Der widerspenstige Highlander
dass der Schmerz in ihm aufhörte.
Aber alles, was er spürte, war unendliche Qual. Bitterer, bohrender Schmerz durchfuhr ihn.
Nora war für ihn verloren.
Ehrlich gesagt, am liebsten wollte er sterben.
Lochlans Hand zur Seite stoßend machte er einen Schritt nach vorne, dann begann sich der Raum um ihn zu drehen, und der Boden wurde ihm unter den Füßen fortgezogen.
Nora keuchte auf, als Ewan zu Boden sank. Sein Krug rollte noch scheppernd über die Steinfliesen, während seine Mutter schon zu ihm eilte.
Einen Moment später brach er bewusstlos zusammen.
Sogleich war auch Nora an seiner Seite.
»Ewan!«, rief Lochlan und versuchte seinen Bruder wachzurütteln.
Ewan reagierte nicht.
Nora schob Ewans Hemd hoch und sah, dass die Wunde an seiner Seite sich entzündet hatte und nun rot geschwollen war.
»Du sturer Mann«, schimpfte sie. »Du konntest es nicht ertragen, dir von mir helfen zu lassen, und jetzt schau dir an, was du angestellt hast. Ich schwöre dir, Ewan MacAllister, wenn du nicht an deiner Dummheit stirbst, dann bringe ich dich höchstpersönlich um.«
»Aus dem Weg, Frau«, befahl Sin MacAllister knapp und schob sie zur Seite.
Zusammen mit Lochlan trug er Ewan nach oben.
Ohne lange nachzudenken, folgte Nora ihnen, während ihre Eltern unten blieben.
Sin und Lochlan brachten Ewan in eine Kammer im oberen Stockwerk und legten ihn vorsichtig aufs Bett.
Ihre Mutter trat mit besorgter Miene vor. »Warum wurde die Wunde nicht genäht?«
Bei ihrer unschuldigen Frage schnürte sich Nora die Kehle zu. »In der ersten Nacht hatte ich nichts zum Nähen, und später hat er sie mich noch nicht einmal ansehen, geschweige denn versorgen lassen.«
Als Sin Ewans Hemd aufschnitt, drehte sich Lochlan zu ihr um. »Ihr müsst jetzt gehen. Es gehört sich nicht für Euch, dabei zuzusehen, wenn wir ihn ausziehen.
»Aber ...« Nora konnte sich gerade noch rechtzeitig davon abhalten, zu erklären, sie habe Ewan schon nackt gesehen. Zweifellos steckte Ewan in genug Schwierigkeiten; sie würde es für ihn nicht schlimmer machen. »Ich werde draußen warten.«
Ehe sie es sich versah, stand sie vor der Tür.
Ihre Eltern warteten auf dem Gang.
»Wie geht es ihm?«, fragte ihr Vater.
Nora biss sich sorgenvoll auf die Lippe. »Ich weiß nicht. Er hat seit Tagen nicht mehr von der Wunde gesprochen.«
»Er hat sich nicht wie ein Verletzter benommen, als ihr ankamt«, bemerkte ihre Mutter.
»Aye«, pflichtete Nora ihr bei. »Er kann seinen Schmerz gut verbergen.«
Schweren Herzens schaute sie ihren Vater an. »Wie konntest du das nur tun, Vater? Wie konntest du mich so täuschen, dass ich keinen anderen Auswege sah, als zu ihm zu laufen?«
Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben, und seufzte. »Du bist ein hübsches Mädchen, Nora. Ich wollte, dass du eine gute Verbindung eingehst und dachte, wenn ich euch beide zusammenbringen könnte, dann würde Ewan sehen, was für eine gute Ehefrau du abgeben würdest.«
»Und Ryan?«
»Ich dachte, dass sobald du mit einem anderen Mann weggelaufen wärest, Ryan seinen Antrag zurückziehen würde. Ich hatte keine Ahnung, wie sehr er dich liebt.«
Sie ahmte Ewans finsteres Stirnrunzeln nach. Wenn sie diesen Unsinn noch einmal hören musste, würde sie jemandem ernsthaft etwas antun.
»Ryan liebt mich nicht!«
»Das stimmt nicht«, widersprach ihre Mutter. »Während du draußen mit deinem Vater gesprochen hast, hat er mir erzählt, wie sehr er sich um dich gesorgt hat, und dass er die Gaukler angeheuert hat, Ewan zu entführen, damit er dich in Sicherheit wusste, ehe Ewan dir etwas tun konnte. Er hat sich um dich gesorgt.«
Nora wollte ihr erklären, was für ein Lügner Ryan war, aber sie hielt die Worte zurück. Denn Ryan war für ihre Eltern fast so etwas wie ein Sohn. Das wollte sie ihnen nicht nehmen.
Noch nicht.
Aber wenn sie dazu gezwungen wurde, würde sie ihn vom höchsten Baum im Burggarten aus bloßstellen.
»Ich will Ryan nicht heiraten.«
Ihre Mutter schaute zur Tür. »Hättest du lieber Ewan?«
Tränen brannten in ihren Augen, als sie nickte. »Mehr als alles auf der Welt.«
Ihr Vater lächelte. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
»Wenn er mich haben will, meinst du.«
Ihr Vater schien gekränkt. »Warum sollte er das nicht?«
Nora biss sich auf die Lippe und dachte an Ryan. Ewan würde niemals einer Hochzeit mit ihr zustimmen, solange er glaubte, dass Ryan sie liebte.
Das wusste sie.
Die Frage war nur: Konnte
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