Der Winterschmied
ein paar Einzelheiten«, erwiderte sie.
»Ich sollte wohl besser Tee kochen«, sagte Nanny Ogg.
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7. Der Tanz geht weiter
D er Winterschmied und die Sommerfrau... tanzten. Der Tanz ging nie zu Ende.
Der Winter stirbt nie. Nicht so wie Menschen. Er bleibt im späten Frost, im Herbstgeruch an einem Sommerabend hängen, und wenn es heiß wird, flieht er in die Berge.
Der Sommer stirbt nie. Er versinkt im Boden. Im tiefsten Winter entstehen Knospen an geschützten Orten, und weiße Sprossen kriechen unter welkes Laub. Ein Teil von ihm flieht in die tiefsten, heißesten Wüsten, wo der Sommer nie endet.
Für Tiere waren sie nur Wetter, einfach nur Teil von allem. Aber Menschen gaben ihnen Namen, so wie sie den Sternenhimmel mit Helden und Ungeheuern füllten, denn das verwandelte sie in Geschichten. Und die Menschen lieben Geschichten, denn wenn man die Dinge in Geschichten verwandelt hat, kann man diese verändern. Und darin lag in diesem Fall das Problem.
Die Sommerfrau und der Winterschmied tanzten ums ganze Jahr herum und wechselten im Frühling und Herbst die Plätze. Über Jahrtausende hinweg hatte das gut funktioniert, bis ein Mädchen seine Füße nicht im Zaum halten konnte und sich genau im falschen Moment in den Tanz stürzte.
Aber die Geschichte hatte ein Eigenleben. Sie war jetzt wie ein Theaterstück, das rund ums Jahr aufgeführt wurde, und wenn einer der Darsteller nicht die richtige Schauspielerin war, sondern nur ein Mädchen, das die Bühne rein zufällig betreten hatte... nun, das war Pech. Dann musste sie das Kostüm tragen, den Text sprechen und hoffen, dass alles ein gutes Ende nahm. Wenn man die Geschichte veränderte, auch ohne es zu wollen, so wurde man selbst von der Geschichte verändert.
Fräulein Tick verwendete noch viel mehr Worte, wie zum Beispiel »anthropomorphe Personifikation«, aber das war das, was Tiffany davon behielt.
»Ich... bin also keine Göttin?«, fragte sie.
»Ach, wenn ich doch nur eine Tafel hätte«, seufzte Fräulein Tick. »Aber das Wasser ist schlecht für sie, und die Kreide wird so schwammig...«
»Wir glauben, dass beim Tanz Folgendes passiert ist«, sagte Oma Wetterwachs mit lauter Stimme. »Du und die Sommerfrau, ihr habt euch irgendwie... vermischt.«
»Vermischt?«
»Vielleicht hast du einige ihrer Fähigkeiten übernommen. Im Mythos von der Sommerfrau heißt es, dass Blumen wachsen, wo sie geht und steht«, erläuterte Oma Wetterwachs.
»Wo auch immer sie wandelt«, warf Fräulein Tick pedantisch ein.
»Was?«, blaffte Oma, die inzwischen vor dem Feuer auf und ab tigerte.
»Es heißt >wo auch immer sie wandelte«, sagte Fräulein Tick. »Das ist... poetischer.«
»Ha«, brummte Oma. »Poesie!«
»Gerate ich deshalb in Schwierigkeiten?«, fragte Tiffany. »Und was ist mit der echten Sommerfrau? Wird sie sauer sein?«
Oma Wetterwachs blieb stehen und sah Fräulein Tick an, die sagte: »Ah, ja... äh... wir untersuchen alle Möglichkeiten...«
»Das bedeutet, wir wissen es nicht«, sagte Oma. »Das ist die Wahrheit. Es geht hierbei um Götter, verstehst du? Und da du schon fragst: Sie können ein wenig zickig sein.«
»Ich habe sie aber beim Tanz gar nicht gesehen«, meinte Tiffany.
»Hast du den Winterschmied gesehen}«
»Äh... nein«, antwortete Tiffany. Wie sollte sie diesen wundervollen, endlosen, goldenen, umwerfenden Moment beschreiben? Er ging über Körper und Gedanken hinaus. Aber es hatte tatsächlich so geklungen, als hätten zwei Personen gefragt: »Wer bist du?« Sie zog ihre Stiefel wieder an. »Äh... wo ist sie jetzt?«, fragte sie, als sie die Schnürsenkel zuband. Vielleicht musste sie schon bald vor jemandem weglaufen.
»Vermutlich hat sie sich für den Winter wieder unter die Erde zurückgezogen. Überirdisch ist die Sommerfrau im Winter nicht unterwegs.«
»Bis jetzt«, sagte Nanny Ogg gut gelaunt. Ihr schien die Sache zu gefallen.
»Ah, damit spricht Frau Ogg das andere Problem an«, sagte Fräulein Tick. »Der, äh, Winterschmied und die Som merf rau sind, äh, das heißt, sie haben nie...« Sie warf Nanny Ogg einen flehenden Blick zu.
»Sie sind sich nur beim Tanz begegnet«, sagte Nanny. »Aber jetzt bist du da, und er hält dich für die Sommerfrau, die frech wie Oskar im Winter herumspaziert, und deshalb könntest du... wie soll ich das sagen...« »Du könntest seinen romantischen Impetus stimulieren«, kam ihr Fräulein Tick rasch zur Hilfe.
»So wollte ich es eigentlich nicht ausdrücken«,
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