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Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
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könnte sie sie genauso perfekt machen, wie sie es war. Ja, das war meine Frau, ganz recht - die Herzogin von scheiß Bay Ridge. Die Herzogin mit ihren treuen Untertanen, den jungen Stratton-Ehefrauen, die ihr die Stiefel leckten, als wäre sie Queen Elizabeth oder sonstwer. Das war einfach komplett ekelhaft.
    Zur Verteidigung der Herzogin muss jedoch gesagt werden, dass sie eine Rolle zu spielen hatte und dass sie die gut spielte. Sie hatte das verquere Gefühl der Loyalität durchschaut, das alle empfanden, die mit Stratton Oakmont zu tun hatten, und sie hatte Bande zu den Frauen der wichtigsten Mitarbeiter geknüpft - was die ganze Angelegenheit festigte. Ja, die Herzogin war ein aufgewecktes Püppchen. Normalerweise kam sie morgens ins Bad, während ich mich für die Arbeit fertig machte. Wenn sie mir nicht gerade sagte, ich solle mich selber ficken, konnte man sich gut mit ihr unterhalten. Aber wenn sie sauer war, hatte ich mir das gewöhnlich selbst zuzuschreiben und konnte ihr dafür keine Schuld geben. Eigentlich konnte ich ihr für überhaupt nichts die Schuld geben, oder? Sie war wirklich eine verdammt gute Ehefrau, trotz dieses ganzen Martha-Stewart-Mülls. Sie sagte bestimmt 100 Mal am Tag „Ich liebe dich." Und wenn der Tag länger wurde, steigerte sie das noch ein bisschen: „Ich liebe dich verzeifelt! Ich liebe dich bedingungslos!" ... und meinen Lieblingsspruch: „Ich liebe dich wahnsinnig!" ... und den fand ich von allen am passendsten.

    Doch trotz der vielen lieben Worte war ich nicht sicher, ob ich ihr trauen konnte. Schließlich war sie meine zweite Frau und Worte kosten nichts. Würde sie wirklich in guten wie in schlechten Zeiten bei mir sein? Äußerlich zeigte sie mir in allem, dass sie mich wirklich liebte; sie bedeckte mich ständig mit Küssen, und wenn wir in der Öffentlichkkeit waren, hielt sie meine Hand oder legte ihren Arm um mich oder strich mir mit den Fingern durchs Haar.
    Das war alles irgendwie verwirrend. Als ich mit Denise verheiratet war, machte ich mir um solche Dinge nie Sorgen. Sie hatte mich geheiratet, als ich nichts besaß, daher stand ihre Treue außer Frage. Aber als ich meine erste Million verdient hatte, da hatte sie wohl eine düstere Vorahnung, denn sie fragte mich, ob ich denn nicht eine normale Arbeit finden könnte, mit der ich eine Million Dollar im Jahr verdienen könnte. Damals schien diese Frage lächerlich, aber an jenem Tag wussten wir beide noch nicht, dass ich nicht einmal ein Jahr später eine Million pro Woche verdienen würde. Und wir wussten beide nicht, dass nicht einmal zwei Jahre später Nadine Caridi, das Mädchen von Miller Lite, am Wochenende des 4. Juli [amerikanischer Unabhängigkeitstag] vor meinem Strandhaus in Westhampton vorfahren und in einem irre kurzen Rock und in rattenscharfen weißen Pumps aus ihrem bananengelben Ferrari steigen würde.
    Ich wollte Denise nie wehtun. Eigentlich lag mir nichts ferner. Aber Nadine haute mich von den Socken und ich sie von ihren. Man sucht sich ja nicht aus, in wen man sich verliebt, oder? Und wenn man sich dann einmal verliebt hat - so besessen und alles verzehrend verliebt, dass zwei Menschen es nicht aushalten, auch nur einen Augenblick voneinander getrennt zu sein - wie könnte man eine solche Liebe einfach vorüberziehen lassen?

    Ich atmete tief ein und langsam wieder aus; ich versuchte, die ganze Denise-Geschichte wieder unter die Oberfläche zurückzudrängen. Schuld und Reue waren schließlich wertlose Gefühle, oder? Nun, ich wusste, dass sie das nicht waren, aber ich hatte dafür keine Zeit. Es musste vorwärts gehen, nur darauf kam es an. Rennen, so schnell man kann, und nicht zurückschauen. Und was meine Frau betraf - auch das würde ich wieder in Ordnung bringen.
    Nachdem ich nun schon zum zweiten Mal in fünf Minuten alles durchdacht hatte, zwang ich mich dazu, mein Spiegelbild anzulächeln, und ging in die Sauna. Dort würde ich die bösen Geister ausschwitzen und meinen Tag neu beginnen.

    30 Minuten nachdem ich meine morgendliche Entgiftung begonnen hatte, trat ich aus dem Hauptschlafzimmer und fühlte mich verjüngt. Ich trug den grauen Nadelstreifenanzug, den mir Gwynne herausgelegt hatte. Am Handgelenk trug ich eine flache Bulgare-Armbanduhr für 18.000 Dollar, die nach weniger aussah. Früher, bevor die Herzogin in die Stadt gekommen war, hatte ich eine richtig dicke, plumpe massivgoldene Rolex getragen. Aber die Herzogin hatte sie als selbst ernannte Richterin über

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