Der widerspenstige Highlander
Kopf. »Nein.«
»Ach, kommt schon«, sagte Viktor. »Spielt irgendein Lied, wenn Ihr könnt.«
»Nein, ehrlich«, beharrte Ewan. »Ich habe nie vor Publikum gespielt.«
»Ich würde Euch gerne spielen hören«, bat Catarina mit leiser, verführerischer Stimme.
Nora runzelte die Stirn.
»Na gut«, lenkte Ewan ein und legte sich das Instrument auf den Schoß.
Jetzt war Nora wirklich böse. Er wollte nicht spielen, wenn sie ihn darum bat, aber für Catarina war er sofort dazu bereit?
Was für ein gemeiner Flegel!
Die Männer begannen ein schnelles Stück zu spielen, eine Melodie, zu der Catarina wie Salome tanzen konnte, Nur dass die Frau es heute nicht auf Ewans Kopf abgesehen hatte, da war sich Nora sicher.
Wie konnte Catarina das nur tun, besonders nach ihrer Unterhaltung vorhin? Die Frau war ein weiblicher Judas. Ein hoch gewachsener, wunderschöner Judas mit langen dunklen Flechten, der Ewan durchaus verfallen konnte, weg von ...
Mir.
Das Wort hallte durch ihren Kopf wie ein Donnerschlag.
Es stimmte. Sie mochte Ewan. Mehr als sie sollte, und die Vorstellung, dass er mit Catarina zusammen war, reichte aus, um in ihr den Wunsch zu wecken, der anderen irgendetwas Schlimmes anzutun.
Dabei gehörte er ihr nicht. Er war ihr nicht verpflichtet, sie hatte nicht über ihn zu bestimmen und auch nicht das Recht, ihm zu sagen, wen er anstarren durfte und wen nicht.
Wen er begehren durfte ...
Ewan konnte niemals ihr gehören.
Er war nicht der Ehemann, den sie sich wünschte.
Himmel, er war genau wie ihr Vater, rülpste quer über den Tisch und hantierte ansonsten ständig mit seinem Schwert oder übte stundenlang damit. Versammelte seine Freunde zu lauten und feuchtfröhlichen Gelagen, während derer immer wieder dieselben alten Geschichten erzählt wurden.
Ihr ganzes Leben lang hatte sie mit angesehen, wie ihr Vater ihrer zierlichen, anmutigen Mutter auf Schritt und Tritt folgte und die arme Frau kaum jemals aus den Augen ließ. Immer verlangte er, dass ihre Mutter Zeit für ihn hatte.
Wollte, dass sie ihm bei seinem nicht unbedingt feinsinnigen Lieblingszeitvertreib zuschaute, dem Schwertkampf.
Sie konnte gar nicht sagen, wie oft ihr Vater ihre Mutter in seine Arme gerissen hatte und sie in ihre Kammer getragen hatte, während ihre Mutter protestierte, sie habe zu tun.
Und hatte er jemals auf sie gehört?
Nein, nie.
Während ihre Mutter es vorzog, leise zu sprechen, brüllte ihr Vater grundsätzlich. Ihre Mutter liebte Gedichte und Musik, ihr Vater dagegen Baumstammwerfen und Hirschjagd.
Nora hatte niemals zwei schlechter zusammenpassende Menschen in ihrem Leben getroffen. Wenn ihr Vater auch ein guter Mann mit einem liebevollen Herzen war, hatten doch er und ihre Mutter nichts gemein.
Himmel, sie sprachen kaum miteinander. Ihr Vater forderte, und ihre Mutter nickte.
Nora wollte mehr von ihrem Ehemann als das. Sie träumte von einem Mann, mit dem sie sich über die Wissenschaften unterhalten konnte. Einen, der von sich aus zu einem Gespräch beitrug, ohne sich jede Antwort mühsam aus der Nase ziehen zu lassen oder wütend über die vielen Fragen zu werden, die sie stellte.
An Fragen war doch nichts falsch. Aber ihre beständige Wissbegierde ließ ihren Vater oft die Geduld mit ihr verlieren, sodass er sie aus der Halle schickte.
Ich liebe dich, Nora Kind, aber wenn du noch ein Wort sagst, Mädchen, dann, das schwöre ich, fängt mein armseliges Hirn an zu kochen, bis ich so leer im Kopf bin wie der alte Seamus. Jetzt geh auf dein Zimmer und lass mir ein wenig Frieden, ehe ich dich für den Rest der Ewigkeit dort einsperre.
Nora verzog das Gesicht, als sie an die Worte dachte, die sie unzählige Male gehört hatte.
Ewan war wie ihr Vater, davon war sie überzeugt. Einzig im Aussehen unterschieden sie sich. Ihr Vater war blond und nicht sonderlich groß, während Ewan ein schwarzhaariger Hüne war.
Aber vom Wesen her könnten sie Zwillinge sein.
Doch während sie Ewan beim Spielen zusah, fiel ihr etwas Merkwürdiges an ihm auf. Seine Augen blickten fröhlicher als sonst, und seine Mundwinkel bogen sich leicht nach oben, als wollte er lächeln.
Er liebte Musik so sehr, wie ihr Vater sie verabscheute.
Das war wenigstens eine kleine Gemeinsamkeit zwischen ihr und ihm.
Mädchen, was denkst du da?
Wenn du dich an einen Mann wie ihn bindest, bist du auf ewig verloren.
Heirat war nur für den Mann gut. Die Frau dagegen büßte jegliche Macht über sich selbst und ihr Leben ein. Sie wurde zwar
Weitere Kostenlose Bücher