier einzusammeln. Ich nehme an, du sitzt gerade auf einem, also wenn du nichts dagegen hast …« Vorsichtig, die Augen fest auf die Henne gerichtet, streckte sie eine Hand aus. Sofort wurde ihr klar, wer hier das Sagen hatte. Mit einem Schrei sprang sie zurück, als der spitze Schnabel ihre Hand traf. »Hör zu, Schwester, ich habe meine Befehle.«
    Es war ein ungleicher Kampf. Federn flogen durch die Luft, und im ganzen Hühnerstall brach ein wütendes Gegakker
aus, als die benachbarten Hennen in die Rauferei eingriffen. Tess gelang es schließlich, ein noch warmes Ei zu ergattern. Sie putzte es ab und trat dann schwitzend und mit hochrotem Gesicht zurück.
    »Nette Vorstellung, die Sie da geben.«
    Beim Klang der Männerstimme fuhr Tess zusammen, das Ei entglitt ihren Fingern und zerbrach am Boden. »Verdammt! Alle Anstrengung umsonst.«
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken.« Der Tumult im Hühnerstall hatte Nate angelockt. Anstatt direkt zu Willa zu gehen, hatte er einen Abstecher zum Hühnerstall gemacht und dort die California Connection vorgefunden, die, angetan mit Designerjeans und modischen

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