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Der weite Weg nach Hause

Der weite Weg nach Hause

Titel: Der weite Weg nach Hause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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darauf die Worte »Für Lev«.
    »Ich habe ihn gefunden«, sagte er.
    »Nun, der ist für Sie. Es ist ein Scheck. Nur ein kleiner. Er soll Ihnen helfen bei der Eröffnung Ihres Restaurants in ... wie immer die Stadt heißt ...«
    »Baryn.«
    »Baryn. Genau. Machen Sie den Umschlag nicht jetzt auf. Sonst fangen Sie vielleicht noch an, mit mir zu streiten, und ich bin zu schwach zum Streiten. Hören Sie mir zu?«
    »Ja.«
    »Gehen Sie damit sofort zur Bank. Sie haben doch ein Bankkonto, oder?«
    »Ja. Clerkenwell-Zweigstelle.«
    »Gut. Gehen Sie jetzt und reichen Sie den Scheck ein. Wenn ich sterbe, wird mein Konto eingefroren, Sie müssen den Scheck also vorher einreichen. Verstehen Sie mich, Lev?«
    Lev betrachtete den Umschlag. Er wog fast nichts und lag doch schwer in seiner Hand. Ihm fiel absolut nichts ein, womit er dieses Geschenk verdient haben könnte. Er wollte gerade sagen, dass er es nicht annehmen könne, dass es nicht richtig sei, wenn Ruby Schecks an Menschen verteile, die sie kaum kenne, als die Tür der Zelle aufging und die Nonne mit der Plastikschürze eintrat. Das duftende flackernde Licht aus dem Flur drang zaghaft ins Zimmer, und auf Lev wirkte es fast wie eine Wohltat, als brenne in den gelben Kerzen der Geist des Lebens selbst.
    »Es tut mir leid«, sagte die Schwester, »aber Sie müssen jetzt gehen. Mrs. Constad braucht Ruhe.«
    Lev nickte. Er fühlte sich wie erstickt, unfähig zu sprechen. Langsam erhob er sich, nahm Rubys Hand und küsste sie, merkte, wie seine Tränen ihre zerbrechliche Hand netzten. »Vielen Dank«, stammelte er.
    »Lev, Lieber«, sagte sie, und er sah, wie ein Lächeln über ihr Gesicht huschte. »Immer so galant . Ich hoffe, das Restaurant wird ein großer Erfolg.«
    Er erschien früh zu seiner Abendschicht bei Panno. Der Patron räumte gerade den Holzkohlegrill aus, um ihn neu zu füllen.
    »Hallo«, sagte Panno, als er Lev sah. »Genau dich habe ichgesucht. Habe ein Angebot für dich. Nettes Angebot, mein Freund. Freie Stelle in der Küche ab nächster Woche. Willst du?«
    Lev starrte Panno verwirrt an. Noch gestern hätte er sofort zugegriffen, doch jetzt zögerte er, überlegte: Schaffe ich das? 13 oder 14 Stunden täglich, sechs Tage die Woche, am Herd? Überlebe ich das?
    »Was ist los?«, sagte Panno, als er sein Schwanken bemerkte. »Du bist ein Koch, oder? Mit einer hübschen Empfehlung von GK Ashe! Du warst eine Verschwendung als Kellner. Komm und lern griechisches Essen in meiner Küche.«
    Lev nickte, stammelte einen Dank an Panno und sagte zu.
    »Gut«, sagte Panno. »17 Pfund die Stunde. Okay? Auf die Weise verdienst du neunzig oder hundert Pfund pro Nacht. Und ich bezahle dich weiter bar, also kein Sozialversicherungsscheiß und keine Steuern, ja? Das ist eine Chance für dich. Damit du auf die Füße kommst.«
    »Vielen Dank, Panno.«
    »Nein. Für mich ist es auch gut. Abgemacht und Hand drauf?«
    Die beiden Männer schüttelten sich die Hände. Levs Hand war noch kühl vom Laufen, Pannos warm und staubig von der Holzkohlenasche. Dann ging Lev zum Spülbecken, füllte sich ein Glas mit Wasser und trank. Im Geiste stellte er schon wilde Berechnungen an. Das wären dann also 1400 Pfund pro Woche. Mit den beiden Jobs in Ferndale Height und bei Panno hatte er bisher fast 2000 Pfund gespart. Und heute hatte er einen Scheck von Ruby Constad über 3000 Pfund eingelöst. Er hatte das Ziel schon halb erreicht.
    Er zog seine blau-weiße Schürze an und begann, die Tische einzudecken.
    Eigentlich hätte er auf Wolken gehen müssen, aber seine Beine fühlten sich schwer an, und sein Kopf war fiebrig vor Kummer. Und er wusste, es war nicht nur die Müdigkeit, auchnicht nur die Trauer über Rubys Sterben. Es hatte damit zu tun, dass sein Traum, sein Herzenswunsch, seine große Idee , nun näher und immer näher rückte, und dennoch war da ein schreckliches, unüberwindliches Problem: Weit weg in Baryn, wo dieser Traum Wirklichkeit werden sollte, wartete niemand darauf. In seinem eigenen Land, in das er sich so zurücksehnte, war seine Idee nicht einmal so etwas wie das leere Klaviergeschäft seiner sentimentalen Fantastereien; sie war nichts. Sie war nichts, weil niemand mehr an ihn glaubte.

23
Kommunistisches Essen
    Lev flog mitten im Winter nach Hause. Es war mild und feucht in London, aber eisigkalt in Auror.
    Er hatte niemandem Bescheid gesagt, wollte lieber so ankommen, als Fremder in einer für ihn inzwischen fremden Welt, wollte auf eigene Faust langsam mit

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