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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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nur, daß sie sich der Süße des Augenblicks hingab, und blind für die Möglichkeiten, die er im Keim enthielt, genoß ich die Minuten einer Intimität, die sie bezauberten, ohne sie zu erschrecken, so jung war ich, so ehrfürchtig und so voller Respekt. Es war wie ein Blitz. Schnell schlug ich die Augen nieder, damit das Feuer meines Blickes sie nicht aus ihrer Ruhe wecke.
    ***
    Im Laufe des Dezembers sollte Bassompierre bei uns speisen, was uns zu einigen Toilettekosten nötigte, um angesichts seines Glanzes keine allzu klägliche Figur zu machen. Aber da wir von der Seite her trotz alledem nicht mithalten konnten, befahl mein Vater, Caboche möge uns das köstlichste Mahl anrichten, das er überhaupt zustande brächte, ohne an Fleischnoch an Wein zu sparen, damit wir wenn auch nicht die Augen unseres Gastes, so doch wenigstens seinen Gaumen zufriedenstellen könnten.
    Doch sowie Bassompierre aus seiner goldschimmernden Karosse stieg und sich an unseren Tisch setzte wie ein Schlafwandler, erkannten wir die Vergeblichkeit unserer Bemühungen. Kaum daß er uns einen Blick vergönnte und unsere Speisen kostete, verschloß er sich von vornherein jeder vernünftigen Unterhaltung, ließ seine blauen Augen abwesend durch den Raum schweifen und schien nicht etwa in Sorgen, sondern in Ekstase verloren. Mariette, wie stets um den Ruhm ihres Mannes bemüht, sah betroffen, wie sein Teller vor ihm stand, ohne daß er ihn auch nur mit der Gabelspitze berührte, und warf meinem Vater, der tat, als sähe er es nicht, untröstliche Blicke zu. Franz füllte ihm das Glas. Bassompierre trank einen Schluck, dann stellte er es nieder.
    »Mein Gott, Bassompierre!« sagte mein Vater, »seid Ihr leidend? Habt Ihr Magenbeschwerden oder Fieber? Ihr eßt ja nicht! Kaum daß Ihr getrunken habt! Und nach Euren Augenringen zu schließen, schlaft Ihr auch nicht.«
    »Ich heirate«, sagte Bassompierre mit unsicherer Stimme und sah aus wirren Augen auf, als sei er wider Willen aus den glücklichsten Träumen geweckt worden.
    »Arme Nichten!« sagte La Surie sotto voce. »Nun werden sie stellungslos!«
    Mein Vater sah den Chevalier stirnrunzelnd an, aber Bassompierre hatte nichts gehört. Er war schon wieder bei seinen Träumen.
    »Wann?« fragte mein Vater.
    »Noch vor Weihnachten«, sagte Bassompierre, der mir kraft einer Mechanik zu antworten schien, an der sein Wille keinen Teil hatte.
    »Und wen?«
    »Charlotte de Montmorency.«
    La Surie schien tief beeindruckt, während mein Vater und ich wortlos einverständige Blicke wechselten. Charlotte war jenes boshafte Frauenzimmer, das mich vor der Volte, die ich auf dem Ball der Herzogin von Guise mit ihr tanzte, heimlich gebeten hatte, sie so hoch springen zu lassen, wie ich irgend könnte. Und hinterher, nachdem sie ihre Beine gezeigt undden Großen dieser Welt schöne Augen gemacht hatte, warf sie mir öffentlich meine unschickliches Betragen vor.
    »Die Tochter des Konnetabel!« sagte La Surie, indem er achtungsvoll nickte. »Aber sie ist nahezu eine Fürstin!«
    »Darunter würde ich auch nicht heiraten!« sagte Bassompierre, der aus seiner Trance erwacht schien und zum erstenmal redete, wie es sonst seine Art war.
    Da mein Vater schwieg und sein Schweigen Bassompierre überraschte, fragte er: »Nun, Siorac, was meint Ihr dazu?«
    »Sie ist sehr jung, Comte, und Ihr werdet älter ...«
    »Aber ich bin dreißig!« sagte Bassompierre mit einigem Schwung. »Und sie wird sechzehn.«
    »Ich scherze«, sagte mein Vater mit einem Lächeln. »Nein, das Alter ist gut abgestimmt. Und sie ist wunderschön, sie hat sicherlich das hübscheste Lärvchen der Schöpfung und alles übrige entsprechend.«
    Bassompierre schien nur halb zufrieden mit diesem Lob, das mein Vater ohne jene Wärme ausgesprochen hatte, die er sich von seiner Freundschaft erwartet hatte.
    »Was sagt der König?« fragte La Surie.
    »Er ist hingerissen!« sagte Bassompierre. Und nicht ohne eine gewisse Eitelkeit fügte er hinzu: »Ihr wißt doch, wie er mich liebt.«
    »Wird er die Braut dotieren?«
    »Dazu besteht keine Notwendigkeit. Ihr wißt doch, daß sie mit Mademoiselle de Mercœur die reichste Erbin des Königreiches ist.«
    Mit einem Lächeln setzte er hinzu: »Aber mich will der König dotieren.«
    »Euch dotieren?« fragte La Surie und sperrte die Augen auf.
    »Ja, er will dem Herzog von Bouillon das Amt des Ersten Kammerherrn für mich abkaufen.«
    »Bravo, bravissimo, Bassompierre!« sagte mein Vater. »Das ist ein

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