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Der Windsänger

Titel: Der Windsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Nicholson
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Pollum. 
    Alle versammelten sich in Scharen um die Feuer, wo große Schüsseln mit frisch gerösteten Schlammnüssen und Wasserkübel auf sie warteten. Zuerst wurde getrunken – direkt aus den Schöpfkellen und eine Kelle nach der anderen, um den Durst eines harten Arbeitstages zu stillen. Dann setzten sich die Leute in kleinen Gruppen zusammen, plauderten, reichtendie Schüsseln herum und aßen die Schlammnüsse wie Äpfel. 
    Die Zwillinge versuchten gar nicht erst ihre Freunde zu finden. Sie waren so hungrig, dass sie sich jeder eine dicke Schlammnuss nahmen und zu essen begannen. Eine Weile aßen sie schweigend, doch dann trafen sich ihre Blicke. Beide stellten sie fest, dass sie noch nie etwas so Köstliches gegessen hatten: Die Früchte schmeckten süß und nussig, sie waren cremig, außen knusprig, innen zart. Die von der Glut angesengte Schale hatte einen rauchigen Beigeschmack und war wunderbar knackig. 
    »Gibt nichts Besseres, was?« Das war Willum, der auf sie zukam und von einem Ohr zum anderen grinste. »Frisch aus dem Schlamm, heiß aus dem Feuer. Es gibt nichts Schöneres im Leben als eine frisch geerntete Schlammnuss.« Er zwinkerte den Kindern zu und brach dann ohne ersichtlichen Grund in Gelächter aus. 
    »Bitte, Sir«, sagte Kestrel, als er gerade wieder gehen wollte, »können Sie uns helfen?« 
    »Helfen, meine kleinen Schmächtis? Wie denn helfen?« Er blieb stehen, wiegte sich sanft hin und her und gluckste vor sich hin. 
    »Wir wollen wissen, wie wir aus den Salzhöhlen nach draußen auf die Ebene gelangen.« 
    Willum guckte sie verständnislos an, runzelte die Stirn und lächelte dann wieder. »Aus den Salzhöhlen? Auf die Ebene? Nein, nein, nein, das wollt ihr sicher nicht.« Damit torkelte er leise lachend davon. 
    Die Zwillinge schauten sich um und bemerkten, dass sich mehrere andere Schlammleute ganz so wie Willum benahmen 
    – sie wanderten planlos umher und lachten vor sich hin. Ab und zu trafen sie wankend in Grüppchen zusammen und brüllten vor Lachen los. 
    »Ich glaube, das kommt von diesen Blättern, die sie kauen«, sagte Bowman. 
    »Genauso ist es«, bestätigte eine bekannte Stimme mit einem Seufzen. »Alle Mannsleute werden heute Abend in Tixyland sein.« Es war Jum, die gerade eine volle Schale gerösteter Schlammnüsse herumreichte. »Die Frauensleute sind zu vernünftig dazu, wisst ihr. Und sie haben zu viel zu tun.« 
    »Bitte, Madam«, sagte Kestrel. »Kennen Sie den Weg nach draußen?« 
    »Nach draußen? Nun, das hängt davon ab, wohin ihr wollt.« 
    »Nach Norden. Zu den Bergen.« 
    »Zu den Bergen?« Jum legte die Stirn in Falten. »Was wollt ihr denn mit den Bergen?« 
    »Wir wollen zu den Hallen des Morah.« 
    Eine plötzliche Stille trat um sie herum ein. Die Leute standen auf und schlurften davon. Dabei sahen sie sich ängstlich nach den Zwillingen um. 
    »Hier reden wir nicht über solche Dinge«, erklärte Jum. »Und nennen sie auch nicht beim Namen.« 
    »Warum nicht?« 
    Jum schüttelte den runden Kopf. »Hier unten gibt es so was 
    nicht und wir wollen es auch nicht haben. Davon ist da oben schon genug.« Sie schaute zum Höhlendach hinauf. »In Aramanth?« 
    »Da oben«, fuhr Jum fort, »lebt das Volk von dem, den wir nicht beim Namen nennen. Aber das weißt du doch, meine Kleine. Deshalb lauft ihr ja fort.« 
    »Nein…«, widersprach Kestrel. Doch ihr Bruder fiel ihr ins Wort. 
    »Ja«, stimmte er Jum zu. »Das wissen wir.« 
    Kestrel schaute ihn ungläubig an. »Wirklich?« 
    »Ja«, antwortete ihr Bruder, obwohl er nicht wusste, wie er erklären sollte, was ihm soeben klar geworden war. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass die Welt, die ihm so vertraut war – die einzige Welt, die er jemals kennen gelernt hatte –, eine Art Gefängnis war und ihre Bewohner, zu denen er gehörte, in ihren hohen Mauern gefangen gehalten wurden. 
    »Da oben ist die Welt von dem, den wir nicht beim Namen nennen«, wiederholte Jum. »Auf die eine oder andere Art gehören sie ihm alle. Nur hier unten in der süßen Erde haben wir unsere Ruhe.« 
    »Aber wenn der Windsänger wieder singt«, sagte Bowman, »dann werden wir nicht mehr dem – dem, den ihr nicht beim Namen nennt – gehören.« 
    »Ah, der Windsänger, sagst du?« 
    »Wissen Sie etwas darüber?« 
    »Es gibt da so Geschichten. Alte Geschichten. Ich würde den Windsänger gern hören, das würde ich wirklich. Uns macht Gesang viel Freude.« 
    »Dann helfen Sie uns doch bitte

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