Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
Geduld; du findest das noch früh genug heraus."
Um 13:00 Uhr rief ich Janet herein, um sie ein bisschen aufzumuntern. Sie hatte in den letzten Tagen sehr aufgeregt gewirkt. Heute war sie den Tränen nahe. „Hören Sie", sagte ich wie ein Vater zu seiner Tochter, „Sie können für so vieles dankbar sein, Süße. Ich will nicht sagen, Sie hätten keinen Grund, sich aufzuregen, aber Sie müssen das als neuen Anfang sehen, nicht als Ende. Wir sind noch jung. Vielleicht gehen wir es ein paar Monate lang langsam an, aber dann geht es volle Kraft voraus." Ich lächelte herzlich. „Jedenfalls arbeiten wir vorläufig von zu Hause aus und das ist perfekt, denn ich betrachte Sie als Teil meiner Familie."
Janet hielt ihre Tränen zurück. „Ich weiß. Es ist ... ist nur, dass ich von Anfang an hier dabei war und zugesehen habe, wie Sie das aus dem Nichts aufgebaut haben. Das war, als wenn man ein Wunder miterlebt. Da fühlte ich mich zum ersten Mal" „geliebt?", dachte ich - „ich weiß nicht wie. Als Sie mich zum Altar geführt haben ... wie ein Vater ... da ..." und da brach Janet hysterisch weinend zusammen. „Oh Gott! ", dachte ich. Was hatte ich bloß falsch gemacht? Ich wollte sie eigentlich trösten und jetzt weinte sie. Ich musste die Herzogin zu Hilfe holen! Die war Expertin für solche Sachen. Vielleicht konnte sie schnell herkommen und Janet nach Hause bringen, aber das würde zu lange dauern.
Da ich keine andere Wahl hatte, ging ich zu Janet hinüber und nahm sie sanft in den Arm. Ich sagte sehr freundlich: „Es ist j a nicht schlimm, wenn man weint, aber vergessen Sie nicht, dass Sie sich auch auf vieles freuen können. Irgendwann geht Stratton unter, Janet; fragt sich nur noch wann; und da wir jetzt gehen, bleiben wir als Erfolgreiche im Gedächtnis." Ich lächelte und sprach fröhlicher. Übrigens gehen Nadine und ich heute Abend mit meinen Eltern essen und wir nehmen Channy mit. Ich möchte, dass Sie auch kommen, okay?" Janet lächelte - sie lächelte bei dem Gedanken, Chandler zu sehen - und ich musste mich fragen, was es über unser Leben aussagte, dass nur die Reinheit und Unschuld eines kleinen Kindes uns Frieden geben konnten.
Meine Abschiedsrede dauerte schon 15 Minuten, da dämmerte mir, dass ich meine eigene Grabrede hielt. Dafür hatte ich aber auch die einmalige Gelegenheit, die Reaktionen der Beerdigungsgäste beobachten zu können. „Schau sie dir an, wie sie dasitzen und an jedem deiner Worte hängen! So viele verzückte Gesichter ... so viele eifrige Augen ... so viele wohlgeformte Oberkörper, die sich auf dem Stuhl nach vorne beugen. Sieh die schwer bewundernden Blicke der Vertriebsassistentinnen mit ihren üppigen blonden Mähnen und natürlich ihren unglaublich geschmeidigen Lenden. Vielleicht sollte ich ihnen unterschwellige Suggestionen einflüstern - dass in jeder von ihnen der unstillbare Wunsch brennen sollte, mir für den Rest des Lebens einen zu blasen und meine Männlichkeit bis auf den letzten Tropfen zu schlucken."
Gott, was war ich doch für ein beschissener Perverser! Sogar jetzt, mitten in meiner eigenen Abschiedsrede, fuhren meine Gedanken wieder wild zweispurig. Meine Lippen bewegten sich auf und ab, als ich den Strattoniten für fünf Jahre unsterblicher Loyalität und Bewunderung dankte, aber gleichzeitig fragte ich mich, ob ich nicht noch mehr Vertriebsassistentinnen hätte vögeln sollen. Was sagte das über mich aus? Machte mich das schwach? Oder war es nur natürlich, dass man alle vögeln wollte? Denn wozu brauchte man schließlich die ganze Macht, wenn man sie nicht dazu benutzte, sie flachzulegen? Ich hatte diesen Aspekt der Macht tatsächlich nicht so sehr genutzt, wie ich gekonnt hätte, oder jedenfalls nicht so sehr wie Danny! Würde ich das eines Tages bereuen? Oder hatte ich vielleicht richtig gehandelt? Reif gehandelt! Verantwortlich gehandelt!
Diese sonderbaren Gedanken rasten mit der Macht eines F-5-Tornados durch meinen Kopf, während wohlfeile Worte der Weisheit in Sturzbächen aus meinem Mund quollen, ohne die geringste bewusste Anstrengung. Und dann wurde mir klar, dass meine Gedanken eigentlich gar nicht zweigleisig fuhren (was sie immer taten), sondern dreigleisig, und das war wirklich beschissen bizarr.
Auf Spur 3 fand ein innerer Monolog statt, der den dekadenten Charakter von Spur 2 infrage stellte, der sich damit befasste, was dafür und was dagegen sprach, sich von den Vertriebsassistentinnen einen blasen zu lassen. Spur 1 indes lief
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