Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
Vom Netzwerk:
nie etwas dazu gesagt, weil sie wusste, dass James dem kleinen Mädchen die Wahrheit selbst sagen wollte. Was James nicht wusste, war, dass Meggie gelegentlich den Verdacht geäußert hatte, ihr richtiger Vater sei ihretwegen weggegangen.
    Annora bedauerte jetzt, ihm das nie gesagt zu haben, denn sie befürchtete, dass er es jetzt gleich mit der Wut eines Kindes zu tun bekommen würde, das dachte, es sei verstoßen, verlassen und ungeliebt gewesen.
    »Wenn Ihr Sir James Drummond seid, dann seid Ihr mein Vater.«
    »Aye, das bin ich.«
    »Warum seid Ihr fortgegangen?«
    »Weil MacKay alle Welt glauben ließ, dass ich deine Mutter getötet habe, und ich geächtet worden bin. Hast du diese Geschichte nie gehört?«
    »Aye, zum Teil schon. Aber Ihr habt meine Mutter nicht getötet, oder?«
    »Nay, das war MacKay.«
    »Das wundert mich nicht. Er hat ständig Leute getötet.«
    »Und was denkst du nun, meine kleine Meggie?«, fragte James. »Bist du bereit, mich als deinen Vater anzuerkennen, oder müssen wir uns noch ein Weilchen darüber unterhalten?«
    Meggie kaute auf ihrer Unterlippe und betrachtete nachdenklich den vor ihr sitzenden Mann. »Ihr seid also nicht weggegangen, weil ich ein böses Mädchen war?«
    »Nay! Ich bin weggegangen, weil ich nur so mein Leben retten und versuchen konnte, meinen Namen reinzuwaschen und mein Kind und mein Land zurückzubekommen«, erklärte James. »Ich hätte dich nie verlassen, nur weil du etwas Unartiges getan hast.«
    Sie sah seine Wunden an und lächelte dann. »Na gut, dann sollte Big Marta jetzt wohl Eure Wunden versorgen, ich kann ja nicht zulassen, dass mein Vater den ganzen Keep mit Blut besudelt.«
    James schloss sie in die Arme und drückte sie fest an sich, dann gab er ihr einen Kuss auf den Scheitel. Tränen traten ihm in die Augen, doch er blinzelte sie weg, weil er fürchtete, Meggie könne das vielleicht falsch deuten.
    Als sie anfing, sich ein wenig zu winden, ließ er sie los. Ihm war klar, dass es ein Weilchen dauern würde, bis sich die Anerkennung als Vater in die Liebe eines Kindes zu seinem Vater wandeln würde.
    »Ich glaube, Annora muss auch versorgt werden, Big Marta.« Meggie setzte sich neben Annora und begann, ihr sanft über die Haare zu streichen. »Mach dir keine Sorgen, Annora, wir werden alle dafür sorgen, dass es dir bald besser geht.«
    »Das ist schön«, sagte Annora und begann, von der Bank zu gleiten, außerstande, die Dunkelheit zurückdrängen, die sie schon so lange zu verschlingen drohte.
    James schrie auf und griff nach ihr, doch schließlich war es Tormand, der sie auffing. Bevor James etwas sagen konnte, wurden er und Annora in ihre Kammern verfrachtet und dort versorgt. Es dauerte mehrere Stunden, bis seine Wunden gereinigt und genäht waren und er dafür gesorgt hatte, dass die drängendsten Probleme Dunncraigs in Angriff genommen wurden. Erst dann konnte er sich wieder mit Annora befassen.
    »Hast du sie gesehen?«, fragte er Tormand, der gerade in sein Zimmer geschlendert war.
    »Aye, sie schläft. Keine ihrer Verletzungen ist ernst, nur schmerzhaft.«
    »Warum habt ihr sie nach Dunncraig mitgenommen, nachdem sie so schlimm verprügelt worden war?«
    Tormand setzte sich auf die Bettkante und fing an, James zu berichten, was sich nach seiner Gefangennahme durch Donnell zugetragen hatte. »Also Bruder, du siehst wohl, wenn sich das Mädchen etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt sie sich nicht mehr davon abbringen«, schloss er seinen Bericht.
    Einen Moment lang war James sprachlos vor Rührung über das, was Annora für ihn getan hatte. Sich solcher Gefahr auszusetzen und trotz all ihrer Schmerzen weiterzumachen, musste bedeuten, dass ihr etwas an ihm lag. Das stimmte ihn so froh, dass es ihm schon fast peinlich war. Am liebsten wäre er sofort zu ihr geeilt, aber er wusste, dass er mit seinen Wunden vorsichtig sein musste.
    Also lehnte er sich zurück und kam zu einem Entschluss. Sie durfte ihn nie mehr verlassen.
    Er hoffte nur, dass sie seinem Plan zustimmte.
    Doch bereits nach zwei Tagen merkte James, wie hart er um das kämpfen musste, was er sich wünschte. Annora war nur selten gekommen, um ihn zu sehen, während er unter einem kurzen, jedoch heftigen Fieber litt. Bei ihren Besuchen hatte er gespürt, dass etwas anders war. Er wollte nicht zu viel in ihr förmliches Verhalten hineinlesen, schließlich war sie noch immer ganz steif von den Schlägen, und vielleicht brauchte sie auch ein wenig Zeit, um die Veränderung seiner

Weitere Kostenlose Bücher