Der widerspenstige Highlander
Morgen, Süße.«
»Gute Morgen.«
»Bist du wund?«, fragte er.
Die Hitze flutete ihr Gesicht. »Nein, du?«
Er lachte. Himmel, wie sehr sie den Klang seines tiefen, vollen Lachens liebte.
»Nein, Liebste, kein bisschen.«
Er setzte sich auf, und das Plaid glitt von seiner Schulter, sodass sie ihn nackt sah. Nora konnte nicht verhindern, dass ihr Blick über ihn glitt und an dem unübersehbaren Zeichen seiner Erregung hängen blieb.
»Tut es das oft?«
Er schaute an sich herab, dann sie wieder an, ein lüsternes Funkeln in den Augen. »Nur, wenn ich dich ansehe.«
Sein Kuss war leicht und fordernd zugleich.
Wenigstens, bis sie die Gaukler im Lager hantieren und reden hörten.
Ewan löste sich von ihr. »Wir sollten uns besser anziehen, ehe sie uns suchen kommen.«
Nora nickte.
Als sie nach ihrem Hemd griff, entdeckte sie, dass ihre Schenkel blutverschmiert waren.
Bei ihrem bestürzten Aufkeuchen drehte sich Ewan zu ihr um. Er bückte sich, hob sie auf seine Arme und trug sie zum Fluss, wo er ihr half, sich zu waschen. Er war so unvorstellbar zärtlich.
Sie sah die steilen Falten auf seiner Stirn, während er alle Spuren dessen beseitigte, was sie gestern Nacht getan hatten.
»Tut es dir Leid?«, fragte sie.
Ewan schaute zu ihr auf, seine Miene eine Mischung aus Erschrecken und Schuldbewusstsein. »Es tut mir nicht Leid. Wie könnte es das auch? Ich mache mir nur Sorgen, was geschehen könnte, wenn jemand davon erfährt.«
»Ich werde es niemandem erzählen. Ich verspreche, ich werde nichts von dir verlangen.«
Ewan erstarrte.
Ihre Worte verblüfften ihn. Er hatte noch keine Frau kennen gelernt, die so freundlich und gut war. Zahllose seiner Freunde waren zur Hochzeit mit Frauen gezwungen worden, nur weil die, ohne Zeit zu verlieren, zu ihrem Vater gerannt waren und erzählt hatten, was geschehen war. Stattdessen versprach ihm Nora, ihn zu schützen.
Sie war wirklich einzigartig.
Eine Frau, die er am liebsten sein ganzes Leben begreifen lernen würde.
Durfte er das wagen?
Durfte er das nicht ?
Er stand vor ihr, unsicher, was er tun sollte.
Aber am Ende blieb nur eine Wahrheit übrig, der er sich beugen musste.
Nora verdiente Besseres als ihn.
Nachdem er ihr beim Waschen geholfen hatte, zogen sie sich an; unterdessen überlegte er weiter, was er mit ihr tun sollte.
Sie kehrten zu den Gauklern zurück, die inzwischen aufgestanden waren und kochten.
»Wo seid ihr gewesen?«, fragte Viktor.
Zum ersten Mal war Nora um Worte verlegen, wurde rot und schaute Ewan Hilfe suchend an.
»Wir sind früh aufgestanden und haben die Umgebung erkundet«, erklärte Ewan leichthin.
Wenn die Gaukler das nicht glaubten, dann ließen sie es sich nicht anmerken. Sie fuhren einfach mit ihren verschiedenen Tätigkeiten fort und schenkten ihnen weiter keine Beachtung.
Catarina brachte ihnen zwei Teller mit Wurst und Brot. »Ich habe mir gedacht, dass ihr beide heute Morgen hungrig sein müsst.«
Sie legte den Kopf schief und schaute Nora an. »Obwohl Ihr auch ein bisschen müde ausseht, Mylady. Habt Ihr nicht gut geschlafen?«
»Oh doch, sehr gut sogar, danke«, beeilte sich Nora zu antworten, nahm ihren Teller und entfernte sich rasch.
»Und Ihr, Mylord?«
Ewan zwang sich, nicht zu Nora zu sehen. »Ganz gut, danke.«
Sie sprachen nicht, während sie aßen, ihre Teller abwuschen und dann alles aufluden.
Nora fand sich auf Ewans Drängen hin auf dem Wagen wieder.
»Du solltest heute nicht reiten, Mylady«, sagte er ihr leise. »Du wirst davon nur noch wunder werden.«
Dann beugte er sich vor und küsste sie rasch auf die Wange, ehe er sie neben Viktor auf den Kutschbock hob.
Nora wurde warm ums Herz angesichts seiner Umsichtigkeit, und so verbrachte sie den Tag plaudernd mit Viktor, während sie nach Norden fuhren, um den Mann zu treffen, der die Gaukler bezahlt hatte, Ewan zu entführen.
Ewan ritt seitlich hinter dem Wagen und beobachtete Nora die ganze Zeit; sein Herz sehnte sich schmerzlich nach dem, was er nicht haben konnte.
»Verrat mir«, begann Lysander, als er sein Pferd neben Ewan zügelte. »Wie ist es Euch gelungen, ihr Geschwätz auszuhalten, ohne ihr einen Knebel in den Mund zu stopfen?«
»Mich stört es nicht.«
Lysander schnaubte ungläubig. »Ihr müsst scherzen. Wie können Euch davon die Ohren nicht klingeln? Mich wundert nur, dass der arme Viktor sie noch nicht angeschrieen hat.«
Ewan zuckte die Achseln.
Dann trieb er sein Pferd vorwärts, damit er mit ihr reden konnte.
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