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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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bewegen, er kreist um ihre Augen, er kreist um seine Gier, mit jeder ihrer Bewegungen werden die Männer zurückgerufen in die Kasernen ihrer Unzulänglichkeit. Er traut sich nicht zu … Sie lächeln erhaben, sie wissen mehr als er, Bronze schmilzt auf ihrer Haut, drei Frauen, die ihn einladen, in ihren Händen sein Geschenk, seine Gabe Tabak, sie streifen ab, was um ihre Hüften hängt, nackt sind sie noch stärker, sie ziehen ihn mit, sie kennen einen Platz, der geschützt ist, einen weichen Unterschlupf, sie legen ihn hin, ihre Finger gleiten von einem Knopf zum nächsten, die erste Hand, die seine Haut berührt, streicht über seine Brust mit dem Bedacht der Morgenröte, er wird von ihr trinken wie vom frischen Quellwasser, die zweite Hand, die ihn berührt, reibt seine Erregung, und die dritte Hand tastet sich vor bis zu seinem Stöhnen, keine Falle, kein Halten, er wird sich ergeben, er wird sich vom Sonnenuntergang nähren. Er ist ihnen ausgeliefert. Er ist ihnen nicht gewachsen. Sie wollen mehr, und er hat nichts zu geben. Er traut sich nicht zu, zu sterben.
    Er sieht sich vor einem Vorhang, er paddelt, elegant, voller Kraft, aber er kommt nicht voran, auf der anderen Seite des Vorhangs, dort sitzen die Beobachter, sie sehen den Schatten des Mannes, sie sehen seinen paddelnden Schatten, es ist ein übergroßer Schatten, der das Publikum begeistert, nur er selber merkt, daß er der Flußmündung nicht näher kommt, der sie entgegenpaddeln, Regen strömt über den Vorhang, er zerteilt den Schatten in Streifen, der Mann paddelt weiter, die Streifen lösen sich ab von dem Vorhang, der Küste entlang, nach Norden, allmählich sieht er die Beobachter und sie sehen ihn, in einem Dorf nur zwei Tagesreisen von der Flußmündung entfernt, die Beobachter erwarten von ihm eine Erklärung, er kann nicht reden, ihm liegen Geschwüre auf der Zunge, die Beobachter stehen auf, sie zerreißen den Vorhang, sie blicken den kleinen Mann an, der in einem Kanu sitzt, und sie öffnen unisono den Mund, und sie sagen, nüchtern, nebensächlich, wie Verkäufer in einem Laden, die den Preis auf Anfrage mitteilen: Er fließt in den See hinein, es war alles ein Mißverständnis, er fließt nicht hinaus, es war eine Irreführung, was macht das schon, die Vorstellung ist vorbei. Der Flußfällt in den See, Burton liegt auf dem Feldbett, es regnet, alles ist naß geworden, die Gewehre rosten ein, das Mehl und das Getreide sind durchweicht, das Kanu stinkt nach ihrem eigenen Kot, sie nächtigen im Schlamm, Speke wird mit guten Nachrichten zurückkehren. Wird er nicht. Er liegt in einer Lache der Enttäuschung. Er traut sich nicht zu, mit Würde zu sterben.
     
     
     
    SIDI MUBARAK BOMBAY
    – Was ich immer noch nicht verstanden habe, Baba Sidi, wieso war es für sie so wichtig zu wissen, wie groß der See war und was für Flüsse ihn nähren und was für Flüsse sich aus ihm ergießen?
    – Weil es einen Fluß gibt, der Nil genannt wird, und dieser Fluß ist groß, ich habe ihn gesehen, kurz bevor er mit dem Meer verschmilzt, in dem Land, das sie Ägypten nennen, und ich sage euch, der Fluß war so breit wie das Wasser, das unsere Insel vom Festland trennt.
    – Die Wazungu wollten wissen, woher dieser Fluß kommt?
    – Was ist daran so schwierig? Wieso sind sie nicht einfach diesen Fluß entlanggereist?
    – Das haben sie versucht, aber er spaltete sich in zwei Flüsse, und sie sind dem einen Fluß, den sie den Blauen Nil nennen, bis zur Quelle gefolgt, aber den anderen, den sie den Weißen Nil nennen, den konnten sie nicht entlangreisen, weil ein Sumpf und einige Wasserfälle den Weg versperren. Sie mußten einen anderen Weg zu den Quellen suchen. Als die Wazungu den großen See erreichten, waren sie keineswegs am Ziel, denn sie hatten in Kazeh von zwei großen Seen gehört, also war es möglich, der Nil fließe aus dem See von Ujiji oder aus dem anderen großen See oder aus keinem dieser beiden Seen. Deswegen sollte Bwana Speke eine Dau auftreiben, mit der wir den See abfahren konnten, eine Dau, die einem Händler namens Sheikh Hamed am anderen Ufer des Sees gehörte, soviel wußten wir von den Arabern in Kazeh, aber Bwana Speke war nicht der Mann, der einen eingebildeten, selbstgefälligen Araber überreden konnte, seine einzige Dau für einige Monate herzugeben. Bwana Burtonhätte das vielleicht geschafft, aber er war, wie ihr wißt, eine Geisel des Todes. Am Anfang, nach einem Empfang, der uns reichlich willkommen hieß, da waren wir

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