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Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
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gefasst." „Herrgott! ", dachte ich. „Ich bin noch nicht einmal weg und schon läuft er Amok!" Ich schaute George an und wollte seine Reaktion abschätzen, aber er schien gar nicht so schockiert zu sein. Er hatte den Kopf leicht geneigt und sein Gesicht schien zu sagen: „Ich bin sehr gespannt, was das alles mit Aktien zu tun hat!"

    „Seht ihr", fuhr Danny in seinem grauen Nadelstreifenanzug und mit seiner falschen WASP-Brille fort, „die Studie hat ergeben, dass zehn Prozent der gesamten männlichen Bevölkerung stockschwul sind." An dieser Stelle machte er eine Pause, damit sich die volle Wirkung seiner Worte entfalten konnten. „Da kommt wieder ein Prozess auf uns zu!" Ich schaute mich im Saal um ... und sah viele verwirrte Gesichter, so als versuchten alle, aus dem schlau zu werden, was er sagte. Gelegentlich wurde gekichert, aber niemand lachte. Danny war über die Reaktion - oder die mangelnde Reaktion - der Menge anscheinend nicht erfreut, also machte er voller Elan weiter: „Ich sage es noch einmal", sagte der Mann, den die SEC als das kleinere Übel betrachtete, „die Studie ergab, dass zehn Prozent der männlichen Bevölkerung ihren Arsch hinhalten! Ja, zehn Prozent sind Mogelpackungen! Das ist eine Riesenmenge! Riesig! Diese ganzen Leute gehen ans andere Ufer und lutschen Schwänze! Und -"
    Danny musste seinen Wortschwall unterbrechen, denn der Board Room verwandelte sich schnell in ein Durcheinander. Die Strattoniten begannen zu quietschen, zu heulen, zu klatschen und zu jubeln. Der halbe Saal war aufgestanden; viele klatschten sich gegenseitig ab. Aber im vorderen Bereich, wo die meisten Vertriebsassistentinnen saßen, stand niemand. Ich sah nur einen Haufen blonde Mähnen in alle möglichen Richtungen hängen, weil sich die Weibchen zueinan der beugten, einander etwas in die Ohren flüsterten und entsetzt die Köpfe schüttelten. In diesem Moment sagte George ziemlich irritiert: „Das verstehe ich nicht. Was hat das mit der Börse zu tun? Warum redet er über Schwule?"

    Ich zuckte die Schultern und sagte: „Das ist ziemlich kompliziert, George, aber der einzige Grund dafür ist, dass er versucht, einen gemeinsamen Feind aufzubauen, so wie Hitler in den 1930er-Jahren." Und ich dachte noch, es ist purer Zufall, dass er nicht gerade über die Schwarzen herzog. Und dieser Gedanke veranlasste mich zu sagen: „Auf jeden Fall brauchen Sie sich diesen Mist nicht anzuhören. Sie können ja am Ende des Arbeitstages wiederkommen, so gegen 16:30 Uhr, okay?" George nickte und ging und war zweifellos beunruhigter denn je.
    Als ich so da stand und den morgendlichen Aufstand betrachtete, musste ich mich schon fragen, warum Dannys Ansprachen immer nur auf Sex hinausliefen. Natürlich wollte er sich Lacher erkaufen, aber dafür gab es auch andere Methoden, die außerdem die Vermittlung der versteckten Botschaft nicht störten. Die versteckte Botschaft lautete, dass Stratton Oakmont trotz allem eine legale Brokerfirma war, die versuchte, ihren Klienten Geld zu verschaffen - und der Grund, weshalb sie ihnen kein Geld brachte, war eine böse Verschwörung von Shortsellern, die wie eine Heuschreckenplage über die Märkte herfielen, die üble Gerüchte über Stratton Oakmont und alle ehrlichen Brokerfirmen verbreiteten, die ihnen im Weg standen. Und natürlich war darin noch die Botschaft verpackt, dass eines nicht allzu fernen Tages der fundamentale Wert der ganzen Unternehmen durchbrechen würde, dass die Aktien wie Phönix aus der Asche aufstehen und aufsteigen würden; und an diesem Tag würden alle Stratton-Klienten ein Vermögen machen.
    Ich hatte Danny schon oft erklärt, wie tief alle Menschen (außer ein paar Soziopathen) vom unbewussten Wunsch besessen waren, das Richtige zu tun. Deshalb sollte jede Versammlung eine unterschwellige Botschaft enthalten - wenn sie lächelten und wählten und die Leute abzockten, erfüllten sie nicht nur ihren eigenen hedonistischen Wunsch nach Wohlstand und Anerkennung, sondern auch ihren unbewussten Wunsch, das Richtige zu tun. So und nur so konnte man sie dazu motivieren, Ziele zu erreichen, die sie sich selbst im Traum nicht zugetraut hätten.

    In diesem Augenblick streckte Danny die Arme seitlich aus und so langsam beruhigte sich der Saal. Er sagte: „Okay, und jetzt wird es erst richtig interessant, oder vielleicht sollte ich sagen, irritierend. Also wenn zehn Prozent aller Männer heimlich homosexuell sind und in diesem Saal 1.000 Männer sitzen, dann heißt

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