Der widerspenstige Highlander
»Nora?«
Sie drehte sich zu ihm um. Eine leichte Brise spielte mit ein paar blassgoldenen Strähnen, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten. Ihre Wangen waren gerötet, und ihre Lippen schimmerten feucht.
Wie sehr er sich danach sehnte, sie erneut zu kosten. In der pikanten Süße ihres Mundes zu schwelgen, bis er trunken davon war.
»Aye?«, fragte sie.
Ewan hatte das Gefühl, von einer Faust in den Magen getroffen worden zu sein, als er zu ihr aufblickte. »Würdet Ihr gerne ein wenig mit mir reiten?«
Er sah die Erleichterung auf Viktors Zügen, ehe er ihm dankbar zunickte.
»Ziemt sich das?«, erkundigte sie sich zweifelnd.
»Aber natürlich, Mylady«, beeilte sich Viktor ihr zu versichern, während er schon den Wagen zum Stehen brachte.
Ewan hob sie vom Kutschbock auf seinen Sattel, setzte sie seitlich vor sich auf seinen Schoß.
Nora warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, während sie ihre Röcke ordnete. »Tust du das, weil du wolltest, dass ich mit dir reite, oder um das Gehör des armen Viktor zu retten?«
»Beides.«
Sie lächelte. »Dann machst du dir keine Sorgen um dein Gehör?«
»Besser, ich verliere es, als dass Viktor dir den Hals umdreht.«
Sie lachte. »Dann werde ich ihm in Zukunft noch heftiger zusetzen, wenn das dazu führt, dass ich auf deinem Schoß reiten darf. Mir gefällt es hier.«
Das ging ihm ebenso. Es gefiel ihm besser, als es sollte.
Nora fühlte sich wunderbar in seinen Armen an, und noch besser, wenn sie sich auf seinem Schoß befand.
Schon musste er wieder daran denken, wie sie letzte Nacht gewesen war. Heiß und bereit für seine Berührung.
»Wie weit reiten wir wohl noch, ehe wir Mittagsrast machen?«, wollte sie von ihm wissen.
»Bist du hungrig?«
»Nein, gar nicht. Aber ich bin das Reisen leid. Wie hältst du es nur aus, so lange im Sattel zu sitzen? Wünschst du dir nicht, du könntest eine Weile zu Fuß gehen?«
Ehe er zu einer Antwort ansetzen konnte, sprach sie schon weiter. »Ich denke, wenn wir zu Fuß reisen könnten, wäre es viel schöner. Dem Pferd würde es auch besser gefallen, kann ich mir vorstellen. Es muss ganz schön anstrengend sein, uns beide zu tragen.« »Du wiegst kaum genug, dass es ihn stört.«
»Aye, aber du wiegst wenigstens doppelt so viel wie ein gewöhnlicher Mann, denke ich.«
Ewan schnitt eine Grimasse.
»Stört dich das?«
»Es tut mir Leid, Ewan. Dabei sollte man doch meinen, du wärest stolz auf deine Größe. Mein Vetter Sean beklagt sich oft, dass er kleiner ist als die meisten anderen Männer. Genau genommen ist er sogar einen ganzen Kopf kleiner als ich. Warum also hast du etwas gegen deine Größe?«
Catarina antwortete für ihn, als sie ihr Pferd neben sie lenkte. »Ich kann mir vorstellen, es ist ähnlich lästig, ungewöhnlich groß wie ungewöhnlich klein zu sein. Ich glaube, Lord Ewan lebt in einer Umwelt, in der nichts passt. Stühle und Betten sind immer zu klein.«
»Aye«, pflichtete er ihr bei. »Ständig stoße ich mir den Kopf, die Arme oder Beine an Dingen, die für Männer, halb so groß wie ich, gemacht sind. Ich brauche sogar ein besonders groß gezüchtetes Pferd, damit meine Beine nicht auf der Erde schleifen.«
»Ich mag deine Größe«, gestand Nora. »Daran gibt es nichts, das ich ändern würde.«
Ewan starrte sie verwundert an.
»Catarina?«, rief Nora. »Denkst du, wir werden an einer Stelle Rast machen, wo es frische Beeren zu pflücken gibt?«
Ewan ritt schweigend, während die beiden Frauen sich miteinander unterhielten. Er konnte selbst nicht begreifen, warum Noras endloses Geschwätz ihn nicht länger störte.
»Würdest du das tun?«
Er merkte, dass Nora mit ihm redete. »Es tut mir Leid, ich habe nicht zugehört. Was hast du gefragt?«
Nora lachte und wirkte, als machte es ihr nicht das Geringste aus, dass er in Gedanken abgeschweift war. »Catarina wollte wissen, ob du mit mir Beeren pflücken gehen würdest. Tust du das?«
»Ich ...« Er runzelte die Stirn. »Beeren pflücken?«
»Nora braucht einen Mann zu ihrem Schutz«, erklärte Catarina. »Sonst verirrt sie sich am Ende oder wird von einem Bären angefallen oder einem anderen wilden Tier aus dem Wald.«
Die Falten auf Ewans Stirn vertieften sich angesichts ihrer merkwürdigen Wortwahl und ihres seltsamen Tonfalls, als sie davon sprach, dass Nora von Bären angefallen werden könnte.
Er hatte keine Beeren mehr gepflückt, seit er ein Junge war. Und die Vorstellung, allein mit Nora zu sein ...
Nun, er würde
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