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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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Sie, ich bin mit meinem Herrn mitgegangen, das ist nicht selbstverständlich. Ich habe dort nicht nur ihm gedient, auch der Armee der Angrezi. Und sein Leben gerettet, das müssen Sie unbedingt herausstellen …
    – Wir werden auch dazu kommen. Also, du bist mitgegangen, aber seine Geliebte, Kundalini, ich kann mir nicht vorstellen, ein Offizier der Angrezi, der samt Geliebter umzieht.
    – Die Frage hat sich nicht gestellt.
    – Wieso nicht.
    – Weil sie sich nicht gestellt hat.
    – Sie hat ihn verlassen, ha. Du hast jemanden ausgesucht, der nicht treu war. Sie ist weggelaufen.
    – Nein, das ist eine Lüge.
    – Wieso reagierst du immer so heftig, wenn die Sprache auf sie kommt? Deine Gefühle sind übertrieben, findest du nicht?
    – Was sind übertriebene Gefühle? Setzen Sie die Grenzen? Alles ist schiefgelaufen. Ich habe keinen Fehler gemacht. Wenn ich eine Frau gehabt hätte wie Kundalini.
    – Wie Kundalini? Oder Kundalini selbst?
    – Ich kann sie Ihnen nicht beschreiben. Ich freute mich aufzustehen, weil ich wußte, ich würde sie sehen. Ich würde ihre Stimme hören. Sie sang, wenn sie sich wusch. Sie kannte viele Bhajan. Wenn sie sang, war es, als würde sie dem Tag Schmuck anlegen. Sie war oft lustig. Nicht von Anfang an. Die anderen Diener behandelten sie verächtlich. Sie waren Heuchler, ein jeder von ihnen hätte sie gerne zur Frau gehabt. Sie mußten ihre Verachtung hinunterschlucken, so einnehmend war sie. Wir saßen manchmal in der Küche zusammen, sie brachte uns alle zum Lachen. An anderen Tagen war ihre Laune so düster, es war mir, als würde die ganze Welt Burka tragen. Ich wollte sie aufheitern, aber mit welchem Trost? Ich war nicht derjenige …
    – Du warst in sie verliebt, ich hätte es mir denken sollen. Sie hat dir den Kopf verdreht.
    – Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn er mich nicht ins Vertrauen gezogen hätte. Ich habe es kaum ausgehalten. Er dachte, er zeigt mir seine Wertschätzung, seinen Respekt, wenn er mit mir über sie sprach. Was ihn verwunderte, was ihm an ihr gefiel. Ich konnte ihn nicht stoppen. Alles, was ich hätte sagen können, hätte seinen Verdacht erregt. Je länger sie bei uns blieb, desto offener sprach er mit mir. Ich wollte kein Wort davon hören. Aber es kam noch schlimmer. Er wollte nicht nur meinen Rat, er wollte, daß ich ihr gut zurede. Er hat mir keinen Befehl erteilt. Trotzdem, es war nicht mißzuverstehen, was er wünschte. Ich mußte mit ihr reden, über ihn.
    – Du warst eifersüchtig auf den Saheb. Jetzt verstehe ich. Er besaß schon so viel, so viel mehr als du, wieso mußte er auch die schöne Frau besitzen, in die du verliebt warst. War es nicht so? Hat er deinen Haß nicht gespürt?
    – Ich habe ihn nicht gehaßt. Auch das ist eine Lüge.
    – Ist sie deshalb in Baroda geblieben? Hast du sie bei dem Firengi angeschwärzt? Weil du ihre Gegenwart nicht mehr ertragen hast? Weil sie Zwist zwischen euch gesät hat?
    – Schweigen Sie. Sie reden Unsinn. Sie war tot, sie war schon längst tot.
    – Was? Woran ist sie gestorben?
    – Sie sind maßlos, Sie denken, ich würde Ihnen anvertrauen, was ich noch niemandem gesagt habe.
    – Ich habe nur eine Frage gestellt.
    – Sie können nicht jede Frage stellen.
    – Es handelte sich um eine höchst vernünftige Frage.
    – Zahle ich Ihnen Geld, um Ihnen meine Geheimnisse anzuvertrauen? Sie haben mein Leben auf den Kopf gestellt.
     
     
     
    18.
    RASCH GEHANDELT
     
    Eine Woche später erklärte sich Upanitsche einverstanden, diesen Schüler zu unterrichten, und Burton wies Naukaram an, von Zeit zu Zeit große Kürbisse an das Haus des Lehrers zu liefern. Was hältst du von ihm? fragte er. Mir ist aufgefallen, Saheb, er kommt jeden Tag zur selben Uhrzeit an, er hat sein Leben im Griff, das ist das Zeichen eines bedeutenden Lehrers. Tatsächlich, pünktlich auf die Minute, jeden Nachmittag um vier Uhr, hörten sie die klappernden Räder der Tonga, das Schnaufen des Maulesels, und als Naukaram die Tür öffnete, schritt der kleine, weißbärtige Mann über den Gartenpfad, hinter ihm sein Amanuensis und über ihm der Sonnenschirm. Sie tranken einen Tschai, er mochte ihn würzig, dann setzten sie sich nebeneinander an den Schreibtisch. Naukaram mußte drei Kissen auf den Korbstuhl legen. Für Upanitsche war die Grammatik eine Tanzfläche, auf der er seine Pirouetten drehen konnte. Burton störte sich nicht daran. Niemand durfte erwarten, daß sich ein lebhafter Geist mit der Konjunktivform der

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