Der Widersacher
Gomez-Gonzmart und befasste sich mit George Irvings Tätigkeit für Regent Taxi. Vor allem ging es dabei um die Frage, ob es reiner Zufall war, dass Black&White, ein Mitbewerber um die Taxilizenz für Hollywood, ausgerechnet in dem Moment rechtliche Probleme bekommen hatte, in dem Irving Regent Taxi in dieser Angelegenheit zu vertreten begann. Von da war der Sprung nicht mehr weit zu Irvin Irving. Die DUI -Anzeigen führten zu Officer Robert Mason, der ins gleiche Horn blies und erklärte, von Stadtrat Irving ganz direkt aufgefordert worden zu sein, B&W das Leben schwer zu machen.
Bosch vermutete, dass die Meldung sowohl im PAB als auch in der City Hall für einige Aufregung sorgen würde. Deshalb beschloss er, so lange einen weiten Bogen um das PAB zu machen, bis er dort am Montagmorgen zum Dienst erscheinen musste.
Als er von der Mall losfuhr, holte er sein Handy heraus, um sich zu vergewissern, dass es an war. Ihn wunderte, dass Chu nichts mehr von sich hatte hören lassen, und sei es auch nur, um zu dementieren, dass er die Quelle gewesen war, die GoGo die Informationen für die Meldung zugeschustert hatte. Es wunderte ihn auch, dass sich Kiz Rider nicht bei ihm gemeldet hatte. Der Umstand, dass es bereits auf Mittag zu ging und sie ihn wegen des Artikels noch nicht angerufen hatte, konnte nur eines bedeuten: dass sie die Quelle war und deshalb auf Tauchstation ging.
Vermutlich hatte sie sich entweder auf eigene Initiative oder, was wahrscheinlicher war, auf eine stillschweigende Anweisung des Polizeichefs hin dafür entschieden, Irvin Irving in der Öffentlichkeit bloßzustellen, statt seine Kooperation durch Schweigen zu erzwingen. An dieser Entscheidung gab es eigentlich nichts auszusetzen. Den Stadtrat in den Medien vorzuführen und ihn dem Verdacht der Korruption auszusetzen konnte dazu dienen, ihn als Bedrohung der Polizei auszuschalten. Im letzten Monat eines Wahlkampfs konnte noch viel passieren. Vielleicht hatte der Polizeichef beschlossen, jetzt gleich sein Glück zu versuchen und zu sehen, ob die Meldung Schwung aufnahm und den Wahlausgang beeinflusste. Statt sich mit einem kompromittierten und erpressbaren Feind herumschlagen zu müssen, spekulierte er vielleicht lieber darauf, dass Irvings Kontrahent ein Freund der Polizei wäre.
Bosch war das alles ziemlich egal. Es war so oder so High Jingo. Nicht egal war ihm jedoch, dass seine Freundin und ehemalige Partnerin Kiz Rider im zehnten Stock inzwischen bei politischen Entscheidungen ganz maßgeblich mitmischte. Ihm wurde klar, dass er sich das immer vor Augen halten musste, wenn er künftig mit ihr zu tun hatte, und er empfand diese Erkenntnis als schweren Verlust.
Er wusste, im Moment wäre es das Beste, auf Tauchstation zu gehen. Seine Tage bei der Polizei waren gezählt. Die neununddreißig Monate, über die er sich noch eine Woche zuvor so gefreut hatte, erschienen ihm mit einem Mal fast wie eine Strafe, die er absitzen musste. Er würde sich den Nachmittag freinehmen und sich vom PAB und allem Dienstlichen fernhalten.
Nachdem er das Handy schon einmal in der Hand hatte, sprang er über seinen eigenen Schatten und rief Hannah Stone an. Sie ging sofort dran.
»Hannah, bist du zu Hause oder bei der Arbeit?«
»Zu Hause. Sonntags ist keine Therapie. Was gibt’s? Hast du Chilton Hardy gefunden?«
In ihrer Stimme schwang aufgeregte Erwartung mit.
»Äh, nein, noch nicht. Aber ab morgen hat er Vorrang. Eigentlich rufe ich an, weil ich heute Nachmittag sozusagen frei habe. Jedenfalls bis fünf. Dann hole ich meine Tochter in der Mall ab. Ich dachte, ob wir vielleicht zusammen Mittag essen könnten oder sonst was, wenn du Zeit hast. Ich würde gern mit dir reden. Du weißt schon, ob wir es irgendwie weiter versuchen sollen.«
Tatsache war, dass Bosch sie sich nicht ganz aus dem Kopf schlagen konnte. Er hatte sich immer schon zu Frauen hingezogen gefühlt, hinter deren Augen sich eine Tragödie verbarg. Er hatte über Hannah nachgedacht und war zu der Überzeugung gelangt, dass es für sie beide vielleicht doch eine Chance gab, solange sie hinsichtlich ihres Sohns bestimmte Grenzen einhielten.
»Fände ich super, Harry. Ich würde auch gern reden. Möchtest du zu mir kommen?«
Bosch schaute auf die Uhr am Armaturenbrett.
»Ich bin gerade in Century City. Ich könnte dich gegen zwölf abholen kommen. Vielleicht weißt du ja im Ventura Boulevard was, wo wir essen gehen können. Ich wäre sogar bereit, mal Sushi zu probieren.«
Sie lachte, und
Weitere Kostenlose Bücher