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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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ohne >ist< bilden? »Wurde der Firma vom Amt vermittelt.« Uff.
    »Holen Sie ihn doch mal her.«
    »Deetlev«, rief ich, und das Schlagen einer Türe machte die Scheiben im ganzen Haus zittern. Niemand hasst seinen eigenen Vornamen mehr als unser Poppel. »Komm doch mal eben hoch!«
    »Und womit sind Sie hier beschäftigt?« Ohne den Kopf zu wenden, schnickte Kommissar Baer mit dem Finger, und der Kollege steckte die Waffe in ihr Holster und zog einen Block ans Licht, klickte die Spitze aus einem Kugelschreiber. Er schien mir gut dressiert zu sein.
    »Wir montieren eine Antennenanlage«, antwortete ich, Wort für Wort vorsortierend, und nickte Poppel zu, wobei ich >Und du hältst die Schnauze< in meinen Augenausdruck zu legen versuchte. Überflüssig. Poppel sah nur die Bullen und verschluckte beinahe seine Zunge.
    »Aha. Nun, Wolfgang, du nimmst ihre Personalien auf, und ich sehe mich mal im Haus um.« Oh, oh, dachte ich und erinnerte mich, dass damals, bei meiner Verhaftung, die 240 Mark aus meiner Hosentasche nie wieder aufgetaucht waren. Ich konnte den Dickwanst unmöglich unbeobachtet herumlaufen lassen.
    »Ich bin nicht befugt«, begann ich, mit einer bremsenden Geste, »irgendjemanden ...«, und ich brach ab. >Ins Haus zu lassen< war eine zu steile Hürde.
    »Nun gut. Ich kann Ihnen einen Blick gönnen auf den Ort, wo wir montieren.« Weia! Ich wischte mir verstohlen die Stirn, bevor ich Baer den Weg zur Treppe wies.
    »Ja? Schön. Ich sag ja selbst immer, man muss auch gönnen können.« Und er gluckste zufrieden in sich hinein.
    Wir kamen bis zur Einschubtreppe. Ich ließ ihm den Vortritt Zwei Sprossen hoch, und die filigrane Holzkonstruktion gab ein bedenkliches Ächzen von sich, das, mit ein bisschen Phantasie, beinahe klang wie >Noch ein Schritt und die Sache endet in Splittern und Tränen<.
    Baer knurrte und machte kehrt. »Scheiß drauf«, meinte er.
    Glaubte ich für ein Sekündchen schon, gewonnen zu haben, so wartete unten, im Flur, die nächste Schwierigkeit.
    »Er weiß nicht, wie er heißt«, sagte Wolfgang und deutete beim ersten >er< zu Poppel und beim zweiten zu mir. Und ich wusste wiederum nicht, wie Poppel sich nannte, ging mir auf. Schlampige Vorbereitung, mehr will ich da nicht zu sagen. Und ich will auch nicht noch mal darauf herumreiten, was es war, das mir mit Geisterstimme durch die verschlungenen Gänge meines Gedankensitzes echote.
    »Und wie heißt er?«, fragte Baer an mich gewandt und meinte Poppel.
    »Detlev«, sagte ich und die Kopfhaut unter der Perücke juckte zum Irrewerden.
    »Und weiter?« Baer stierte lauernd.
    Ich zuckte die Achseln. »Er kam vom Amt, heute morgen, und der« - um ein Haar, und ich hätte >Chef< gesagt, und zwar so, wie es sich heimtückischerweise schreibt - »der Herr Gundlach meinte: Günther, du und Detlev, ihr bildet ein Team, heute.« Gott im Himmel, dachte ich, mach, dass sie sich verpissen, bevor ich kollabiere. Oder mir den Dutt von der Runkel rupfe.
    »Herr Gundlach wäre somit Ihr Arbeitgeber?«, fragte Wolfgang und machte Notizen.
    Ich nickte. »Werner Gundlach Antennenbau. Telefonnummer .« Baer ging mit einer Handbewegung und einer verschlagenen Miene kopfschüttelnd dazwischen.
    »N-nh«, machte er vielsagend und wackelte mit dem Zeigefinger, »die Nummer kriegen wir schon raus.«
    »So, dann brauchte ich noch Ihren Namen.«
    »Günther .« äh. Himmelarsch, nimm einen Fußballer, Kristof, - Matthäuf? Nein. Grabowfki? Nein. Feeler? Auch nein. Beckenbauer? Zu auffällig - »Becker. Günther Becker. Mit >th<. Und >e<, nicht >ä<.«
    Wie in >Banane<, hätte ich beinahe hinterhergeschickt. Weiß auch nicht, warum. Stress, wahrscheinlich.
    »Becker? So wie unser Boris? Der Tennis .«
    »Genau. Ja. Genau wie un- ... wie der, eben.«
    Sie gingen zur Türe.
    Ich eilte voran und hielt sie ihnen auf, beflissen wie ein Etagenkellner.
    Sie grummelten etwas miteinander.
    »Wie sind Sie eigentlich ins Haus gekommen?«
    Ersatzschlüssel. Was für'n Wort. Ich zog ihn aus der Tasche und wedelte damit. Stumm.
    Draußen hatte es sachte zu regnen begonnen, unangenehm, wenn man das Dach aufgerissen hat. Doppelt unangenehm, wenn man obendrein unter keinen Umständen Spuren hinterlassen wollte.
    »Und der Hausherr, hier, wo ist der zu erreichen?« Baer, dieses Arschloch wollte aber auch keine Ruhe geben.
    »In .« wo? Ofterreich? Fpanien? Lukfemburg? Der Chweipf? »In Kur«, sagte ich und hatte plötzlich die freie Wahl. Bad Pyrmont, Baden-Baden, Bad Gaftein,

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