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Der Wind der Erinnerung

Der Wind der Erinnerung

Titel: Der Wind der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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vorkamen. Sein Herz schlug schneller.
    »Was ist los?«
    »Ist die Dame des Hauses nicht da?«, fragte Harrow.
    Charlie schüttelte den Kopf.
    »Wir haben gesehen, wie du mit ihr die Stadt verlassen hast und ohne sie zurückgekommen bist. Da haben wir uns gefragt, was du mit ihr angestellt hast.«
    »Sie ist für eine Weile verreist.«
    »Wohin? Für wie lange?«, wollte Tilly wissen.
    »Das geht nur sie etwas an.«
    »Es geht uns etwas an, weil wir glauben, dass du ihr was angetan hast«, sagte einer der alten Burschen, der offenkundig betrunken war. Plötzlich wurde er sich der Gefahr bewusst, in der er schwebte, und wollte die Tür schließen.
    »Nein, nein, Moment mal«, sagte Harrow und stieß die Tür mit dem Fuß wieder auf. »Wo willst du hin, du schwarzer Kerl?«
    Charlie wusste, dass es völlig egal war, was er sagte, also schwieg er lieber.
    »Die Dame ist verschwunden, und du hast die ganze Farm für dich allein. Hast du wirklich nichts getan, was du nicht tun solltest?«, wollte Harrow wissen.
    »Wir alle wissen, dass er was getan hat, was er nicht tun sollte«, sagte einer der unbekannten Männer. »Eine weiße Frau zu besteigen.«
    »Kein schmutziges Gerede«, sagte Harrow. »Meine Frau ist dabei.«
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Charlie.
    »Ganz einfach. Du gehst weg von hier, und wir tun dir nicht weh.«
    Charlie nickte. Was machte es schon? Er würde sich morgen von Norden her zurückschleichen. Und nächstes Mal die Tür abschließen. Wenn er die Farm am Laufen halten wollte, während Beattie verreist war, musste er künftig vorsichtiger sein. »In Ordnung.«
    Harrow wirkte verblüfft. Vielleicht hatte er auf einen Kampf gehofft. Charlie schloss die Tür hinter sich, drängte sich zwischen ihnen hindurch und ging den Weg hinunter. Sie verhöhnten ihn, auch die Frau. Er hätte nie gedacht, dass eine Frau sich einer solchen Meute anschließen könnte, und dachte an Beattie, ihre Sanftheit und Anmut.
    Da traf ihn etwas Hartes im Nacken. Die Beine gaben unter ihm nach, in seinen Ohren rauschte es. Er verlor kurz das Bewusstsein, kam dann wieder zu sich. Hörte Stimmen in der Ferne und eine ganz in der Nähe.
    »In den Dreck, wo du hingehörst«, sagte Harrow.
    Charlie trat ihm so fest er konnte zwischen die Beine, und schon kniete Harrow neben ihm und spie Bosheiten und Flüche aus.
    Charlie spürte die Klinge, ohne sie zu sehen. Ein brennender Schmerz. Harrow taumelte fluchend davon. Charlie tastete nach seinem Bauch. Presste die Hand gegen den schneidenden Schmerz. Seine Finger waren voller Blut.
    Er konnte nicht aufstehen, war noch immer orientierungslos. Er lag auf dem Rücken und starrte zu den Sternen hinauf. In der Ferne erklang ein Motor. Sie fuhren weg. Er musste es zu Beatties Wagen schaffen und zum Arzt fahren. Aber die Kraft strömte aus seinem Körper, er konnte seine Gliedmaßen nicht bewegen.
    Wieder der Motor, diesmal näher. Sie kamen zurück. Scheinwerfer strichen über ihn hinweg. Die Gestalt eines Mannes näherte sich.
    »Sie müssen mir helfen.«
    Der Mann beugte sich über ihn. Nicht Harrow. Leo Sampson.
    »Charlie? Oh, Gott!« Beim Anblick des Blutes zuckte er zusammen.
    »Sie müssen mir helfen«, wiederholte Charlie. Seine Stimme schien von sehr weit her zu kommen.
    »Haben die Ihnen das angetan? Ich habe sie im Pub über Sie reden hören. Sie sind alle zusammen weggefahren, ich bin ihnen gefolgt.« Seine Stimme überschlug sich vor Panik.
    »Holen Sie einen Arzt, Leo.«
    Leo wollte ihm aufhelfen, doch der Schmerz war unerträglich. Er keuchte.
    »Lassen Sie mich einfach hier. Holen Sie jemanden, so schnell es geht.« Jeder Pulsschlag schien schwächer als der letzte zu sein.
    »Das werde ich«, sagte Leo und erhob sich.
    »Leo, wenn ich sterbe …«
    »Sie sterben nicht.«
    »Wenn ich sterbe«, stieß Charlie hervor, »dann sagen Sie Beattie nicht, wie es passiert ist. Sie würde sich die Schuld geben.«
    »Aber die Polizei muss es erfahren. Diese Leute müssen zur Rechenschaft gezogen werden.«
    Charlie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Für Männer wie mich gibt es keine Gerechtigkeit. Das wissen Sie doch.«
    »Aber Sie haben Gerechtigkeit verdient, Charlie. Sie sind ein guter Mensch. Einer der besten.«
    »Versprechen Sie es mir. Sagen Sie es nicht Beattie. Sagen Sie es niemandem. Diesen Schmerz will ich ihr um jeden Preis ersparen.«
    Leo nickte. »Ja, ja. Versprochen.« Er berührte Charlie an der Schulter, drehte sich um und lief zum Wagen.
    Die Sterne blickten

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