Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
Schuhe, dass ich durch das trübe Fenster nicht einmal den trüben Parkplatz sah, der zugegebenermaßen gut in diesen trüben Teil von Queens passte, nämlich in den trüben Bauch von Woodside. Das war etwa zwei Meilen östlich von Manhattan, wo ein Mann mit meinem etwas feineren Geschmack viel besser hinpasste.
Aber Geld war trotzdem Geld und aus irgendeinem unerfindlichen Grund stand dieses winzige Unternehmen kurz davor, Schiffsladungen an Geld zu scheffeln. Hier würden Janet und ich auf absehbare Zukunft unsere Arbeitstage verbringen. Sie hatte ein paar Türen weiter ein separates Büro und, ja, auch sie war von Schuhen umgeben.
Es war Montagmorgen, der Schuster und ich schlürften in unserem schuhverseuchten Büro Kaffee. Bei uns saß Gary Deluca, der seit heute Betriebsleiter war und damit niemanden ersetzte, denn bislang war das Unternehmen mit Autopilot geflogen. Außerdem war noch John Basile anwesend, der seit Jahren Produktmanager des Unterneh mens und gleichzeitig Vertriebschef war. Ich fand das schon lustig, denn so wie wir gekleidet waren, wäre man nie auf die Idee gekommen, dass wir im Begriff standen, den größten Damenschuh-Hersteller der Welt aufzubauen. Wir waren ein zusammengewürfelter Haufen - ich war wie ein Golfprofi gekleidet; Steve war wie ein Gammler gekleidet; Gary wie ein konservativer Geschäftsmann und John Basile, ein rundlicher Mittdreißiger mit Knollennase, Glatze und dicken, fleischigen Gesichtszügen, wie ein Pizzalieferant, mit ausgewaschenen Jeans und Schlabber-T-Shirt. Ich bewunderte John. Er war ein echtes Talent und obwohl er katholisch war, besaß er ein protestantisches Arbeitsethos - was immer das auch heißen mochte - und hatte wirklich immer das große Ganze im Blick.
Doch leider war er auch ein Weltklasse-Spucker; immer wenn er aufgeregt war - oder auch nur etwas ganz Bestimmtes sagen wollte -, musste man am besten einen Regenmantel anziehen oder sich mindestens 30 Grad seitlich von seinem Mund aufhalten. Normalerweise begleitete er die Spuckerei auch noch mit übertriebenem Gestikulieren, und zwar vor allem weil der Schuster ein beschissener Schlappschwanz war und bei den Fabriken keine ausreichend großen Bestellungen aufgeben wollte.
Jetzt war er gerade dabei, genau dieses Argument vorzubringen. „Also Steve, ich meine, wie sollen wir das beschissene Unternehmen vergrößern, wenn du mich nicht die beschissenen Schuhe bestellen lässt? Na los, Jordan, du weißt doch, was ich meine! Wie zum Teufel baue" - Mist! Das „B" war der tödlichste Konsonant des Spuckers, und er traf mich direkt auf die Stirn - „ich denn Geschäftsbeziehungen mit den Kaufhäusern auf, wenn ich keine Produkte liefern kann?" Der Spucker machte eine Pause; er schaute mich irritiert an und fragte sich, warum ich den Kopf in die Hände gelegt hatte und scheinbar an meinen Handflächen roch. Ich stand auf, trat zum Schutz vor der Spuckerei hinter Steve und sagte: „Eigentlich verstehe ich beide Argumente. Das ist nicht anders als im Brokergeschäft: Steve will vorsichtig sein und nicht zu viele Schuhe auf Lager haben, aber du willst dich hinstellen und den Zaun ins Visier nehmen, damit du Produkte verkaufen kannst. Das ist mir klar. Und die Antwort lautet - ihr habt beide recht und unrecht, je nachdem ob sich die Schuhe verkaufen oder nicht. Wenn ja, dann bist du ein Genie und wir machen tonnenweise Geld, aber wenn du dich irrst - und sich die Schuhe nicht weiterverkaufen -, dann sind wir gearscht und sitzen auf einem wertlosen Haufen Scheiße, den wir niemandem verkaufen können." „Das stimmt nicht", argumentierte der Spucker. „Wir können die Schuhe immer noch an Marshall's oder TJ Maxx oder andere Angebotsketten verhökern."
Steve wirbelte seinen Stuhl herum und sagte zu mir: „John hat dir nicht alles erzählt. Ja, wir können schon so viele Schuhe, wie wir wollen, an Leute wie Marshall's und TJ Maxx verkaufen; aber damit machen wir uns das Geschäft mit den Kaufhäusern und den Fachgeschäften kaputt." Steve schaute dem Spucker direkt in die Augen und sagte: „Wir müssen den Markennamen schützen, John. Du begreifst das einfach nicht." Der Spucker sagte: „Natürlich begreife ich das. Aber die Marke muss auch wachsen und wir können sie nicht wachsen lassen, wenn die Kunden ins Kaufhaus gehen und unsere Schuhe nicht finden." Dann zog der Spucker voller Verachtung die Augen zusammen und hielt dem Blick des Schusters stand. „Und wenn ich das dir überlasse", spuckte der
Weitere Kostenlose Bücher