Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Victor aus dem Augenwinkel an und betrachtete ihn etwas genauer. Wenn ich den verkommenen Chinesen auf nüchternen Magen sah, bekam ich Lust, ihn zu verspeisen! Es hatte mich schon immer verblüfft, dass dieser massige Chinese so lecker aussah, aber das lag wohl vor allem an seiner Haut, die glatter als die eines neugeborenen Babys war. Und unter dieser samtweichen Haut lagen ein Dutzend Schichten saftiges Chinesenfetts, das perfekt zum Kochen geeignet wäre; und darunter wiederum lagen ein Dutzend Schichten unverwüstliche Chinesenmuskeln, die perfekt zum Verzehr geeignet wären; und die Oberfläche des Ganzen wies den köstlichsten chinesischen Schimmer auf, exakt die Farbe von frischem Tupelohonig. Deshalb sah ich Victor Wang jedes Mal, wenn ich ihn anschaute, als Ferkel und ich hatte Lust, ihm einen Apfel ins Maul zu stopfen, ihm einen Spieß in den Arsch zu rammen, ihn auf den Grill zu hängen, ihn mit süßsaurer Soße zu übergießen und ein paar Freunde zum Essen einzuladen - wie bei einer Hawaii-Party!
    „... und Victor wird immer loyal bleiben", fuhr der Klotzkopf fort, „und du kannst mit Duke Securities mehr Geld verdienen als mit Biltmore und Monroe Parker zusammen." Ich zuckte die Schultern und sagte: „Vielleicht schon, Kenny, aber das ist für mich dabei gar nicht die Hauptsache. Versteh mich nicht falsch - ich habe schon vor, viel Geld zu verdienen. Ich meine, warum sollten wir nicht alle viel daran verdienen? Aber was mir wirklich wichtig ist, was ich wirklich hinkriegen will, ist die Sicherung von deiner und Victors Zukunft. Wenn mir das gelingt und ich im Jahr noch ein paar Extramillionen verdiene, dann betrachte ich die ganze Sache als riesigen Erfolg." Ich machte eine kurze Pause, damit sich mein Bockmist setzen konnte und weil ich einen schnellen Eindruck davon bekom men wollte, wie sie meinen plötzlichen Gesinnungswandel aufnahmen. So weit so gut, dachte ich. „Auf jeden Fall haben wir in sechs Monaten die SEC-Verhandlung vor uns, und wer weiß, wie die ausgeht. So gut es jetzt auch aussehen mag, es könnte der Punkt kommen, an dem es sinnvoll sein könnte, sich auf einen Vergleich einzulassen. Und wenn dieser Tag kommt, möchte ich, dass alle gestempelte Ausreisevisa bereit haben. Ob ihr's glaubt oder nicht, ich wollte Duke schon länger auf die Beine bringen, aber mir hing diese Judicate-Aktie über dem Kopf. Es dauert noch zwei Wochen, bis ich sie verkaufen darf, deshalb muss alles, was wir machen, noch geheim bleiben. Ich kann das gar nicht genug betonen. Verstanden?" Victor nickte verständnisvoll mit seinem Pandakopf und sagte: „Ich sage niemandem ein Sterbenswörtchen. Und was meine Judicate- Aktien angeht, das ist mir egal. Wir werden mit Duke alle so viel Geld verdienen, dass ich sogar drauf pfeife, wenn ich keine einzige Aktie verkaufen kann." An diesem Punkt schaltete sich Kenny ein: „Siehst du, JB - ich hab's dir doch gesagt. Victor hat das Herz auf dem rechten Fleck; er ist voll dabei." Wieder streckte er den Arm aus und klopfte dem Chinesen auf den riesigen Rücken. Dann sagte Victor: „Du sollst außerdem wissen, dass ich dir vollständige Loyalität schwöre. Sag mir nur, welche Aktien ich kaufen soll, und ich kaufe sie bis zum Anschlag. Du siehst keine Aktie mehr, bis du es verlangst." Ich lächelte und sagte: „Deshalb gestehe ich dir das ja auch zu, Victor, weil ich dir vertraue und weil ich weiß, dass du das Richtige tust. Und natürlich weil ich weiß, dass du ein schlauer Kerl bist und daraus einen großen Erfolg machst." „Und weil Worte nichts kosten", dachte ich mir. In Wirklichkeit war der gute Wille von Victors Seite kompletter Müll, darauf hätte ich mein Leben verwettet. Der Chinese war unfähig, einer Person oder einer Sache gegenüber loyal zu sein, vor allem sich selbst gegenüber nicht; um sein perverses Ego zu füttern, würde er sich selbst vernichten.

    Ganz nach Plan erschien Danny 15 Minuten nachdem wir uns hingesetzt hatten, denn ich hatte berechnet, dass das der passende Zeitraum wäre, in dem Kenny diesen glorreichen Moment genießen konnte, ohne dass ihm Danny in die Parade fuhr. Schließlich verübelte er es Danny zutiefst, dass er seinen Platz als Nummer 1 übernommen hatte. Ich hatte zwar kein gutes Gefühl dabei, Kenny zu übergehen, aber ich musste das einfach tun. Trotzdem war es eine Schande, dass er mit Victor untergehen musste, denn ich war sicher, dass Kenny jedes Wort glaubte, das er mir sagte - dass Victor loyal bleiben würde