Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
Flohmarkt sein könnte, hatte ihm buchstäblich die Kraft geraubt. Ich schaute den Spucker an; er beugte sich auf dem Stuhl vor, als wolle er in die Telefonleitung springen und Elliot erwürgen. Dann schaute ich Gary an, der immer noch gleichgültig war.
Elliot sprach weiter: „Ihr solltet das Ziel haben, Lizenzen auf den Namen Steve Madden zu vergeben. Dann könnt ihr euch zurücklehnen und Gebühren kassieren. Ihr solltet mit Gürteln und Handtaschen anfangen, dann Sportbekleidung, Jeans und Sonnenbrillen, und dann alles Mögliche ... der Endpunkt ist Parfüm, da könnt ihr wirklich was reißen. Und dort kommt ihr niemals hin, wenn John in allem seinen Willen bekommt. Nichts gegen dich, John, aber so ist dieses Biest nun einmal. Du denkst in heutigen Begriffen und bist heiß drauf, etwas zu machen. Du kühlst aber irgendwann wieder ab und wenn du es am wenigsten erwartest, verkauft sich etwas nicht; dann stehst du knietief in altmodisch aussehenden Schuhen, die außer auf dem Campingplatz keiner mehr tragen will. Dann musst du in den sauren Apfel beißen und die Schuhe dort unterbringen, wo sie nicht hingehören."
An diesem Punkt unterbrach ihn Steve. „Das ist ja genau das, was ich sage, Elliot. Wenn ich John machen lasse, haben wir am Ende ein Lager voll Schuhe und kein Geld auf der Bank. Ich will nicht das nächste Sam and Libby werden."
Elliot lachte. „Das ist ganz einfach. Ich weiß zwar nicht alles über euer Geschäft, aber ich möchte wetten, dass ihr den Hauptumsatz nur mit einer Handvoll Schuhe macht - wahrscheinlich drei oder vier - und dass das keine lächerlichen Dinger mit 20 Zentimeter Absatz und Nägeln und Reißverschluss sind. Mit solchen Schuhen schafft ihr euren Mythos - dass ihr jung und hip und all so'n Mist seid. Aber in Wirklichkeit verkauft ihr von diesen verkackten Schuhen kaum etwas, außer an die Freaks im Greenwich Village und in eurem Büro. Richtig Geld verdient ihr doch mit normalen Schuhen - den Standardmodellen, zum Beispiel Mary Lou und Marilyn, oder?" Ich schaute Steve und den Spucker an, die beide den Kopf schief gelegt hatten, eine Schnute zogen und die Augen weit aufrissen. Nach ein paar Sekunden Stille sagte Elliot: „Ich nehme eure Nichtantwort als Ja?"
Steve sagte: „Du hast recht, Elliot. Von den abgefahrenen Schuhen verkaufen wir nicht allzu viele, aber für die sind wir bekannt." „Genauso sollte es auch sein", sagte Elliot, der noch sechs Wochen zuvor keine zwei zusammenhängenden Wörter sagen konnte, ohne zu sabbern. „Das ist nicht anders als mit der ausgeflippten Mode, die man in Mailand auf den Laufstegen sieht. Diesen Schrott kauft niemand wirklich, aber er schafft das Image. Die Lösung ist also, dass ihr euch nur mit den konservativen Artikeln aus dem Fenster lehnt - und zwar nur in den angesagtesten Farben. Ich meine damit die Schuhe, die ihr raushaut, die ihr eine Saison nach der anderen verkauft. Aber riskiert unter keinen Umständen mit einem funky Schuh ernstlich Geld, selbst wenn ihr persönlich in ihn verliebt seid - und selbst wenn ihr damit auf euren Testmärkten gute Resultate erzielt. Seid mit allem, was kein erprobter Gewinner ist, lieber zu vorsichtig. Wenn ein Modell so richtig abgeht und der Bestand knapp wird, dann wird es nur noch heißer. Und da ihr in Mexiko fertigen lasst, könntet ihr auch mit Nachbestellungen noch die Konkurrenz schlagen. Und in den seltenen Fällen, in denen ihr auf den Zaun haltet und euch irrt - verhökert ihr die Schuhe an Discounter und nehmt den Verlust sofort in Kauf. In diesem Geschäft ist der erste Verlust der beste Verlust. Das Letzte, was ihr braucht, ist ein Lager voll totem Bestand. Außerdem müsst ihr mit den Kaufhäusern zusammenarbeiten. Lasst sie wissen, dass ihr hinter euren Schuhen steht und dass ihr ihnen Preissenkungen bezahlt, wenn sich die Schuhe nicht verkaufen. Dann können sie eure Schuhe als Sonderangebot verkaufen und trotzdem ihre Gewinnspanne halten. Macht das mal, dann werdet ihr sehen, dass die Kaufhäuser euren Müll entsorgen. Und noch ein anderes Thema, ihr solltet die Steve-Madden-Läden so schnell wie möglich einführen. Ihr seid ja Hersteller, und deshalb bekommt ihr dann den Großhandels- und den Einzelhandelsaufschlag. Außerdem ist das die beste Möglichkeit, den toten Bestand loszuwerden - Angebotspreise in den eigenen Geschäften. Dann lauft ihr auch nicht Gefahr, dass ihr euch den Namen kaputt macht. Und das ist die Lösung", sagte Elliot Lavigne. „Ihr seid auf
Weitere Kostenlose Bücher