Der weite Himmel: Roman (German Edition)
aufreizendes Parfüm.«
Mit einem verächtlichen Laut nahm Willa ihren Teller und trug ihn zur Anrichte neben der Spüle. »Hollywood? Nate hat viel zuviel Verstand, um auf so etwas reinzufallen.«
»Das richtige Parfüm kann einem Mann schon den Verstand vernebeln. Du hast ja überhaupt nichts gegessen.«
»Mir ist der Appetit vergangen.« Neugierig drehte sie sich zu ihm um und stützte sich auf die Anrichte. »Fliegst du auch auf französisches Parfüm, Ben?«
»Schaden kann es jedenfalls nicht.« Ben lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Allerdings kann auch der Duft nach Seife und Leder unter gewissen Umständen dieselbe Wirkung haben. Frauen sind nun einmal geheimnisvolle Wesen, die eine geradezu magische Anziehungskraft auf das starke Geschlecht ausüben.« Er beobachtete sie scharf über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg. »Aber das weißt du vermutlich alles selber.«
»Auf einer Ranch ist es ziemlich unwichtig, was für eine Duftwolke man mit sich herumträgt.«
»Von wegen. Jedesmal, wenn du dem jungen Billy zu nahe kommst, verdreht er die Augen und fängt an zu hecheln wie ein Hund, der eine Wurst wittert.«
Sie lächelte ein wenig, da diese Bemerkung voll und ganz der Wahrheit entsprach. »Der Junge ist achtzehn und spitz wie Nachbars Lumpi. Dem strömt ja schon das Blut vom Hirn in den Unterleib, wenn in irgendeinem Zusammenhang das Wort ›Brust‹ fällt. Aber das legt sich mit der Zeit.«
»Wenn er Glück hat, bleibt es.«
Willas schlechte Laune verflog langsam, und sie schlug entspannt die Beine übereinander. »Ich weiß wirklich nicht, wie ihr Männer damit klarkommt, daß alles, was euer Ego, eure Persönlichkeit und eure Vorstellung von Romantik ausmacht, zwischen euren Beinen baumelt.«
»Es ist uns auch eine schwere Last. Willst du dich nicht endlich wieder hinsetzen und deinen Kaffee austrinken?«
»Ich hab’ noch zu arbeiten.«
»Das sagst du in den letzten Tagen jedesmal, wenn ich dir zu nahe komme.« Er griff nach ihrem Becher mit Kaffee, stand auf und brachte ihn ihr. »Du schuftest wie ein Pferd und ißt kaum etwas, Willa. Wenn du so weitermachst, dann liegst du bald auf der Nase.« Er faßte ihr Kinn und schenkte ihr einen langen, prüfenden Blick. »Dabei ist deine Nase gar nicht so unübel.«
»Du mußt es ja wissen.« Willa warf den Kopf zurück und bemühte sich, eine unbewegte Miene zu machen, als seine Finger sacht über ihre Haut strichen. »Wo liegt dein Problem, McKinnon?«
»Ich habe keins.« Um sie beide auf die Probe zu stellen, ließ Ben seine Finger über ihre Lippen gleiten. Ihr schöngeformter Mund lud förmlich zum Küssen ein, selbst wenn er so wie jetzt ärgerlich verzogen war. »Aber du scheinst eins zu haben. Mir ist aufgefallen, daß du in der letzten Zeit auffallend nervös in meiner Gegenwart wirst. Früher warst du nur bissig und bösartig.«
»Vielleicht verwechselst du da etwas, Ben.«
»O nein.« Er verstellte ihr mit einem Schritt den Weg, so daß sie zwischen ihm und der Anrichte eingekeilt war.
»Weißt du, was ich denke, Will?«
Was für breite Schultern er hatte. Und extrem lange Beine. Erst kürzlich war sie sich seines Körpers entschieden zu sehr bewußt geworden. »Es interessiert mich nicht, was du denkst.«
Da er von Natur aus vorsichtig war und zudem über ein ausgezeichnetes Gedächtnis verfügte, preßte er sich mit seinem vollen Gewicht an sie, um einen wohlgezielten Kniestoß abzublocken. »Ich werd’s dir trotzdem verraten.« Ben gab ihr Kinn frei und griff mit der Hand in ihr Haar, das sie heute offen trug. »Jetzt, da ich dir nahe genug bin, stelle ich fest, daß du tatsächlich nach Seife und Leder duftest.«
»Komm noch etwas näher, und es wird dir leid tun.«
»Und dann dieses herrliche Haar, ganz glatt und seidenweich.« Die Augen fest auf ihr Gesicht geheftet, drehte er ihren Kopf behutsam zu sich hin. »Dein Herz klopft wie wild, und hier, direkt am Hals, da pocht dein Puls ebenso heftig.« Mit seiner freien Hand ertastete er die betreffende Stelle, spürte, wie ihre Haut unter seinen Fingern bebte. »Ich habe das Gefühl, als würdest du jeden Moment unter meinen Händen zerplatzen.«
Willa fürchtete, daß genau das geschehen könnte, wenn er ihr nicht mehr Raum zum Atmen ließ. »Du gehst mir auf die Nerven, Ben.« Es kostete sie all ihre Willenskraft, mit ruhiger, gelassener Stimme zu sprechen.
»Ich bin dabei, dich zu verführen, Willa.« Der Klang seiner Stimme war honigsüß. »Und meiner Meinung
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