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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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hinausgezögerter Orgasmus –, so von Bergen umgeben, als liege es im Schoß der Götter, der hellgelbe Sand und das smaragdgrüne Wasser. Die Sonne streichelt sein Gesicht, die leichte Brise, die er plötzlich spürt, kräuselt Flocken auf den sanften Wellen, einige Kanus ziehen über das Wasser, deren Bewegungen ein verheißungsvolles Murmeln verursachen, das lauter wird, je weiter sie den steilen Pfad hinabsteigen. Die Trage ist unbequem, und einige Male rutschen die Träger aus, so daß er sich an die seitlichen Streben klammern muß, doch bei diesem Anblick kann ihn nichts beunruhigen. Unter ihnen liegen der Malagarasi-Fluß, der sich rötlich in den See ergießt, und ein Dorf, das sich so glückselig an eine sanft gerundete Bucht schmiegt, wenn Parks und Obstgärten hinzukämen, Moscheen und Paläste, es wäre schöner als der zauberhafteste Küstenort Italiens. Melancholie? Monotonie? Weggeblasen, hier und jetzt werden alle Öden entlohnt, in diesem Augenblick spürt er eine Befriedigung, so umfassend, er hätte doppelt so viele Schmerzen, Sorgen und Nöte auf sich genommen für diesen Preis, und er hätte es nicht bedauert.
     
     
     
    SIDI MUBARAK BOMBAY
    Meine Brüder, es ist wahr, ich habe mit Stolz von meinen Reisen erzählt, und meine Frau hat recht, manchmal habe ich dem Stolz nach dem Mund geredet, deswegen muß ich euch jetzt gestehen, jetzt, da wir den Höhepunkt der ersten Reise erreicht haben, wieso ich mich für jede meiner Reisen auch geschämt habe, ich muß euch gestehen, wieso ich jede meiner Reisen auch bereut habe. Weil ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe, was kein Mensch sehen sollte, weil ich den Anfang von Sklaverei gesehen habe, weil ich gezwungen war, meinen ersten Tod immer wieder zu durchleben, und jedesmal dachte ich, schlimmer kann es nicht werden, schlimmer als hier in Ujiji, dem Ziel unserer Reise, so dachte ich damals. Aber ihr wißt ja, wenn der Mensch ihm Zeit läßt, führt das Leben etwas noch Schlimmeres heran, und so geriet ich auf der zweiten Reise an einen Ort, der noch grausiger war als Ujiji. Jedesmal, wenn icheine Karawane von Sklaven sah, ob in Zungomero, in Kifukuru, in Kazeh, in Ujiji oder in Gondokoro, starb ich erneut meinen ersten Tod. Und ihr könnt mir glauben, der wiederholte Tod ist kein angenehmerer Tod. Die Wazungu, die ich begleitet habe, sie nannten sich Entdeckungsreisende, aber die wahren Entdecker des Festlandes waren die Sklavenhändler. Überall, wo wir hinkamen, waren sie schon gewesen. Wenn die Dörfer nicht niedergebrannt waren, waren sie verwaist, und wenn die Sklavenhändler ihre Beute nicht über das Land trieben, füllten sie Boote mit ihren Opfern, so voll, eine Hälfte mußte geopfert werden, das war der Hongo, den sie dem Tod entrichteten. Die Sklavenhändler am ersten großen See, sie waren die gemeinsten der Gemeinen, sie waren Menschenfresser, und zu meiner Scham traf ich sie wieder an beiden großen Flüssen, an dem Fluß, den sie Nil nennen, und an dem Fluß, den sie Kongo nennen. Von Ujiji aus wurden die Sklaven durch das ganze Land getrieben, bis nach Bagamoyo, und am Nil wurden sie den Fluß entlang nach Norden verschifft, an einen Ort namens Khartum, den ich mit eigenen Augen sehen sollte, auf meiner zweiten Reise, und von dort aus weiter an einen Ort namens Kairo, den ich auch sehen sollte, und von dort aus in alle Teile der Welt. Diese Menschenfresser, diese Händler der Todes, sie kamen an, wenn der Wind günstig wehte, wenn er ihre vielen Boote von Norden nach Süden trieb, dieser verfluchte Wind, der ihnen zur Seite stand, der sie vereinte mit Jägern, die sie in Banden zurückgelassen hatten, die in Lagern am Ufer des Nils lebten, und in den Monaten, in denen der Wind ihnen nicht zur Seite stand, zogen diese Banden aus und jagten, sie sammelten ihre Beute in ihren eingepfählten Lagern am Ufer des großen Flusses, sie hielten ihre Beute dort gefangen und warteten darauf, sie nach Norden zu verschiffen. Wenn sie keine Menschen finden konnten, wenn die Bewohner der Dörfer sich versteckten, wenn die Vorsteher nicht bereit waren, ihnen Gefangene oder in Ungnade Gefallene zu verkaufen, trieben sie alles Vieh zusammen, und sie erpreßten die Ältesten der Dörfer, ihnen Sklaven zu geben für dieses Vieh oder zu verhungern. Die Ältesten waren gezwungen, zum Angriff auf benachbarte Dörfer aufzurufen. So plünderten diese Banden, und wenn der Wind seine verfluchte Hilfe gewährte, waren dieeingepfählten Lager an dem Ort

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