Der Weltensammler: Roman (German Edition)
namens Gondokoro voller Menschen, die ihren ersten Tod schon erlitten hatten. Wenn es einen Ort gab auf dieser Erde, der mir Angst einjagte, Angst, die mich tagsüber quälte und nachts plagte, so war es dieser Ort, dieser Ort namens Gondokoro, ein Ort, der weder Barmherzigkeit noch Erbarmen kannte. Die einzigen Frauen in Gondokoro waren kranke Frauen, die ihren Körper verkauften, abgenutzte Schwämme, die die Lust der Männer aufsaugten. Es gab keine Kinder in Gondokoro, die nicht zusammengepfercht und eingesperrt waren. Gondokoro war für alle ein Ort des Todes. Für die Bewohner des Landes und für die Fremden, für die Moslems und für die Christen. Selbst die Zitronenbäume in Gondokoro waren gestorben. Sie standen in zwei Reihen, sie waren angelegt worden von Männern mit dem Kreuz auf der Brust aus dem Land der Deutschen, sie hatten ein Haus für ihren Gott gebaut, sie hatten Gärten für ihr Wohlergehen gepflanzt, und sie hatten einen Friedhof angelegt …
– Einen Friedhof! Die Wahnsinnigen.
– Eine Handvoll von ihnen lag eng beieinander in den Gräben hinter dem Zitronengarten. Sie hatten keinen einzigen Menschen von ihrem Glauben überzeugen können. Alles, was sie erbaut hatten, war wieder zerfallen, und es gab in ganz Gondokoro keinen einzigen, der sich zum Kreuz bekannte, es gab aber unendlich viele, die dem Alkohol verfallen waren.
– Kein einziger Christ? Da seht ihr es, was das für ein schwacher Glaube ist.
– Vielleicht, vielleicht ist der Glaube der Männer mit dem Kreuz auf der Brust schwach, vielleicht aber waren die Menschen zufrieden mit dem Glauben ihrer Vorväter.
– Es müßte sie nur der wahre Glaube erreichen.
– Er hat sie erreicht, der wahre Glaube saß in den Herzen der Sklavenhändler, der Menschenfresser, er bediente sich desselben Windes wie sie, und er schwieg, während sie Leben raubten. Wie ein Vater, der die Missetaten seines Sohnes hinnimmt, weil es sein Sohn ist. Was ist eine Gerechtigkeit wert, die nicht auch, nein, die nicht zuerst in der eigenen Familie gilt? Unsere Brüder im Islam, sie waren schlimmer als der Teufel. Sie wüteten und wüteten, und wennein Dorf sich gegen ihren Angriff wehrte, wenn es gegen sie kämpfte und den Kampf verlor, denn sie hatten Flinten, die den Tod schneller verkündeten als jeder Speer, wenn das Land unruhig wurde und ihre Geschäfte in Gefahr gerieten, dann nahmen sie Gefangene, viele Gefangene, sie banden ihre Hände und ihre Füße fest, nicht, um sie zu verkaufen, sondern um sie über eine Klippe zu treiben, eine Klippe am Wasserfall, wo die Gefangenen in den Fluß stürzten, und es wäre schlimm genug gewesen, wenn diese Menschen erschlagen worden wären von den Felsen, wenn sie ertrunken wären, aber dieser Fluß war voller Krokodile, sie wurden zerfleischt, so wie sie im Wasser trieben, gebrochene Menschen, leichte Beute für die Krokodile, und die Kunde von ihrem Ende verbreitete sich so schnell über das ganze Land wie eine Heuschreckenplage. Und wenn die Sklavenhändler bei den Kämpfen jemanden töteten, dann schnitten sie ihm die Hände ab, um seine Armreifen aus Kupfer zu stehlen. Die Leichname warfen sie auf einen Haufen in sicherer Entfernung ihres Lagerplatzes, und am nächsten Morgen waren nur noch die Knochen der Toten übriggeblieben.
– Geier!
– Die Geier, das habe ich gehört, sie fangen mit den Augen an …
– Wollen wir das wissen?
– Dann picken sie an den inneren Seiten der Oberschenkel, dann an dem Fleisch unter den Armen und schließlich am Rest des Kadavers.
– Diejenigen, die so etwas tun, sind es Menschen?
– Ihr wißt, nur ein anderer kann dich Mensch nennen, und ich habe keinen getroffen, der sie Mensch genannt hätte. Aber wer sie nicht kannte, nicht aus eigener Erfahrung kannte, wer nichts über sie wußte und wer nicht nachdachte, der hätte sie Brüder im Islam genannt.
– Einer dieser Brüder hat einmal alle Männer eines Dorfes gefangengenommen, um an das Elfenbein zu gelangen, das die Männer vor ihm versteckt hatten. Die Ältesten und die Frauen gaben nach, sie kauften die Freiheit ihrer Männer zurück mit all den Stoßzähnen, die sie besaßen, doch einer der Männer war arm, seine Familie besaß kaum etwas, und so wurde für seine Freiheit nichts geboten.Der Sklavenhändler schnitt ihm die Nase ab, die Hände, die Zunge und die Teile seines Mannseins, er schnürte sie zu einer Kette zusammen, die er dem Mann um den Hals legte, und so schickte er ihn zurück in sein
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