Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
das, unter uns treiben sich 100 Homos herum, die uns jedes Mal in den Arsch ficken wollen, wenn wir ihnen den Rücken zudrehen!" Auf einmal wurden misstrauisch Köpfe gedreht. Sogar die kleinen blonden Vertriebsassistentinnen schauten sich um und warfen misstrauische Blicke aus ihren dick geschminkten Augenhöhlen. Der Saal war von einem leisen Raunen erfüllt, von dem ich zwar nichts Klares verstand, aber die Botschaft war klar: „Findet und lyncht sie!"
Ich schaute sehr gespannt zu, wie sich 1.000 Hälse in diese und in jene Richtung reckten ... Hunderte anklagende Blicke wurden geworfen ... junge, kräftige Arme streckten sich in alle möglichen Richtungen -jeder mit einem ausgestreckten Zeigefinger am Ende. Dann wurden ein paar Namen gerufen: „Teskowitz' ist ein Homo!" „O'Reilly* ist ein schwuler Arsch! Steh auf, O'Reilly!" „Was ist mit Irv und Scott?*", riefen zwei Strattoniten unisono. „Ja, Scott und Irv! Scott hat Irv einen geblasen!"
Nach einer Minute Fingerzeigens und nicht ganz unbegründeter Anschuldigungen gegen Scott und Irv hatte sich die Lage immer noch nicht geklärt. Danny hob wieder die Arme und bat um Ruhe. „Hört zu", sagte er vorwurfsvoll, „ich weiß von einigen von euch, wer ihr seid, und wir können das auf zwei Arten regeln: auf die sanfte Tour oder auf die harte Tour. Also seht mal: Jeder weiß, dass Scott Irv einen geblasen hat, aber habt ihr gesehen, dass Scott deshalb seinen Job verloren hat?" Irgendwo aus dem Board Room kam Scotts Stimme: „Ich habe Irv keinen geblasen! Ich habe nur -"
Danny schnitt ihm mit donnernder Lautsprecherstimme das Wort ab: „Es reicht, Scott, es reicht! Je mehr du es abstreitest, umso schuldiger wirkst du. Also lass es! Mir tut es nur für deine Frau und deine Kinder leid, dass du solche Schande über sie bringst." Danny schüttelte angewidert den Kopf und wandte sich wieder von Scott ab. „Aber egal", fuhr der neue Vorstandsvorsitzende von Stratton fort, „dieser ruchlose Akt hat mehr mit Macht zu tun als mit Sex. Irv hat uns bewiesen, dass er ein wahrer Mann der Macht ist - er hat einen junior Broker dazu gebracht, ihm einen zu blasen. Deshalb ist die ganze Aktion straffrei und Scott ist verziehen. Und jetzt, wo ich gezeigt habe, wie tolerant ich solchem Verhalten gegenüber bin, ist da kein wahrer Mann unter euch, der die Eier hat - und auch den beschissenen Anstand -, aufzustehen und sich zu zeigen?"
Irgendwo aus dem Nichts stand ein junger Strattonit mit dünnen Wangen und noch dünnerem Urteilsvermögen auf und sagte mit lauter, fester Stimme: „Ich bin schwul, und ich bin stolz darauf!" Der Board Room drehte durch. Innerhalb von Sekunden flogen Gegenstände wie tödliche Geschosse in seine Richtung. Es wurde gezischt und gerufen und dann geschrieen: „Du Scheiß-Homo! Verpiss dich verflucht!" „Teert und federt den Schwanzlutscher!" „Passt auf eure Getränke auf, der tut euch noch was rein, damit ihr stillhaltet!" Na gut, dachte ich, die Morgenansprache ist jetzt offiziell vorbei, und das war der reine Irrsinn. Und was hatte die Versammlung bewirkt - wenn überhaupt? Sie hatte auf jeden Fall ein wirklich düsteres Bild davon gezeichnet, was Stratton Oakmont erwartete - ab morgen.
Warum sollte mich das überraschen? Mit diesen fünf Wörtern tröstete ich mich, als ich eine Stunde später an meinem Schreibtisch saß und zuhörte, wie Mad Max wegen des Freikaufabkommens, das dem Hirn meines Buchhalters Dennis Gaito entsprungen war, auf Danny und mich losging - Dennis wurde wegen seiner Vorliebe für frisierte, selbst gekochte Bücher auch „der Koch" genannt. Gemäß diesem Vertrag sollte mir Stratton 15 Jahre lang jeden Monat eine Million Dollar zahlen, wobei der größte Teil davon einer Wettbewerbsklausel unterlag; darin erklärte ich mich einverstanden, nicht mit Stratton im Brokergeschäft zu konkurrieren.
Der Vertrag sorgte zwar für Irritationen, war aber trotzdem legal (oberflächlich), und ich hatte ihn bei den Firmenanwälten durchgeboxt, obwohl allgemein die Meinung herrschte, das Abkommen sei zwar legal, aber trotzdem anrüchig.
Im Büro saß noch eine vierte Person, nämlich Wigwam, aber er hatte bis jetzt noch nicht viel gesagt. Das war allerdings nicht überraschend. Schließlich hatte Wigwam während des größten Teils seiner Jugend bei uns zu Hause gegessen und wusste daher sehr genau, wozu Mad Max im Stande war.
Mad Max sagte gerade: „... und ihr zwei Idioten verbrennt euch diesmal noch die Finger. Ein
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