Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
gewählten Zeitpunkt auf meine Weise verfahren würde - lange bevor er stark genug war, Krieg zu führen. Ich konnte den verkommenen Chinesen unter Kontrolle halten, so lange Biltmore und Monroe Parker loyal blieben und so lange Danny mit den Füßen auf dem Boden blieb und nicht zu schnell versuchte, die Flügel auszubreiten. Dass Danny zu schnell die Flügel ausbreitete: Ja, das war eine wichtige Variable, die ich berücksichtigen musste. Es bestand kein Zweifel daran, dass er die Dinge nach seinem eigenen Instinkt leiten wollte. Es würde ihn beleidigen, wenn ich die Zügel der Macht länger als nötig in der Hand behalten wollte. Vielleicht sollten wir uns mündlich auf eine Übergangsperiode einigen - einen Zeitraum von sechs bis neun Monaten, in denen er meine Anweisungen ohne Widerrede befolgte. Danach würde ich ihm dann langsam die Kontrolle überlassen.
Das Gleiche würde für Biltmore und für Monroe Parker gelten. Auch sie würden Befehle von mir entgegennehmen, aber nur für kurze Zeit; dann würde ich sie sich selbst überlassen. Eigentlich war ihre Loyalität ja so groß, dass sie mir wahrscheinlich genauso viel Geld bringen würden, ohne dass ich einen Finger krumm machte. Bei Alan bestand daran kein Zweifel; seine Loyalität stand aufgrund unserer lebenslangen Freundschaft außer Frage. Und seinem Partner Brian gehörten nur 49 Prozent von Monroe Parker - das war Bedingung für meine Anschubfinanzierung gewesen. Deshalb hatte Alan dort das Sagen. Und bei Elliot gehörte das zusätzliche Prozent Elliot. Der war zwar nicht so loyal wie Alan, aber trotzdem loyal genug.
Außerdem waren meine Besitztümer so weit verteilt, dass Stratton nur einen Aspekt meiner Finanzangelegenheiten darstellte. Da gab es Steve Madden Shoes, Roland Franks und Saurel, und ich war noch an einem Dutzend Unternehmen beteiligt, die sich auf den Börsengang vorbereiteten. Dollar Time war natürlich nach wie vor eine komplette Katastrophe, aber das Schlimmste war überstanden.
Als ich das alles durchdacht hatte, sagte ich zu George: „Fahren Sie doch einfach vom Highway herunter und nehmen Sie normale Straßen. Ich muss wieder ins Büro." Der Stumme nickte zweimal und erhasste mich ganz offensichtlich. Ich überging seine Unverschämtheit und sagte: „Und warten Sie bitte, nachdem Sie mich abgesetzt haben. Ich esse heute im Tenjin. Klar?" Wieder nickte der Stumme und sagte kein Wort. Man stelle sich das einmal vor! Da sagt der gottverdammte Kerl kein Wort zu mir und ich mache mir Sorgen darum, wie sein Leben ohne Stratton aussehen würde. Vielleicht sah ich das ja völlig falsch. Vielleicht schuldete ich den Tausenden Menschen, deren Lebensunterhalt von Stratton Oakmont abhing, ja überhaupt nichts. Vielleicht würden sich alle innerhalb einer Millisekunde auf mich stürzen und mich in die Wüste schicken, wenn sie meinten, ich könnte ihnen nicht mehr helfen. Vielleicht ... vielleicht ... vielleicht ...
Welche Ironie, dass ich bei all diesen inneren Diskussionen einen sehr wichtigen Punkt völlig vergessen hatte: Wenn ich nicht mehr darauf achten müsste, dass ich nicht stoned in den Board Room ging, hinderte mich ja nichts mehr daran, den ganzen Tag Quaalude zu nehmen. Mir war nicht klar, dass ich gerade die Weichen für eine sehr düstere Zeit stellte. Das einzige, was mich jetzt noch zurückhalten konnte, war schließlich mein gesundes Urteilsvermögen, das aber die seltsame Angewohnheit hatte, mich zu verlassen ... vor allem wenn es um Blondinen oder Drogen ging.
Jedes Mal wenn die Restauranttür aufging, kam eine Handvoll Strattoniten ins Tenjin marschiert, woraufhin drei japanische Sushi-Köche und ein halbes Dutzend zwergenhafter Kellnerinnen alles stehen und liegen ließen und riefen: „Gongbongwa! Gongbongwa! Gongbongwa!" Das war Guten Tag auf Japanisch. Dann verbeugten sie sich förmlich vor den Strattoniten und gingen zu einem dramatischen schrillen Piepsen über: „Yo-say-no-sah-no-seh! Yo-say-nosah-no-seh! Yo-say-no-sah-no-seh!" Und das hieß Gott weiß was.
Die Köche kamen, um die Neuankömmlinge zu begrüßen, sie fassten sie beim Handgelenk und begutachteten ihre golden glänzenden Armbanduhren. Gebrochen und mit schwerem Akzent fragten sie: „Wie viel kostet Uhr? Wo du gekauft? Mit welchem Auto zu Restaurant gekommen? Ferrari? Mercedes? Porsche? Welchen Golfclub du spielst? Wie lang Tee? Welches Handicap?" Die Kellnerinnen in ihren lachsfarbenen Kimonos und mit ihren lindgrünen Rucksäckchen fuhren
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