Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
sagte nur: „Ouukay, ich habe die Zeitschaltuhr der Sauna schon eingestellt, sie ist jetzt für Sie bereit; und ich habe Ihnen gestern Abend Kleider bereitgelegt, den grauen Nadelstreifenanzug und die blaue Krawatte mit den kleinen Fischen drauf, ouukay?"
Himmel, das nennt man Service! Warum konnte die Herzogin nicht auch ein bisschen so sein? Stimmt schon, ich bezahlte Gwynne 70.000 Dollar im Jahr, etwa das Doppelte des üblichen Satzes, aber trotzdem ... Schauen Sie, was ich dafür bekam: Dienst mit einem Lächeln. Meine Frau dagegen gab im Monat 70.000 Dollar aus - niedrig gegriffen. Wahrscheinlich gab sie mit ihren ganzen aufstrebenden Sachen in Wirklichkeit doppelt so viel aus. Das fand ich eigentlich in Ordnung, aber dafür müsste ich doch irgendeine Gegenleistung bekommen. Ich meine, wenn ich ab und zu mal ausgehen wollte, vielleicht hier meinen Pimmel reinhalten und da ein Rohr verlegen, dann sollte sie mir doch einfach ein bisschen Luft lassen, oder? Ja, auf jeden Fall - das war so sicher, dass ich nickte und damit meinen eigenen Gedanken zustimmte.
Gwynne fasste mein Nicken offenar als Bejahung ihrer Frage auf und sagte: „Ouukay, na dann gehe ich mal raus und mache Chandler fertig, damit sie hübsch und sauber für Sie ist. Viel Spaß beim duschen!" Lustig, lustig, trallallallala!
Damit ging Gwynne aus dem Zimmer. Gut, dachte ich mir, jedenfalls hatte sie meinen Steifen weggebracht und so war ich für die Begegnung besser gerüstet. Was die Herzogin anging, darum würde ich mich später kümmern. Schließlich war sie ein Trottel und Trot tel sind dafür bekannt, dass sie von Natur aus leicht verzeihen. Nachdem ich mir im Geist alles zurechtgelegt hatte, kippte ich den Eiskaffee, nahm sechs Aspirin, schwang die Füße aus dem Bett und ging Richtung Sauna. Dort wollte ich die fünf Quaaludes herausschwitzen, die zwei Gramm Koks und die drei Milligramm Xanax, die ich in der Nacht konsumiert hatte - eine relativ bescheidene Menge Drogen, wenn man bedenkt, wozu ich fähig war.
Während das Hauptschlafzimmer eine Hommage an weiße chinesische Seide darstellte, war das Hauptbadezimmer eine Hommage an grauen italienischen Marmor. Er war ganz exquisit in einem parkettähnlichen Muster verlegt, eben so, wie nur die Itaker das können. Und sie hatten sich nicht gescheut, mich dafür zur Kasse zu bitten! Aber ich bezahlte die diebischen Italiener trotzdem locker. Schließlich lag es ja in der Natur des Kapitalismus des 20. Jahrhunderts, dass jeder jeden schröpfte, und wer am meisten schröpfte, hatte das Spiel gewonnen. In dieser Hinsicht war ich der ungeschlagene Weltmeister. Ich schaute in den Spiegel und nahm mir kurz Zeit, mich genauer zu betrachten. Christus, wie abgemagert ich war! Ich war sehr muskulös, aber trotzdem ... Ich musste in der Dusche herumlaufen, damit ich nass wurde! „Sind das die Drogen?", fragte ich mich. Nun, vielleicht schon; aber eigentlich war das ja ein Glück. Ich bin nur 1,70 groß und ein sehr kluger Mensch hat einmal gesagt, man könnte nie zu reich oder zu dünn sein. Ich machte das Arzneischränkchen auf und holte ein Fläschchen extra starkes Visine heraus. Ich legte den Kopf in den Nacken und träufelte in jedes Auge sechs Tropfen, das Dreifache der empfohlenen Dosis.
In diesem Moment stieg ein schräger Gedanke blubbernd in mein Hirn: Was für ein Mann missbraucht denn Visine? Und nebenbei, wieso hatte ich sechs Aspirin genommen? Das war völlig sinnlos. Im Gegensatz zu Lude, Koks und Xanax, wo es ja sonnenklar ist, dass höhere Dosen etwas bringen, gab es bei Visine und Aspirin überhaupt keinen Grund, die empfohlene Dosierung zu überschreiten. Aber ironischerweise symbolisierte das exakt, was aus meinem Leben geworden war. Es ging nur um Exzesse: verbotene Grenzen übertreten, Dinge tun, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie tun würde, und sich mit Menschen umgeben, die noch wilder waren als ich, damit mir mein Leben ein bisschen normaler vorkam.
Auf einmal war ich deprimiert. Was sollte ich bloß mit meiner Frau machen? Herrje - hatte ich es diesmal wirklich versaut? Heute morgen kam sie mir ganz schön wütend vor. Ich fragte mich, was sie jetzt wohl gerade machte. Wenn ich hätte raten müssen, quasselte sie wahrscheinlich am Telefon mit einem ihrer Freunde oder Schüler oder was immer sie auch waren. Sie war irgendwo unten und warf vollkommen perfekte Perlen vor ihre überhaupt nicht perfekten Freunde, denn sie hoffte, mit ein bisschen Coaching
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